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Dornroeschenmord

Dornroeschenmord

Titel: Dornroeschenmord
Autoren: Anna Kalman
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Schar Krähen an ihrem Pellegrino, tauschten voller Süffisanz den neuesten Szenetratsch aus und versorgten ihre Fitneß-gequälten Leiber mit einer halben Portion Penne Arrabiata. Nur zu ganz besonderen Gelegenheiten gönnten sie sich einmal ein verruchtes Glas Weißwein. Sie bezahlten mit ihrem guten Namen und am Abend mit der Einsamkeit.
    Als Mandy die Tür zu ihrem Büro aufschloß, warf sie einen liebevollen Blick auf das Firmenschild: »Argus-Detektei« stand dort in messingfarbenen Buchstaben. Die Wut wich dem Gefühl von Sicherheit und Stolz. Dies war ihr eigenes Reich, und sobald sie eintrat, fühlte sie, wie sie sich in dem hellen, luftigen Raum entspannte. Erwartungsvoll lauschte sie dem blinkenden Anrufbeantworter.
    »Guten Tag, hier Cordula Schiller, Europa-Film. Wir hätten eventuell einen Auftrag für Sie. Bitte rufen Sie mich zurück. Telefon 540 53 41. Vielen Dank.«
    Ein einziger Anruf! Der Tag wurde nicht besser. Und überhaupt: Weshalb hatte sie ihren gutbezahlten Job als Versicherungsdetektivin bei der France Guarde aufgegeben? Weshalb hatte sie ihr Betriebswirtschaftsstudium mit Diplom abgeschlossen und zusätzlich noch ein paar Semester Jura studiert? Damit sie jetzt in ihrer Agentur saß, um sich ausgiebig der Pflege ihrer Fingernägel zu widmen?
    Vor vier Wochen hatte sie das Büro eröffnet, Anzeigen geschaltet, Mailings verschickt, und trotzdem ließen die Klienten auf sich warten. Wenn das so weiterging, würde sie bald wie Detektiv Rockford in einem Wohnwagen hausen. Doch diesen Triumph wollte sie Edward nicht gönnen. Schon allein deshalb nicht, weil er die Detektei von vornherein zum Gegenstand seiner Unkereien gemacht und Mandy einen riesigen Reinfall prophezeit hatte. Dabei hatte sie im stillen gehofft, auch beruflich mit ihm ein Team zu bilden. Schließlich war Edward ein erfolgreicher Anwalt, und in ihrer Phantasie hatte sie sich schon als weiblichen Philip Marlowe gesehen, dem es gelang, auch die kniffligsten Fälle zu lösen.
    Doch Edward, ganz Halbgott im Talar, hatte auf ihren enthusiastischen Vorschlag mit Herablassung reagiert: »Schatz, du hast zu viele Krimis gelesen. Außerdem mußt du erst mal Routine bekommen, dann sehen wir weiter.« Wie schön, einen Mann zur Seite zu haben, dessen Ratschläge im höchsten Grade ermutigend waren.
    Frustriert tippte sie die Nummer von Europa-Film ins Telefon. Besetzt. Entschlossen, sich nicht ganz entmutigen zu lassen, setzte Mandy sich mit einer Tasse Kaffee in der Hand an den Computer und ließ nebenbei den Fernseher laufen.
    »… eine weitere Frauenleiche entdeckt«, sagte plötzlich die sonore Stimme eines Nachrichtensprechers. Mandy horchte auf.
    »Bei dem Opfer handelt es sich um die 29jährige Kerstin Wallner. Die Polizei vermutet, daß es sich bei dem Täter um dieselbe Person handeln muß, die vor vier Wochen die 32jährige Mona Krug in ihrem Sendlinger Apartment auf mysteriöse Weise ermordet hat. Die Kripo München geht von einer Ritualmordserie aus. Mehr dazu erfahren Sie in unseren Regionalnachrichten um zwölf Uhr fünfzehn.«
    Ein schrilles Klingeln an der Tür ließ sie zusammenfahren. Draußen stand ein Kurierfahrer mit einhundert Rollen Faxpapier.
    »Sie müssen da noch den Empfang quittieren«, sagte er und hielt ihr mit nikotingelben Fingern das Lieferpapier unter die Nase. Hundert Rollen Faxpapier – du meine Güte. Wieso hatte sie nur so viel auf einmal bestellt?
    Bisher hatte noch nicht einmal jemand versucht, ihr auf diesem Weg eine Nachricht, geschweige denn einen Auftrag zu vermitteln. Besorgt wie sie war, hatte sie das neue Gerät schon mehrmals auf seine Funktionstüchtigkeit überprüft. Es lief einwandfrei.
    Himmel! Die Nachricht von Europa-Film! Sie klemmte sich einen Teil der Rollen unter den Arm und eilte zurück ins Büro. Diesmal ging der Anruf durch. Die Angelegenheit schien dringend zu sein, und Mandy vereinbarte gleich für den nächsten Tag einen Termin mit Cordula Schiller. Erleichtert legte sie auf und atmete geräuschvoll aus. Na also, es klappte doch! Zumindest beruflich bekam sie langsam Oberwasser.
    Privat war sie dem Ertrinken nahe. Zeit, endlich aufzutauchen, dachte sie, während sie die Nummer ihrer Freundin Dorothee wählte. Dorothee Kupitz, Ärztin und Tochter aus wohlhabendem Hause, trug ausschließlich Jil Sander und ihr feines Näschen ziemlich hoch. Den braunen Augen mit den langen Wimpern entging nicht die leiseste Schwäche ihrer Zeitgenossen. Männer hielten ihrem Röntgenblick
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