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Dornenliebe

Titel: Dornenliebe
Autoren: Christine Feher
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findet sie ein Glas Nuss-Nugat-Creme, noch ein Stück Zuhause, aber das Brot dazu fehlt, sonst würde sie jetzt glatt eine Scheibe davon verschlingen. Morgen. Morgen.
    Die Zahnbürste, die Seife fürs Bad, endlich ein Handtuch. In der Reisetasche Lunas Schlafanzug, langärmelig, aus Frottee, zum Glück warm genug für diese Nacht, unter der Decke ist es fast egal, wie gut die Heizung funktioniert. Endlich kommen auch ihre farbigen Teelichthalter zum Vorschein, da hat sie fast schon einen Sammeltick, kann an kaum einem Stück vorbeigehen. In der Umhängetasche fischt sie nach ihrem Feuerzeug, zuerst geht es nicht an, Luna flucht leise und verbrennt sich fast die Finger, dann endlich richtet sich eine ruhige Flamme vor ihr auf. Als alle Teelichter brennen, die sie verteilt hat, auf dem Fensterbrett, dem Arbeitsplatz, einem kleinen Beistelltisch, einer Umzugskiste, löscht sie das Deckenlicht. So wirkt alles schon viel gemütlicher. Aber ihr Magen knurrt. Ohne etwas zu essen, wird sie nicht durchhalten bis morgen früh. Luna nimmt ihre Jacke vom Fensterbrett und sucht darin nach dem Wohnungsschlüssel. Ein paar Schritte an der frischen Luft werden ihr guttun; vielleicht ist es danach schon ein bisschen wie nach Hause kommen, wenn sie zurückkehrt. Sorgfältig bläst sie die Kerzen aus, schon der Duft danach wirkt ein wenig anheimelnd. Nachher wird sie sie noch einmal anzünden, auch Kerzenflammen können das Zimmer wärmen.
    Ihr Handy piept. Sarah, die Kommilitonin, die sie aus einem Internetforum kennt, hat eine SMS geschickt. Fragt, ob Luna gut angekommen sei und noch etwas mit ihr unternehmen möchte; sie hätte Zeit. Eigentlich will
Luna nicht. Thore hätte gesagt, dass es wichtig sei, Leute kennenzulernen, wenn man neu in einer Stadt ist. Luna schreibt zurück, dass sie nur schnell irgendwo was essen möchte. Sie würde sich freuen, wenn Sarah mitkäme. Eine halbe Stunde später ist Sarah da.
    »Wir können auch auf eine Party gehen«, schlägt sie vor, nachdem sie sich in Lunas Wohnung umgesehen hat. »Das Wichtigste hast du ja fertig, der Rest läuft dir nicht weg. Hast du Lust?«
    »Ich weiß nicht.« Luna zieht ihre Strickjacke fester um den Körper. »Nach Party ist mir eigentlich nicht so, bin ziemlich kaputt nach dem Umzug. Außerdem kenne ich da niemanden.« Sie streift Sarah mit einem Blick, auch sie ist ihr noch fremd, immerhin sehen sie sich heute zum ersten Mal. Luna merkt, dass sie sich scheu in ihrer Gegenwart fühlt, schon wieder fremd, nachdem sie gerade angefangen hatte, sich ein wenig über ihre Wohnung zu freuen, über das, was sie schon geschafft hat. Auf Partys braucht sie immer jemanden Vertrautes an ihrer Seite, um sich wohl zu fühlen. Sobald sie niemanden zum Reden hat und nicht tanzen will, würde sie am liebsten gehen, versteckt sich im Bad, solange es geht, oder hilft dem Gastgeber in der Küche. Heute wird sie gar nicht wissen wohin, wenn Sarah fast alle Leute kennt, und sie kennt nicht einmal Sarah.
    »Was ist das überhaupt für eine Party?«, fragt sie und sucht nach einer kleineren Tasche, die große aus Stoff passt nicht zum abends Weggehen. Ihre Schuhe hat sie auch noch nicht ausgepackt, die Jeans ist an den Oberschenkeln schmuddelig vom Kistenschleppen, und ihr Pullover ist einer der ältesten, die sie hat. Wenigstens frisch machen müsste sie sich noch. In ihrer Reisetasche findet sie einen Gürtel, der aus dem Pulli doch noch ein recht ansehnliches Teil zaubert. Immerhin.

    »Johannes, ein Kumpel von mir, feiert seinen Einundzwanzigsten«, erklärt Sarah. »Da wird es so voll sein, dass es gar nicht auffällt, ob du jemanden kennst oder nicht. Tanz einfach, schlag dir am Buffet die Wampe voll und verschaff dir mit ein, zwei Gläsern Sekt die nötige Bettschwere für nachher. Wir müssen nicht ewig bleiben, aber ich wollte mich da einfach mal sehen lassen.«
    »Klingt gut«, antwortet Luna, deren Magen jetzt wirklich vor Hunger schmerzt, und bürstet ihr halblanges dunkelbraunes Haar. Wenigstens hat sie es heute früh gewaschen, jetzt glänzt es wieder. Komischer Gedanke, dass das noch bei den Eltern in Remscheid war, denkt sie, während sie rasch noch etwas Lipgloss aufträgt. Und jetzt ist sie in Berlin und geht gleich auf eine Party. Tanzen, Sekt trinken und etwas essen.

    Sie fahren eine halbe Stunde mit der S-Bahn.
    »Das ist die Gegend hier in Berlin«, erkärt Sarah, während sich Luna interessiert umsieht, nachdem sie ausgestiegen sind. Das Viertel wirkt belebter und
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