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Doppeltes Spiel (German Edition)

Doppeltes Spiel (German Edition)

Titel: Doppeltes Spiel (German Edition)
Autoren: Franziska Hille
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du meine Kopfschmerzen - du weißt, dass ich dann lieber für mich bin.« Sie hatte Lysette beruhigt: »Philippe ist ein diskreter, altmodischer Mann. Er würde mich niemals kompromittieren, wenn Personal oder auch nur seine Familie in der Nähe ist. Händchenhalten ist das Höchste, oder ein Küsschen auf die Wange. Ihr werdet nicht viel allein sein, die Familie klebt bei solchen Treffen die ganze Zeit zusammen.« Sie hatte abschätzig den Mund verzogen, aber Lysette fand das schön. Sie hatte andere immer um diesen Zusammenhalt beneidet. Lajos Nádasdy, ihr Freund, stammte auch aus so einem Clan von Familientieren, wie er es nannte.
    Lajos. Lysette musste sich beherrschen, um das Gesicht nicht zu verziehen. Es war vorbei, auch wenn sie beide noch nicht konkret über eine Trennung gesprochen hatten. Er war die rechte Hand des Intendanten, hatte gelegentlich auch das eine oder andere Stück inszeniert, in dem sie mitspielte, und so waren sie sich näher gekommen. Jetzt war ihm der Sprung auf der Karriereleiter gelungen, er übernahm als Intendant ein kleineres, aber renommiertes Stadttheater in Süddeutschland. Lysette hatte sich sehr für ihn gefreut. Lajos war ehrgeizig und es gefiel ihm schon lange nicht mehr, die zweite Geige zu spielen. Sie hatte im Geiste schon ihre Wohnung in Hamburg aufgegeben und angefangen, den Umzug zu planen, als er ihr eröffnete, dass er sie nicht mitnehmen könnte. Er murmelte etwas von »Ruch von Vetternwirtschaft« und »noch nicht fest im Sattel« und versprach ihr, sie später nachzuholen, irgendwann. Irgendwann - das hieß nie. Lysette war nicht naiv genug, ihm dieses Versprechen zu glauben. Wahrscheinlich war da eine andere Frau, die er mit in sein Ensemble (und sein Bett) nehmen wollte.
    Natürlich hatte es sie getroffen. Und vielleicht hatte das auch den Ausschlag gegeben, sich auf diese Komödie einzulassen, in der sie nun steckte. Lysette biss auf die Zähne. Es gab jetzt keinen Weg mehr hinaus, der Margo nicht bloßstellen würde. Sie musste nun weitermachen, ob sie wollte oder nicht.
    »Ist dir schlecht?«, riss Nicholas sie aus ihren Grübeleien. »Du bist ganz blass um die Nase.«
    Lysette sah ihn an, erstaunt über die Sorge in seiner Stimme. »Es ist schon okay«, beruhigte sie ihn. »Ich bin schrecklich müde und habe ein wenig Kopfschmerzen.« Das stimmte nicht, aber Margo schlug sich ständig mit Kopfschmerzen oder Migräne herum, das sollte sich also nicht beunruhigend anhören. Und richtig: Philippes Bruder nickte nur und wandte sich wieder ab. Die Straße wurde kurviger und schmaler und verlangte etwas mehr Aufmerksamkeit.
    »Wer ist da?«, fragte Lysette. »Ich meine, wer vom Personal ist im Haus?« Musste sie das Personal nicht kennen? Sicherlich. Margo hatte ihr irgendwas erzählt und sie hatte sich auch Notizen gemacht, aber die konnte sie ja jetzt schlecht durchblättern.
    »Sandrine«, erwiderte Nicholas. »Und wahrscheinlich Esteve. Mit Sandrine habe ich heute Morgen jedenfalls telefoniert.«
    Sandrine war Philippes Haushälterin, soviel wusste Lysette. Und Esteve war ihr Mann. Sie nickte erleichtert.
    Sie durchquerten das Örtchen Villes sur Auzon und fuhren einen schmalen Schotterweg hinauf. Das alte Landhaus lag malerisch eingebettet zwischen zwei Hügeln im Schatten von Olivenbäumen, Wacholder, Kiefern und Lorbeerbäumen, Eichen und üppigen, rosa und weiß blühenden Oleanderbüschen. Eine Zypressenhecke schirmte das niedrige Gebäude zum Weg hin vor neugierigen Blicken ab.
    Der Wagen hielt in der Einfahrt. Die Abendsonne tauchte die grauen Bruchsteinmauern des Mas in ein warmes rötliches Licht.
    Nicholas öffnete ihr die Wagentür. Lysette stieg aus und sah sich entzückt um. »Ist das traumhaft!«, rief sie.
    Ein verwunderter Blick traf sie. »Aber du kennst das Mas doch!«
    Lysette riss die Augen auf. »Ja, natürlich«, versicherte sie hastig. »Ich hatte nur vergessen, wie schön es hier ist«, rettete sie sich auf halbwegs sicheren Grund.
    Nicholas sah sie immer noch fragend an. Als Lysette nichts mehr hinzufügte, nickte er kurz und ging zur Haustür.
    Wirkte das alte Landhaus von außen noch rustikal und verwittert, so änderte sich der Eindruck beim Öffnen der Tür radikal. Lysette empfing schon in der Eingangshalle der Anblick von edlem Holz und poliertem Stein, weichen, in satten Farben glühenden Teppichen und einer dezenten, aber nicht minder teuren Einrichtung. Der sie umgebende Luxus verschlug ihr den Atem. Sie bemühte sich um eine
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