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Dollbohrer!

Dollbohrer!

Titel: Dollbohrer!
Autoren: Hendrik Nachtsheim
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sich jetzt Meter für Meter ihrem Chef auf Startblock eins näherten. Übersahen, wie Michael vier dicke kubanische Montecristo-Zigarren aus der Seitentasche seiner gelb-braun-ocker gestreiften Badehose zog. Sie an seine Kumpels sowie an sich selbst verteilte und trotz der zahlreichen unübersehbaren Rauchverbotsschilder mit einem Feuerzeug, das an einer goldenen Kette auf seiner Brust baumelte, allen Feuer gab, und alle vier parallel einen tiefen Zug inhalierten.
    Jetzt waren sie auf der Höhe des ahnungslosen Dicken. Beide Hände in die speckigen Hüften gestützt, in der absurden Hoffnung, so seine zirka vierzig Kilo Übergewicht zu kaschieren. Und nun ging alles ganz schnell. Schorschi stellte sich rechts neben das Opfer, Michael und Peter dahinter, während Tom die linke Flankenposition einnahm. Letzterer war es auch, der den Dicken ansprach, indem er ihn fragte, ob er diese Person da auf der anderen Seite des Beckens sehe, die gerade zum wiederholten Male unerlaubterweise vom Beckenrand ins Wasser sprang. Und genau in dem Moment, in dem der Ahnungslose in die angezeigte Richtung blinzelte, drückten ihm alle vier synchron ihre brennenden Zigarren direkt und ohne Umwege in den Hüftspeck.
    Der Ungar schrie auf vor Schmerzen, Michael gab ihm den entscheidenden Schubs … und schon plumpste ein großes dickes hilfloses Etwas mit Brandlöchern an den Hüften laut schreiend ins Wasser. Während die meisten Badegäste diesen kuriosen Sturz sowie die panischen Gebärden des Dicken, der jetzt auch noch so tat, als ob er nicht schwimmen könne, als humoristische Schauspieleinlage wahrnahmen und mit lautem Gelächter, ja sogar Applaus bedachten, lief die Vierergang einfach weiter. Selbst als sie höhnisch Geräusche wie das Rufen eines gestrandeten Pottwals oder das panische Grunzen eines in Not geratenen Schweins nachäfften, schenkte ihnen keiner irgendeine Form der Beachtung. Denn mittlerweile hatten auch die letzten Badegäste mitbekommen, dass da dieser neue ungarische Bademeister im Freischwimmerbecken offensichtlich eine Mordsschau abzog. Ja, selbst seine beiden Assistenten da oben stellten sich nun auf ihre Hochstühle, um sich so bessere Sicht auf die lustige Showeinlage ihres Chefs zu verschaffen!
    Und nichts anderes konnte es ja sein. Denn auch wenn sie das untereinander nie thematisiert hatten und auch wenn sie ihn nie hatten wirklich schwimmen sehen, konnte man ja wohl davon ausgehen, dass die Stadt Bad Soden im Rahmen ihres Austauschs mit der ungarischen Partnerstadt sicher keinen Nichtschwimmer für diese Stelle hier einstellen würde!
    Kurz drauf lagen Michael, Peter, Schorsch und Tom wieder direkt unter der Eiche am Sonnenhügel. Von wo aus sie einen prima Ausblick auf den Beckenbereich hatten, in dem jetzt richtig was los war. Gerade mischten sich sogar ein paar Rettungssanitäter unter die gut gelaunte Meute!
    »Habt ihr gut gemacht, ihr Buwe!«
    Michael und die anderen drehten sich in Richtung des majestätischen Liegestuhls, der hinter ihren Handtüchern im Schatten stand.
    »Freut mich, Viktor, wenn du zufrieden bist! Meinst du, er hat’s jetzt verstanden?«
    Geblendet von der Sonne, konnte er für einen Moment nur die Konturen des Mannes im Liegestuhl erkennen. Viktor, deutlich kräftiger als die vier Dürrrappel vor ihm, schmatzte laut, während er sich ein Unterhemd über das Gesicht legte, um es vor der Sonne zu schützen. Und auch wenn er darunter nur flüsterte, verstand jeder in dieser Runde klar und deutlich seine Antwort.
    »Des wird dem Pusztamann eine Lehre sein. Ich habe ihm ruhisch und deutlisch gesagt, dass wir hier wie schon immer keinen Eintritt bezahle wern! Dass des hier obbe unser Platz ist und er dadefür sorgen muss, dass des respektiert wird und hier kaan annerer liescht. Dass mer im Umkreis von fünfzisch Metern keine lärmende Kinner wolle. Dass wir täglich eine große Rolle mit diesen Bonusmärkchen für den Schwimmbad-Kiosk brauche. Und immer frische Handtücher. Und was macht er? Lacht mich aus, nennt mich en ›senile Sack‹, der sich verziehe soll! Und dass Siebzigjährige froh sein dürfte, wenn sie hier überhaupt noch neigelasse würde. Des war net klug von ihm. Deswesche habbe wir ihm jetzt auch en Angebot gemacht …«
    Michael vollendete den ihm so vertrauten Satz: »… das er nicht ablehne kann! Ich weiß, Viktor, ich weiß!«
    Während Viktor mit einem besonders lauten Schmatzen das Gespräch für beendet erklärte und sich einfach nur genüsslich am Bauch
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