Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dopingmixer

Dopingmixer

Titel: Dopingmixer
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
Vom Netzwerk:
Freund Tim Potter. Wer hätte das gedacht? Du hast einen langen Weg hinter dir.« Er setzte das Glas ab und seine Brille wieder auf. Dann wandte er sich den beiden Detektiven zu. »Schon damals war er Leichtathletik-Trainer. Aber nicht von einer Highschool-Mannschaft, sondern eines großen Clubs an der Ostküste. Boston, glaube ich.«
    »Was war er für ein Mensch?«
    »Sympathisch. Raue Schale, weicher Kern.«
    »Und sonst?«, fragte Justus. Er sah starr geradeaus.
    Hutchins nahm seine Lieblingsstellung ein, mit geschlossenenAugen und hinter dem Kopf verschränkten Händen. »Dopinggerüchte gab es damals schon. Bewiesen wurde nichts.«
    Justus schwieg. Er erinnerte sich an das vergilbte Zeitungsfoto im Büro von Descanso in Santa Barbara. Einer der dort abgebildeten Spieler aus dem Basketballteam der Los Angeles Dodgers vor zwanzig Jahren war ein gewisser Tim Potter gewesen.
    Nachdenklich beobachtete Justus eine Weitspringerin, die nach mächtigem Anlauf auf dem Absprungbrett umknickte und mit einem lauten Aufschrei in sich zusammensank. Aber er nahm den kleinen Zwischenfall gar nicht richtig wahr. Mit seinen Gedanken war er bei Glenn. Und bei Lys. Und dann wieder bei Tom Descanso alias Tim Potter.
    Schon wieder spürte er Bobs Ellenbogen in seiner Seite. »Endlich!«, rief Bob laut. Er klatschte sich mit der Hand gegen die Stirn.
    »Was endlich?«, fragte Justus zerstreut.
    »Jetzt weiß ich wieder, wo ich den schon mal gesehen habe«, sagte Bob leise. Er zeigte auf den Herrn im schwarzen Anzug, der zwei Reihen unter ihnen saß und dem Geschehen im Stadion offenbar mit großer Anteilnahme folgte. »Ich hab mir die ganze Zeit meine kleinen grauen Zellen zermartert. Jetzt weiß ich es. Als ich in die Kneipe ging, in der sich Descanso mit Field getroffen hat, war der auch da.«
    »Bist du sicher?«
    »Vollkommen«, beteuerte Bob. »Er hatte einen schwarzen Anzug an und wollte um jeden Preis mit seinem Schlitten in eine viel zu kleine Parklücke. Dabei hat er sich so komisch benommen. Mir dämmert was. Der Kerl wollte nicht gesehen werden.«
    »Offenbar trägt er immer nur einen schwarzen Anzug«, sagte Justus. »Darf ich dir den Kerl vorstellen: der Direktor derHighschool von Santa Barbara, Doktor Jeremias Landman. Aber an der Schule heißt er Jerry Wolkenman.« Justus zupfte an seiner Unterlippe.
    Diesmal kam Bob ihm zuvor. »Sieht so aus, als ob ich nicht der Einzige gewesen wäre, der das Treffen der beiden beobachtet hat.«
    Justus nickte. »Ich bin gleich zurück«, sagte er und stand auf. Bob sah ihm nach, wie er zur Treppe ging, ein paar Stufen nach unten stieg und sich zu Mr Landman setzte.
    Der allerdings wollte gerade jetzt nicht gestört werden. Am Startblock der 100-Meter-Strecke kauerte Joshua Globe. Der Direktor erhob sich, um den Starsprinter seiner Schule besser sehen zu können.
    Justus blieb sitzen und beobachtete das Spiel der Muskeln in Jeremias Landmans Gesicht. Der Startschuss fiel, und der Unterkiefer von Mr Landman begann, sonderbar zu mahlen. Der Adamsapfel hüpfte auf und ab. Die zierlichen Hände, die einem Dirigenten hätten gehören können, ballte er zu kleinen Fäusten. Justus war fasziniert. Er warf einen Blick nach unten, wo Joshua Globe wieder einmal einem ungefährdeten Sieg entgegenlief. Je näher er dem Zielband kam, umso höher hob Jerry Landman seine Arme, um sie schließlich in die Luft zu stoßen. Dabei sagte er keinen Ton. Es sah leidenschaftlich und zugleich routiniert aus, fand Justus.
    Wahrscheinlich hielt Wolkenman stärkere Begeisterungsausbrüche in Reserve, bis zum Sieg im Finale.
    Landman setzte sich sogleich wieder auf seinen Platz.
    »Josh läuft wirklich sehr gut«, sagte Justus, »und er hat einen fabelhaften Trainer.«
    Landman nickte. Seine Augen glänzten. »Mr Descanso ist wirklich ein hervorragender Mann. So einen Trainer kann man nur jeder Schule wünschen.« Er lachte, aber es wurde einunsympathisches Kichern daraus. »Allerdings haben wir ihn nun mal bei uns in Santa Barbara.«
    »Schade, dass man Menschen noch nicht klonen kann«, sagte Justus.
    Landmans verständnisloser und etwas gereizter Blick verriet, dass er nicht wusste, worauf Justus hinauswollte. Justus half ihm. »Wären die Naturwissenschaftler schon weiter, könnten wir jeder Highschool in Kalifornien einen Tim Potter zur Verfügung stellen.«
    Zuerst reagierte der Mann im schwarzen Anzug überhaupt nicht. Aber dann fuhr sein Kopf herum. »Wie bitte?« Der Glanz in seinen Augen war
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher