Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dopingmixer

Dopingmixer

Titel: Dopingmixer
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
Vom Netzwerk:
sagte er leise.
    Im selben Augenblick wurde es Justus schwarz vor Augen. Er fühlte zwei Hände, die ihm die Sicht nahmen. Dann schossihm vor Freude das Blut in den Kopf.
    »Lys!«, rief er so laut, dass Jeremias Landman sich umdrehte und die Gruppe über ihm geistesabwesend anlächelte. Justus sprang auf und schob sachte die Hände weg.
    »Hallo, Justus«, sagte sie. In ihren hellen Jeans und dem lässigen blauen Pullover, der ihr weit über die Hüften reichte, und mit ihren langen blonden Haaren, in die Justus sich gleich am ersten Tag verliebt hatte, sah sie hinreißend aus. Ihr Gesicht war leicht gerötet.
    »Wo warst du denn die ganze Zeit?«, rief Justus und fiel ihr so heftig um den Hals, wie er das noch nie getan hatte.
    Jetzt legte sie ihm zwei Finger auf den Mund. »Ein bisschen warten musst du noch.«
    »Worauf?«
    Aber sie schüttelte bloß den Kopf. Zum Trost setzte sie sich direkt neben Justus. Sein Blick fiel an Lys vorbei ans Ende ihrer Sitzreihe.
    Dort stand Martin Field. Er hatte die Hände in den Taschen seiner Hose vergraben und betrachtete unschlüssig die Szene.
    »Bist du mit dem da gekommen?«, flüsterte Justus enttäuscht. Sie nickte.
    »Und wo steckt Glenn?« Aber sie schüttelte wieder nur den Kopf und zeigte auf die Stadionuhr. »Jetzt ist keine Zeit mehr.«
    Field hatte einen Entschluss gefasst. Justus sah, wie er sich einen Ruck gab und die paar Stufen hinunterstieg zu Mr Landman. Als der ihn bemerkte, stand er auf und wollte weggehen. Aber Field zog ihn am Ärmel seines schwarzen Anzugs, und er setzte sich wieder.
    Justus beugte sich hinüber zu Mark Hutchins und stieß ihn an. »Das ist Martin Field«, sagte er.
    Der Reporter sagte nur: »Aha«, und lehnte sich dann nachhinten, um die Augen zu schließen und die Hände hinter dem Kopf zu verschränken. »Dann sind ja alle Beteiligten beisammen«, sagte er genießerisch. »Wie in den Schlusskapiteln der Krimis von Agatha Christie. Fehlt nur noch Glenn. Sehr spannend.«

G lenn packt aus
    Der Minutenzeiger der Stadionuhr rückte auf zwölf.
    »Meine Damen und Herren«, kam es durch den Stadionlautsprecher, »ich habe Ihnen ein besonderes Ereignis anzukündigen. In dieser Minute sollte eigentlich der Start zum ersten Vorlauf der 4-mal-100-Meter-Staffel stattfinden. Ich werde dieses Rennen nicht ansagen.« Die Stimme klang jetzt heiser. Ein Knacken war zu hören. Er räuspert sich, kombinierte Justus fast mechanisch, und hat wie immer in solchen Fällen das Mikrofon kurz ausgeschaltet. Tatsächlich war die Stimme schnell wieder da. Sie klang aber gleich wieder sehr heiser und teilte bloß noch mit, dass er das Mikrofon jetzt einem anderen überlassen werde.
    Justus und Bob erstarrten. Den übrigen Zuschauern ging es nicht anders. Alle Geräusche im Stadion waren verstummt. Die Athleten unten auf dem Rasen ließen das Hüftkreisen sein und das Ausschütteln der Beinmuskulatur. Alles stand still und lauschte.
    Der Einzige, der sich in diesem Moment zu bewegen schien, war Martin Field. Auf seinem Sitz neben Jeremias Landman drehte er sich langsam um. Auf seinem Gesicht lag ein dünnes Lächeln. Sein Blick blieb bei Lys hängen, und er streckte die rechte Faust in ihre Richtung, mit dem nach oben gereckten Daumen.
    Lys antwortete mit derselben Geste. Justus runzelte die Stirn. Ihm kam der Gedanke, ob er das alles vielleicht nur träumte, also kniff er sich in den Arm. Es tat weh.
    »Guten Tag, meine Damen und Herren«, tönte es durch das Stadion, »und liebe Sportfreunde. Ich bitte euch alle um Entschuldigung. Mein Name ist Glenn Miles.« Zum dritten Malan diesem Tag landete Bobs Ellenbogen auf Justus’ Rippen, und diesmal so heftig, dass Justus aufschrie.
    »Glenn!«, rief Bob, und Justus brüllte zurück: »Ich bin ja nicht taub!«
    »Ich muss euch eine Geschichte erzählen«, fuhr der Sprecher fort. »Es ist eine hässliche Geschichte. Vielen von euch wird es verdammt schwerfallen, sie mir zu glauben. Aber sie ist wahr. Sie handelt von chemischen Substanzen, mit denen man Muskeln züchten kann. Mit solchen Muskeln kann man schneller laufen und höher und weiter springen als andere. Man kann damit leichter Rekorde erzielen und Meisterschaften gewinnen und berühmt werden. Man kann damit sehr viel Geld verdienen.« Wie in Trance sahen Justus und Bob Mr Landman sich langsam von seinem Sitz erheben. »Und man kann sich damit krank machen. Es gibt sogar Athleten, die daran sterben. Früher oder später. Und das alles im Namen des Sports. Bis
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher