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Dr. Siri sieht Gespenster - Cotterill, C: Dr. Siri sieht Gespenster - Thirty-Three Teeth

Dr. Siri sieht Gespenster - Cotterill, C: Dr. Siri sieht Gespenster - Thirty-Three Teeth

Titel: Dr. Siri sieht Gespenster - Cotterill, C: Dr. Siri sieht Gespenster - Thirty-Three Teeth
Autoren: Colin Cotterill
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Tagen wussten wir nicht, ob Sie es schaffen würden.«
    »Mist.«
    »Sie hatten sehr viel Blut verloren.«
    »Ich bin schon über drei Tage hier?«
    »Dtui, heute ist der 10. April. Sie sind seit über drei Wochen hier. Das laotische Neujahr steht vor der Tür.«
    »Gott, aber das kann ich mir doch gar nicht … Wie soll ich denn für all das aufkommen und für meine Mutter und …«
    Siri schüttelte lächelnd den Kopf.
    »Keine Sorge. Sie glauben ja gar nicht, was sich in der Zwischenzeit alles getan hat. Aber das erzähle ich Ihnen später. Die Kosten werden jedenfalls in voller Höhe übernommen.«
    Siri widmete sich eine Zeitlang Dtuis Wunden und führte ein paar einfache Untersuchungen durch.

    »Doc, es tut mir leid, dass ich Sie geweckt habe. Aber ich wollte unbedingt darüber reden.«
    »Das werden wir auch tun.«
    »Nein, jetzt. Ich muss es aussprechen. Je schneller ich das alles verarbeite, desto besser.«
    »Das kann sehr belastend sein. Sind Sie sicher, dass Sie die Kraft dafür haben?«
    »Ich bin hellwach und putzmunter.«
    »Dann schießen Sie los. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr ich mich darauf freue, dieses letzte kleine Rätsel zu lösen. Es macht mich noch wahnsinnig.«
    Er zog den Schreibtischstuhl an ihr Bett, setzte sich und nahm ihre Hand.
    »Onkel Civilai hat mir von den Tunnels erzählt.«
    »Wie sind Sie eigentlich auf die Idee gekommen, unter der Erde nach ihm zu suchen?«
    »Im Slum gibt es eine alte Frau. Die Leute nennen sie eine Hexe, weil sie mit den alten Traditionen vertraut ist und Kräutertränke braut. Ich habe sie nach dem Wertiger gefragt. Sie hat mir von den Höhlen erzählt, die in die andere Welt hinunterführen. Da die Kreatur bislang niemand gesehen hatte, schien es nur logisch, dass sie sich irgendwo versteckt hielt. Und in einer Stadt wie Vientiane gibt es nicht allzu viele oberirdische Verstecke.
    Ich hatte eigentlich nicht die Absicht, dort hinunterzusteigen und Wonder Woman zu spielen, ehrlich. Ich hasse enge Räume. Selbst in unserer Hütte kriege ich manchmal Zustände. Ich wollte mich da unten eigentlich nur mal umschauen. Ich hatte schließlich keine Beweise. Nichts, was dafür sprach, dass er tatsächlich dort unten steckte. Also wollte ich mich vergewissern, ob es überhaupt möglich war. Ich öffnete den Einstieg, kletterte die Leiter hinunter und
leuchtete mit meiner Taschenlampe in den Tunnel. ›Ist hier jemand?‹, rief ich.
    Keine Antwort. Es war nichts zu hören. Keine zehn Pferde kriegten mich in diesen Tunnel. Ich wollte die Leiter gerade wieder hinaufsteigen, als plötzlich dieser riesige Schatten auf mich fiel und ich einen Schlag auf den Kopf bekam.
    Als ich wieder zu mir kam, hatte er meine Taschenlampe und schleifte mich an meinem Handgelenk durch den Tunnel, als wäre ich ein Fliegengewicht. Ich war zwar benommen, aber ich strampelte und schrie, bis er mir noch eins mit der Taschenlampe überzog. Er war unglaublich stark. Geradezu übermenschlich stark.«
    »Wussten Sie gleich, wer er war?«
    »Dr. Vansana hatte mir Herrn Seua beschrieben. Die Beschreibung stimmte, aber das war nicht der gesellige, sympathische Bursche, den der Doktor aus Don Thao kannte: Dieser Mann war wahnsinnig, ein Irrer. Ich versuchte, mit ihm zu reden, ihn zu beruhigen, aber bei ihm waren sämtliche Sicherungen durchgebrannt.
    Er ließ mich irgendwo im Tunnel liegen und ging mit der Taschenlampe davon. Das war noch schlimmer als die Gewalt: die Dunkelheit. Siri, ich hatte noch nie solche Angst. Von dem Schlag brummte mir der Schädel, und ich war voller Blut. Und jetzt saß ich auch noch im Dunkeln, allein mit meinen Gedanken.«
    »Glauben Sie mir, das kann ich nachfühlen.«
    »Er kam noch ein oder zwei Mal wieder, mit den Kadavern von Eichhörnchen und streunenden Hunden. Er setzte sich im Schein der Taschenlampe vor mich hin, zerfetzte die Tiere mit seinen bloßen Zähnen und aß sie roh. Ich habe ja schon allerhand Widerwärtiges gesehen, aber das übertraf alles.

    Selbst da wusste ich noch nicht, was mich erwartete. Klar, ich wusste von den Opfern und hatte die Bissspuren gesehen. Aber er war ein Mensch, ein großer, kräftiger Mensch zwar, aber trotz allem ein Mensch. Ich dachte, wenn seine Blutvorräte aufgefüllt sind, verwandelt er sich in einen Wertiger, und ich werde sein nächstes Opfer. Ich war davon überzeugt, dass ich die Verwandlung miterleben würde.«
    Siri riss ein Papiertuch von der Rolle und tupfte die Tränen ab, die ihr übers Gesicht
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