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Dopingmixer

Dopingmixer

Titel: Dopingmixer
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
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ihm gefolgt, als er sich in der allgemeinen Verblüffung unauffällig in dieKatakomben des Stadions verdrückte. Jetzt lehnte Peter mit verschränkten Armen an der Tür von Tom Descansos rotem Chevrolet und wollte wenigstens ein Geständnis hören. »Alles Weitere wird sich dann finden«, sagte Peter. Er merkte, dass der Trainer ihn musterte und seine Chancen bei einem Kampf abschätzte. Ich bin nicht kleiner als du, dachte Peter, und unser Gewicht dürfte auch etwa gleich sein. Außerdem bin ich trainiert, und du lässt trainieren, das macht einen Unterschied. Aber zur Sicherheit sagte Peter noch laut und wahrheitsgemäß, er könne Karate.
    Descanso resignierte.
    »Nach dem, was sich gerade ereignet hat, ist es mit Ihrer Trainerlaufbahn ohnehin vorbei. Die Presse wird herausbekommen, wen Glenn gemeint hat. Und dann wird sich die Justiz mit Ihnen befassen. Wegen Körperverletzung.«
    Descanso nickte. »Ich habe es nicht freiwillig getan«, sagte er.
    »Wer hat Sie gezwungen?«
    »Der Chef«
    »Wie hat er das gemacht?«
    »Da gab es eine alte Geschichte. Er hatte mich in der Hand.« Für einen Moment schwieg er. »Und ich habe es nur bei vier Schülern in Santa Barbara getan.« Er nahm seine blaue Schirmmütze ab und drehte sie verlegen in den Händen. Der große Mann wirkte jetzt gar nicht mehr sehr groß. »Joshua Globe wollte es so. Er will einmal genauso berühmt und reich werden wie sein Bruder.«
    »Aber Glenn Miles wollte es ganz bestimmt nicht«, sagte Peter.
    »Der Direktor ist vollkommen vernarrt in den Burschen. Er hat ihn laufen sehen und gemeint, er sei ein noch größeres Talent als Joshua. Und man müsse ihn fördern, das seien wir ihm schuldig. Ich habe mich gesträubt, aber er ließ mich nichtin Ruhe.«
    »Und dann?«
    »Dann habe ich ihm Vitaminpräparate gegeben.« Descanso stockte. »Aber es waren keine Vitaminpräparate.«
    »Sondern?« Peter sah dem Trainer unverwandt ins Gesicht. Der wich seinem Blick aus. »Sondern?«
    »In seinem Fall war es Stromba.«
    Peter schwankte, ob er Mitleid mit Descanso haben sollte oder ihn verachten. »Wenn ich zu Ihnen gekommen wäre, dann hätten Sie mich auch mit dem Zeug vollgestopft, nicht wahr?« Aber dann verzichtete er auf eine Antwort. Es ekelte ihn an. Ihm fiel ein Satz aus Mary Sullivans Buch ein: »Nicht mehr Menschen treten im friedlichen Wettkampf gegeneinander an, sondern laufende, springende, schwimmende Laboratorien. Das Zielband durchreißt nicht der schnellste Athlet, sondern das wirksamste und optimal dosierte Pharma-Produkt.« Er gab Descanso den Weg frei und sah ihm nach, wie er davonfuhr.
    Lys gab Martin Field die Hand. »Sie haben uns sehr geholfen, Mr Field, und ich möchte Ihnen danken.« Justus fand, dass das Lächeln, das sie dem Lehrer schenkte, wieder etwas zu strahlend war. Dann stiegen sie in Bobs Käfer ein und Justus sorgte dafür, dass er mit Lys zusammen hinten sitzen konnte. Field und Hutchins winkten ihnen zum Abschied zu, und Lys und die drei ??? winkten zurück.
    »Ich soll euch Grüße von Glenn ausrichten«, sagte Lys, als Bob auf die Straße bog. »Er bittet euch alle sehr um Entschuldigung und um Verständnis. Und ich auch.« Dabei drückte sie Justus fest die Hand. Dann erzählte sie, wie sich Glenn vor drei Tagen an sie gewandt hatte. Er hatte gleich nach der Rückkehr nach Santa Barbara mit Joshua Globe gesprochenund der hatte ihm alles gebeichtet. Die Vitamine, die Glenn vom Trainer bekommen hatte, entpuppten sich in einem chemischen Labor als verbotenes Doping-Mittel.
    »Stromba«, warf Peter ein.
    Lys sah ihn erstaunt an, aber sie fuhr mit ihrem Bericht fort. »Glenn hatte einfach Vertrauen zu mir gefasst. Wir haben beraten, was wir tun sollen. Als Erstes haben wir Kontakt mit Field aufgenommen, von dem Glenn ahnte, dass er der Sache irgendwie auf der Spur war.«
    »Wir haben das nicht geahnt, wir wussten es«, sagte Justus. Es klang etwas vorwurfsvoll. Und noch während er es sagte, wurde ihm klar, dass es übertrieben war. Bis zu Fields Auftauchen auf der Tribüne war schließlich unklar gewesen, auf welcher Seite er stand. Peter drehte sich auf seinem Beifahrersitz nach hinten um. »Und dann«, sagte er zu Lys, »hattest du die Idee mit dem Stadionlautsprecher. Du bist schließlich die Schauspielerin und verstehst etwas von großen Szenen.«
    Sie lächelte und ihre Wangen röteten sich wieder ein bisschen. Sie war stolz und verlegen zugleich. »Aber es war Glenn, der die Sache öffentlich machen wollte.
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