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Dopingmixer

Dopingmixer

Titel: Dopingmixer
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
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verschwunden. Eine steile Falte stand zwischen ihnen.
    »Ich sagte, dass es das Beste wäre, einen Trainer wie Tim Potter genetisch zu kopieren. Damit es viele Tim Potters gibt.«
    »Ich kenne keinen Tim Potter.« Landmans Stimme klang rau. Der Adamsapfel war mächtig in Bewegung. »Unser Trainer in Santa Barbara heißt Tom Descanso.« Er zeigte auf den Mann mit der blauen Schirmmütze, der gerade in ein Zwiegespräch mit Joshua Globe vertieft war. Sehr harmonisch schien ihr Dialog nicht zu verlaufen, denn Joshua gestikulierte wild und schüttelte öfter heftig den Kopf.
    »Sieger des zweiten Vorlaufs über hundert Meter: Joshua Globe, Santa Barbara«, verkündete der Stadionsprecher. »Seine Zeit: zehn Komma fünf.« Ein Raunen ging durch das Stadion. Justus schätzte, dass mittlerweile viertausend Zuschauer da waren. Nicht schlecht für so ein Schülersportfest, dachte er. Auch wenn sich diese viertausend Menschen noch immer auf den riesigen Rängen verloren.
    »Ich habe hier eine Aufstellung«, sagte Justus und zog das Papier hervor, das er beim Eisessen in Rocky Beach von Peter bekommen hatte. »Es hat mich gestern Abend viele Stundengekostet, daraus schlau zu werden. Ich bin erst heute Nacht um zwei Uhr draufgekommen, und dann konnte ich nicht einschlafen. Heute Morgen war ich sehr müde.«
    Landman neben ihm rang nach Worten, aber Justus sprang ihm wieder bei.
    »Natürlich fragen Sie sich, warum Sie sich dafür interessieren sollten, ob ich gut schlafe oder schlecht. Ich wollte ja nur sagen, dass ich mir sehr viel Mühe gemacht habe. Mehr jedenfalls als derjenige, der dies alles und noch viel mehr in Santa Barbara in einen kleinen, unscheinbaren Computer eingegeben hat. Seine Verschlüsselungsmethode war nämlich sehr einfach. Sagt Ihnen die Abkürzung UVCP nichts?«
    Landman rührte sich nicht. »Ich möchte jetzt nicht mehr belästigt werden. Ich bin hierhergekommen, um mir ein Sportfest anzusehen.«
    Sehr überzeugend fand Justus das nicht.
    »Die Abkürzung UVCP ergibt sich, wenn man die Buchstaben der Abkürzung STAN durch diejenigen Buchstaben ersetzt, die im Alphabet an der übernächsten Stelle stehen. So einfach ist das. Man muss nur darauf kommen. So ist alles verschlüsselt worden.« Justus machte eine kleine Pause. »STAN ist übrigens die Abkürzung von Stanozolol. Sie wissen schon, Ben Johnsons Götterspeise.« Kaum hatte er das gesagt, fand Justus es selbst nicht gut. Für solche Späße war die Sache zu ernst.
    Der Direktor behauptete, er wisse nicht, wovon sein Nachbar rede. Und wenn Justus ihn nicht auf der Stelle in Ruhe lasse und verschwinde, werde er seinerseits weggehen.
    »Schon gut«, sagte Justus. Er steckte das Papier wieder ein und ging zurück zu Hutchins und Bob. Sie sahen ihm erwartungsvoll entgegen, aber Justus zuckte mit den Schultern.
    »Er beißt nicht an«, sagte er. Stolz berichtete er Bob von seinerDechiffrierarbeit am Vorabend.
    Aber statt den Ersten Detektiv für seine Ausdauer und für sein Computerhirn zu loben, war Bob ziemlich beleidigt. Besonders, weil Hutchins schon alles wusste, denn der nickte immer nur dazu und ließ dadurch erkennen, dass er in die ganze Geschichte eingeweiht war. Offenbar, überlegte Bob, haben die beiden gestern Abend ziemlich lange miteinander telefoniert. Und dann hatte Justus sein Geheimnis auch noch den ganzen Vormittag über für sich behalten.
    Der Erste Detektiv erriet Bobs Gedanken. »Für Peter war der Vormittag schon aufregend genug«, erklärte er. »Hätte ich ihm davon erzählen sollen? Wir wollen doch, dass er sich auf seine Rennen konzentriert, oder?«
    Zufrieden registrierte Justus, dass Bob gegen dieses Argument nichts mehr vorzubringen hatte. Er sah hinüber zu der riesigen Stadionuhr über dem Marathontor. Sie stand auf vier Minuten vor zwölf. Am anderen Ende der Arena, beim Hundert-Meter-Start, herrschte jetzt großes Gedränge, aber auch bei den drei Wechselmarken. Die Staffelläufer machten sich fertig. Schräg gegenüber musste Peter sein, denn natürlich war er der Schlussläufer für die Staffel aus Rocky Beach. Und tatsächlich konnte Justus Peters blonden Haarschopf inmitten des Getümmels ausmachen.
    Justus setzte das Opernglas an die Augen und suchte das ganze Stadion nach Benny ab. Er fand ihn hüftkreisend an der zweiten Wechselmarke. Nur von Glenn war weit und breit nichts zu sehen.
    »Glenn ist wieder nicht da«, murmelte er bekümmert.
    Bob hatte das gehört. »Allmählich wird mir das Ganze unheimlich«,
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