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Dr. Siri sieht Gespenster - Cotterill, C: Dr. Siri sieht Gespenster - Thirty-Three Teeth

Dr. Siri sieht Gespenster - Cotterill, C: Dr. Siri sieht Gespenster - Thirty-Three Teeth

Titel: Dr. Siri sieht Gespenster - Cotterill, C: Dr. Siri sieht Gespenster - Thirty-Three Teeth
Autoren: Colin Cotterill
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»pardon, spätabends sitzt manchmal eine alte Frau in meinem Büro. Sie hockt einfach da. Ich warte immer darauf, dass sie etwas tut, mir ihre Titten
zeigt oder dergleichen, aber sie sitzt bloß da, kaut Betelnüsse und starrt mich an.«
    »Weißt du was, Siri? Manchmal bist du mir richtig unheimlich.« Civilai beugte sich vor und goss den Rest des sowjetischen Bestechungsgeschenks in ihre angeschlagenen Gläser. »Wir sollten das vertilgen, bevor es sich durch den Flaschenboden frisst.«
    »Ein Prosit auf die illustre Union der sowialistischen Republizisten.«
    »Ich glaube, du hast endgültig genug.«
    Sie leerten ihre Kelche bis zur Neige, und Siri stand schwankend auf.
    »Gott sei Dank, das wäre geschafft. Darauf einen Kaffee.«
     
     
    Der Nachmittag ging nahtlos in den Abend über.
    Der Schatten des Instant-Dschungels hatte sich über die beiden wodkaseligen Patrioten gesenkt und erklomm nun die Betonwand hinter ihnen. Der dickflüssige Kaffee riss sie aus ihrem sonntäglichen Dschumm. Civilai unternahm einen letzten Versuch, seinem Freund das neue Domizil schmackhaft zu machen.
    »Ich finde es hier eigentlich ganz nett.«
    »Dann ziehe ich zu deiner Frau, und du bekommst das Haus.«
    »Ein verlockendes Angebot.«
    »Es sollte eine Belohnung sein, stattdessen ist es eine Strafe, älterer Bruder. Auf der einen Seite wohnt Fräulein Vong, die ihre Nase grundsätzlich in alles steckt, was sie nichts angeht, und auf der anderen ein korrupter Provinzfunktionär aus Oudomxai.«
    »Warum schreist du nicht noch ein bisschen lauter?«

    Siri ignorierte ihn. »Aus dem verfluchten Lautsprecher an der nächsten Straßenecke plärren ab fünf Uhr in der Frühe ununterbrochen Hetzreden gegen die nichtkommunistische Welt. Ich könnte unglücklicher nicht sein.«
    »Dir fehlt einfach eine brave Frau, die das Haus ein wenig wohnlicher gestaltet. Du hast wohl nicht zufällig...«
    »Bäh.«
    »Ich habe mich lediglich gefragt, ob du dich...«
    »Bäh.«
    »... vielleicht bei ihr gemeldet hast.«
    »Nein. Und das habe ich auch nicht vor. Im Übrigen bitte ich von weiteren Fragen abzusehen.«
    »Ich finde das albern.«
    Siri schmollte ein Weilchen vor sich hin. Seit Bouas Tod hatte es nur eine Frau, ein Rendezvous gegeben. Ein desaströses Rendezvous. Siri wusste, dass er Lah würde lieben können. Seine Gefühle wurden erwidert. Seit er in der Mahosot-Klinik arbeitete, hielt Tante Lah auf ihrem Karren gegenüber dem Krankenhaus jeden Tag ein eigens zubereitetes Baguette-Sandwich für ihn bereit. Sie scherzten, sie flirteten, und sie machte keinen Hehl daraus, dass sie ihn mochte.
    Seit Boua, seine große Liebe, seine längst verstorbene Frau, ihm postum ihren Segen erteilt hatte, stürzte er sich wie ein Teenager in dieses neue Abenteuer. Als er Lah am Abend jenes verhängnisvollen Rendezvous dort stehen sah, prächtig herausgeputzt wie eine Likay -Königin, hatten ihn die Schmetterlinge in seinem Bauch beinahe aus dem Sattel seines Motorrades gehoben.
    Sie kam in ungewohnten Stöckelschuhen auf ihn zugetrippelt und küsste ihn auf die Wange. Als ihre Lippen seine Haut streiften, regten sich Körperteile, die seit vielen Jahren im Winterschlaf gelegen hatten. Ein vielversprechender
Auftakt. Er stand auf einem hohen Berg mit grandiosem Ausblick auf einen traumhaft schönen Lebensabend.
    Er wollte sich eben kopfüber hinunterstürzen, als sie ihm das Geschenk überreichte. Es war hübsch verpackt, vermutlich kostspielig und schwer. Sie sagte, sie habe es auf dem Morgenmarkt entdeckt. Sie sagte, es habe zu ihr gesprochen. Sie meinte, es werde seiner Pechsträhne ein Ende setzen. Er öffnete die Schachtel, und seine Welt stürzte ein wie eine schlampig konstruierte Tempelstupa.
    In dem kleinen Pappsarg lag ein von zahllosen hoffnungsfrohen Fingern abgegriffenes schwarzes Amulett. Es hing an einem ausgefransten Lederriemen. Siri kannte es nur zu gut.
    Lah lächelte, in der Hoffnung, dass ihr schneidiger Galan ihr Lächeln erwidern würde. Stattdessen machte er ein furchterregendes Gesicht. Seine struppigen weißen Brauen trafen sich inmitten seiner tief zerfurchten Stirn. Er schüttelte langsam den Kopf und fragte: »Wie konnten Sie das tun?«
    »Wa-?«
    Das Amulett in seiner linken Hand umklammernd, war Siri ohne ein weiteres Wort auf seinem Motorrad davongerast. Sie sah ihm nach, und ihre kirschroten Lippen bebten. Sie hatte natürlich keine Ahnung, was sie getan hatte. Sie hatte ihm eine Gefälligkeit erweisen, ihm zum Zeichen
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