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Dopingmixer

Dopingmixer

Titel: Dopingmixer
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
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vor einigen Tagen habe ich gedacht, das alles würde sich weit weg von uns abspielen. Nur bei den sogenannten Erwachsenen, von denen einige ja bekanntlich für Geld und Ruhm alles tun. Aber das war ein Irrtum. Doping gibt es auch schon bei uns, bei uns Schülern.«
    Glenn machte eine Pause, und im Stadion wurde ein Brodeln bemerkbar. »Ich weiß, wovon ich rede«, fuhr er fort, »ich bin selbst gedopt worden.« Der Lärmpegel schwoll gewaltig an. Überall kam Bewegung in die Sportler auf dem Rasen und auf den Bahnen. »Wie gesagt, ich heiße Glenn Miles und komme aus Santa Barbara. Mein Name ist der einzige, den ich nennen werde. Aber ich kenne andere. Natürlich nicht alle, aber einige. Ich kenne den Namen des Trainers, der Schülern solche Mittel gibt. In manchen Fällen wissen diese Schüler gar nicht, was sie da schlucken. Ich zum Beispiel habe es nicht gewusst. Jetzt weiß ich es, und deshalb trete ich hier heute nicht an. Ichlaufe nicht gegen andere, die sauber sind. Und hiermit fordere ich alle diejenigen auf, die wissen oder ahnen, dass sie nicht sauber sind, ihre Meldungen zurückzuziehen. Ich danke euch, dass ihr mir zugehört habt.«
    Martin Field ließ Mr Landman nicht aus den Augen. Es konnte ja sein, dass er zusammenbrach oder dass er sich aus dem Staub machen wollte.
    Justus hatte eine leidlich gelungene Flanke über die Lehnen der Sitzreihe vor ihm geschlagen und unternahm einen zweiten Versuch. Von hinten schob er seinen Mund ganz nah an das Ohr des Direktors. »Sie haben Tom Descanso erpresst. Sie kannten seine Vergangenheit, Sie wussten, was er als Tim Potter getan hatte. So bekam er wieder einen Job, und Sie hatten einen prima Trainer mit einem neuen Namen und mit der Aussicht auf viele Titel.« Landman regte sich nicht. Aber er wehrte sich auch nicht. Justus spürte, dass er am Ziel war.
    »Joshua Globe hat stattliche Vorverträge mit Sponsoren. Sie werden wirksam, sobald er die Schule verlässt und als Profi Rennen bestreitet.« Justus hatte keine Ahnung, ob das stimmte. Aber eigentlich konnte es nicht anders sein. »Mit wie viel Prozent sind Sie daran beteiligt?«
    »Prozent, Prozent«, bellte der Direktor. »Was gehen mich Prozente an?« Er hob theatralisch die Hände und sprang auf. Er wirkte noch schmächtiger als vor ein paar Tagen in Santa Barbara, als er unter dem Gewicht seiner Tasche taumelte. »Leistung«, rief er, »Leistung interessiert mich, sonst nichts!«
    »Egal mit welchen Mitteln sie erreicht wird, nicht wahr?«, schaltete sich Field ein. Aber mit Jeremias Landman war über dieses Thema nicht vernünftig zu reden. Er faselte etwas von selbst ernannten Saubermännern, von biochemischen Aufbauhilfen, von Lebenschancen, die man nicht ungenutzt verstreichen lassen dürfe, vom Ruhm der Highschool von SantaBarbara und dass nur törichte Idealisten und Weltverbesserer glauben könnten, anderswo werde auf gewisse Mittel zur Leistungssteigerung verzichtet. Er erregte sich immer mehr, sein Adamsapfel fuhr in wildem Tempo auf und ab, und das blütenweiße Hemd unter dem schwarzen Anzug bekam rasch wachsende Schweißflecken. »Aber was verstehen Sie davon?«, fuhr er schließlich Field an. »Nichts. Stattdessen müssen Sie Ihre Nase in Dinge stecken, die Sie nichts angehen.«
    »Wie man’s nimmt«, knurrte Field. Er war aufgesprungen. Die beiden Pädagogen standen sich gegenüber wie Kampfhähne.
    Justus kam eine Idee und er entschloss sich, noch einmal auf den Busch zu klopfen. »Fragen Sie ihn doch mal«, wandte er sich an Field, »wer Ihren Wagen abgefackelt hat.«
    »Aber damit habe ich doch nichts zu tun«, schrie Landman in seiner Aufregung. »Was kann ich denn dafür, wenn dieser Dummkopf, dieser Bannister, durchdreht? Auf eigene Faust hat er gehandelt. Ein bisschen aufpassen sollte er auf Sie, jawohl. Sie haben doch angefangen, mir und Tim nachzuspion–« Landman fuhr mit der Hand zum Mund, aber der Name war schon heraus. Einige Sekunden starrte er die beiden an. Dann schüttelte er sich wie ein nasser Hund. »Ach«, sagte er nur noch und machte dabei eine wegwerfende, verächtliche Handbewegung. Im nächsten Augenblick war er schon auf der Treppe. Field wollte ihm nach, aber Justus hielt ihn zurück.
    »Es lohnt sich nicht«, sagte er. »Sein Spiel ist aus.«
    Zweihundert Meter weiter, auf dem Parkplatz des Stadions, sagte Peter in diesem Augenblick denselben Satz. Allerdings richtete er ihn direkt an sein Gegenüber. Während Glenns Rede hatte Peter Descanso beobachtet und war
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