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Dopingmixer

Dopingmixer

Titel: Dopingmixer
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
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haben, in die Chicago Street gefahren und hatte eine Gegenüberstellung vorgenommen. Dabei bestätigte Mrs Sharp, dass es nicht diese beiden gewesenseien, mit denen sie sich nachts geprügelt hatte. Auch in der Dunkelheit habe sie erkennen können, dass die Täter nicht derart kohlrabenschwarze Haare besaßen, hatte Mrs Sharp zuerst der Polizei und dann auch Tante Mathilda am Telefon gesagt. Eher seien sie wohl dunkelblond gewesen. Und Perücken hätten sie bestimmt nicht getragen, die hätten sie sonst bei den Handgreiflichkeiten ganz gewiss verloren.
    Obendrein, berichtete Tante Mathilda weiter, hätten die beiden Blumenverkäufer, bei denen es sich im Übrigen um Zwillinge namens John und Harry Mitchell, wohnhaft in Rocky Beach, Duncan Avenue, handelte, behauptet, sie seien in jener Nacht gar nicht im Lande gewesen, sondern auf einem Kurztrip in Mexiko. Hals über Kopf weggerannt seien sie außerdem bloß, weil ihnen die behördliche Genehmigung für ihren Blumenverkauf schon vor Monaten wegen kleinerer Unregelmäßigkeiten entzogen worden war und sie ihrem Gewerbe trotzdem nachgegangen waren. Denn sonst hätten sie keine Arbeit, sie müssten schließlich von irgendetwas leben.
    Und als Mrs Sharp, der Tante Mathilda natürlich längst von ihrem Lippenstift-Trick erzählt hatte, fragte, wie denn ihre exotischen Pflanzen an den Blumenstand in Los Angeles gekommen seien, da hätten die beiden mit Unschuldsmienen beteuert, sie hätten sie zusammen mit anderen Gewächsen ganz regulär auf einem Großmarkt im Hafen von Ventura erstanden.
    Die Stimmung am Tisch von Tante Mathilda wurde im Laufe ihres Berichts immer schlechter und verbesserte sich auch nicht dadurch, dass die Gastgeberin mit einer zweiten Torte herausrückte, als die erste vertilgt war. Peter dachte an Kelly und daran, dass am nächsten Tag nun endgültig ihr Tennismatch stattfinden sollte. Bob war in Gedanken in Sax Sendlers Agentur, wo es dringend einiges aufzuräumen und Taschengeld zu verdienen gab. Justus stieß Lys unterm Tisch an und machte eine grimmige Miene. Auch er hatte sich die nächsten Tage anders vorgestellt, als sich erneut kopfüber in einen Fall zu stürzen, mit dem er doch schon am Vormittag abgeschlossen hatte.
    »So ist das also«, kommentierte Justus. Und dann sagte erst einmal keiner mehr etwas.
    Am nächsten Morgen klingelte der Wecker zu einer Zeit, zu der Justus sich sonst zum viertletzten Mal herumdrehte, nämlich um halb sechs. Noch im Halbschlaf hatte er beschlossen, den Grünzeug-Fall im Alleingang zu lösen. Erstens aus Rücksicht auf Peter und Bob. Und zweitens war nicht zu übersehen, dass sie den Doping-Fall ohne fremde Hilfe nicht oder jedenfalls nicht so schnell zu Ende gebracht hätten und dass die drei ??? insofern noch etwas gutzumachen hatten – er, Justus, war aber deren Anführer und trug deshalb eine besondere Verantwortung.
    Mit einem herzhaften Gähnen zog Justus das Telefonbuch zu sich heran. Er fand die Nummer von John und Harry Mitchell und hatte tatsächlich Glück. John meldete sich und wollte gleich wieder auflegen, als Justus erklärte, wer dran war. Aber dann ließ er sich doch ein wenig besänftigen.
    »Wir müssen wissen, wer die Lieferanten des Großmarkts in Ventura sind«, setzte Justus dem widerwilligen Zwilling auseinander. Und um dem anderen klarzumachen, dass auch er ein Interesse an einer Aufklärung des Falls haben müsste, fügte er hinzu: »Immer vorausgesetzt, Ihre Geschichte stimmt.«
    »Natürlich stimmt sie«, dröhnte John ins Telefon, und Justus sagte: »Umso besser.«
    Es stellte sich heraus, dass John Mitchell das halbe Dutzend Firmen, die den Großmarkt in Ventura mit Pflanzen undBlumen belieferten, gut kannte. Er und sein Bruder hatten früher dort gearbeitet und waren mit allen diesen Züchtern in ziemlich engen Kontakt gekommen.
    Justus hatte schlecht geschlafen, und wieder einmal wirr geträumt und verspürte keine Lust auf komplizierte Fragen.
    »Wem von denen würden Sie zutrauen, bei einer Frau mehrfach einzubrechen, wertvolle Pflanzen zu stehlen und sich sogar mit ihr herumzuprügeln? Oder so etwas von anderen besorgen zu lassen?« Große Hoffnung auf eine sinnvolle Antwort hatte er dabei nicht.
    Zu seiner Überraschung sagte John: »Moment mal«, und fing tatsächlich an nachzudenken. Und nach einer kurzen Pause sagte er: »Die meisten scheiden für so etwas aus. Ein richtiger Fiesling ist Bill Lemmon. Dem trau ich alles zu, der macht alles für Geld.« Er hielt inne.
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