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Dr. Poptlok Luktor und das Tor des Lichts (German Edition)

Dr. Poptlok Luktor und das Tor des Lichts (German Edition)

Titel: Dr. Poptlok Luktor und das Tor des Lichts (German Edition)
Autoren: Romana Heßmann-Ziegler
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Esszimmer zurück. Großvater drückte allen nacheinander die Hände und sprach seinen Segen über jede und jeden. Er fasste sogar an Tante Elisabeths Bauch und segnete das noch ungeborene Kind.
    Als Nymus zu ihm trat, schaute ihn der Großvater ernst an: „Nymus, du bist standhaft und du bist tapfer. Du wirst ein großer Zauberer werden. Du bist derjenige in unserer Familie, der die Begabung weiterträgt. Achte auf dich und auf das, was du tust! Und versöhn dich mit deiner Mutter! Leb wohl und nimm meinen Segen.“
    Während Nymus mit den Tränen kämpfte, spürte er dennoch, wie ein Strom von Wärme von Großvaters Händen in die seinen flutete und sich über seine Arme in seinem ganzen Körper ausbreitete. Er küsste Großvaters Stirn und verließ mit gesenktem Kopf den Raum. In seinem Zimmer ließ er sich aufs Bett fallen und erlaubte sich endlich zu weinen.
    Auch die anderen hatten auf Großvaters Wunsch das Esszimmer verlassen. Nur Großmutter war bei ihm geblieben, um die letzten Minuten bei ihm zu sein und ihn ins Jenseits zu geleiten.
    Nachdem Nymus den ersten Tränenstrom dem Kopfkissen übergeben hatte, lauschte er in den Flur. Bald schon hörte er, wie Großmutter die Esszimmertür öffnete und tonlos sagte: „Er ist gegangen.“
    Nie wieder würde Nymus mit Großvater sprechen können, nie wieder mit ihm Schach spielen können, nie wieder mit ihm einen Ausflug machen können, nie wieder, nie wieder, nie wieder!
    Dieses „Nie wieder“ breitete sich in seinem Kopf aus und überschwemmte ihn wie über die Ufer getretene Fluten. Er hielt es nicht mehr in seinem Zimmer aus. Er sprang von seinem Bett hoch und rannte durch den Flur zum Eingang.
    Als er am Esszimmer vorbeihastete, sah er die ganze Großfamilie darin versammelt. Alle weinten. Mutter und Großmutter lagen sich in den Armen. Tante Elisabeth hatte einen Arm um den kleinen Artar gelegt, mit dem anderen umfing sie ihren schluchzenden Ehemann. Marlene und Hedwig hielten sich eng umschlungen.
    Nymus riss die Wohnungstür auf und stürzte hinaus. Er hetzte die Treppen hinab, an den anderen Wohnungen vorbei.
    Im ersten Stock trat Manuela gerade aus der Tür.
    „Hallo Nymus, der Andi ist wieder da – was ist denn mit dir los?“, reagierte sie verdattert, als sie sein hochrotes Gesicht sah.
    Doch Nymus raste an ihr vorbei. Jetzt nur nicht sprechen müssen! Weg, nur weg!
    „He, Nymus, bleib da. Du kannst doch jetzt nicht raus. Die Krähen sind wieder da! Nymus!“ rief Manuela hinter ihm her.
    Nymus ließ die Haustür hinter sich, die krachend zuschlug. Rasch hatte er sein Fahrrad entsperrt und warf das Schloss in den Fahrradkorb. Dabei fiel ihm auf, dass sein Fahrradspanner fehlte. Aber das war ihm jetzt gleichgültig. Er zerrte das Rad aus dem Ständer und jagte davon.

Nymus in Gefahr
    Nachdem Nymus auf die Hauptstraße getroffen war, sauste er sie in wildem Tempo entlang. Obwohl der Feierabendverkehr schon langsam abflaute, fuhren immer noch zahlreiche Autos und bildeten lange Schlangen vor den Ampeln. Nymus musste langsamer werden, um keins der Fahrzeuge zu streifen, an denen er sich rechts vorbeidrängelte. Dennoch war er noch so schnell, dass er die Autos, selbst wenn die Ampel auf Grün stand, hinter sich ließ.
    Gerade hatte er die große Kreuzung erreicht, als das Licht von Grün über Orange auf Rot wechselte. Nymus trat zornig in die Pedale und preschte trotzdem über die breite Straße. Ein empörtes Hupkonzert kommentierte sein verkehrswidriges Verhalten. Doch Nymus achtete nicht darauf, sondern steigerte weiter sein Tempo. Jetzt bog er in die Parallelstraße ein, flitzte vorbei an dem Kino, an dem große Plakate für einen Liebesfilm warben, vorbei an dem Einrichtungshaus mit seinen vornehmen Wohnzimmermöbeln, vorbei an dem Supermarkt, vor dem unzählige Autos am Straßenrand parkten und er beinahe in eine sich öffnende Autotür hineingerast wäre. Auf dem Zebrastreifen überquerten gerade ein Mann und zwei Frauen mit prallen Einkaufstaschen und -tüten die Fahrbahn. Anstatt anzuhalten und zu warten, schlängelte sich Nymus zwischen ihnen durch.
    „ Flegel, Rotzlöffel, verzogener Bengel“, schimpften die erschrockenen und entrüsteten Passanten erbost.
    Aber Nymus beschleunigte sein Tempo noch. Die Schaltung knackste, als er den schwersten Gang einlegte. Er ließ die Reinigung hinter sich, das Restaurant, den Obst- und Gemüseladen, die Grundschule, die Apotheke und zweigte schließlich nach links in eine Seitenstraße ab. Nach
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