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 Dominic Flandry - Spion im All

Dominic Flandry - Spion im All

Titel: Dominic Flandry - Spion im All
Autoren: Poul Anderson
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Wolkenbänke schoben sich über den Himmel. Der kurze Tag neigte sich seinem Ende zu, und die Temperatur, in diesen mittleren nördlichen Breiten niemals hoch, sank. Flandry fröstelte.
    Ferok war ihm – wie konnte es anders sein – ganz und gar unähnlich. Der Landstarkadier, Getigerte, Toborko oder wie immer man ihn nennen wollte, war wie ein kurzleibiger und dazu extrem langbeiniger Mensch gebaut. Vierfingrige Hände, große, klauenbewehrte Füße, ein Stummelschwanz und ein runder Kopf mit Segelohren, Schlitznase und großen, schräggestellten Augen machten aus der Nähe zunichte, was auf den ersten Blick an Menschenähnlichkeit denken ließ. Ein glattes, kurzhaariges Fell mit schwarzen und ockergelben Streifen und einem weißen Kehlfleck bedeckte seinen Körper.
    Ferok trug als einzige Bekleidung einen perlenbestickten Beutel. Auf seinem Rücken hing in lederner Scheide ein langes Krummschwert. Er war Bootsmann, was für einen Mann von Kursoviki ein hoher Rang war. Außerdem war er einer von Kapitän Dragoikas Liebhabern. Flandry mochte ihn.
    Ferok hob ein Teleskop und suchte den Horizont ab. Das Teleskop war eine einheimische Erfindung; Kursoviki galt als Zentrum von Starkads am meisten fortgeschrittener Landkultur. »Noch nichts zu sehen«, meinte er. »Glaubst du, daß ein fremdes Flugboot angreifen wird?«
    »Ich glaube nicht«, sagte Flandry. »Die Merseier greifen selten selbst in irgendwelche Aktionen ein, und wenn sie es tun, dann als Einzelpersonen und nicht als Vertreter ihres Volkes. So machen wir es auch. Keiner möchte den anderen provozieren.«
    Flandry drehte sich um und überblickte das Deck. Die »Archer« war für starkadische Begriffe ein großes Schiff. Es mochte etwa fünfhundert Tonnen haben, war breit gebaut, mit rundem Bug und hohem Heckaufbau. Der Klüverbaum war reich geschnitzt und zeigte im Sinne einer Galionsfigur die Darstellung eines Schutzgeistes. Mittschiffs erhob sich ein Deckhaus mit Werkstätten. Alles war bunt bemalt, und die drei Masten trugen gelbe, viereckige Segel. Im Moment befand sich fast die gesamte Mannschaft an Deck, dreißig männliche Matrosen und fünf oder sechs weibliche Offiziere, und die Matrosen an den Schoten hatten alle Hände voll zu tun, während das Schiff gegen den Wind kreuzte. Die »Archer« hatte Holz und Gewürze vom Hafen Ujanka zu einem südlichen Archipel gebracht und fuhr nun mit einer Ladung eingesalzener Fische zurück.
    »Wie seid ihr bewaffnet?« fragte Flandry.
    »Ein Deckgeschütz und fünf von euren Gewehren«, sagte Ferok. »Außerdem Schwerter, Spieße, Messer und Enterhaken.« Er zeigte Flandry ein Netz, das an beiden Bordwänden angeschlagen und unter dem Kiel durchgezogen war. »Wenn sich das stark bewegt, kann es bedeuten, daß ein Siravo unten ist und versucht, ein Loch in den Schiffsboden zu bohren. Dann müssen wir tauchen und ihn vertreiben. Du mit deiner Ausrüstung könntest das gut machen, besser als wir.«
    Flandry schaute bestürzt drein. Sein Helm war wasserdicht und zum Tauchen geeignet, aber er verspürte wenig Lust, sich unter der Oberfläche dieses stürmischen Ozeans mit einem Wesen zu messen, das dort zu Hause war.
    Ferok wechselte das Thema. »Ist es wahr, daß eure Frauen den Männern gehorchen?«
    »Nun, manchmal.« Der Zweite Offizier ging vorbei, und Flandrys Augen folgten ihr. Sie hatte Kurven und eine lohfarbene Mähne, die ihren ganzen Rücken bedeckte, und ihre Brüste waren voll und fest. Ihre Kleidung bestand aus goldenen Armreifen. Flandry wußte, daß auf Kursoviki und den umliegenden Inseln das Matriarchat herrschte, und daß das weibliche Geschlecht bei dieser Rasse als das intelligentere und unternehmendere dominierte. »Aber wer sorgt dann in eurer Heimat für Ordnung?« wunderte sich Ferok. »Wie kommt es, daß ihr euch nicht gegenseitig umbringt?«
    Flandry geriet in Verlegenheit. »Nun, auch das gibt es, verstehst du. Es ist schwer zu erklären. Laß mich erst sehen, ob ich eure Bräuche richtig verstehe, damit ich dir unsere besser klarmachen kann. Zum Beispiel sind die Frauen bei euch in Schwesternschaften organisiert, denen alles Eigentum gehört und die durch ihre gewählten Leiterinnen alle wichtigen Entscheidungen treffen. So kommt es, daß die Männer keinen Einfluß haben und ihre Streitigkeiten untereinander ohne Wirkung auf das Ganze bleiben. Habe ich recht?«
    »So ungefähr. Aber du hättest es höflicher sagen können.«
    »Ich bitte um Verzeihung. Ich bin ein Fremder. Nun, was
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