Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dollbohrer!

Dollbohrer!

Titel: Dollbohrer!
Autoren: Hendrik Nachtsheim
Vom Netzwerk:
Rahmenprogramms hielt, natürlich beschwerte. Zoobesuche hatten nun mal mit der Besichtigung von Tieren zu tun, und nicht damit, suchend in leere Gehege zu starren und weinenden Kindern zu erklären, dass Tiere auch ihre Privatsphäre hätten.
    Nein, das Monster hatte keinen Fahrschein. Und auch keine fünfzig Euro, um die Strafe zu bezahlen. Aber warum auch? Dieser Tag war eh nicht sein Freund, da machte es auch nichts mehr aus, dass es jetzt von der Kontrolleurin mit der Lügenfrisur aus der zischenden Hydrauliktür geführt wurde wie ein verurteilter Schwerverbrecher. Ja, selbst dass sie ihm jetzt noch tatsächlich, und gegen jede Vorschrift, Handschellen anlegte, regte es nicht wirklich auf. Zu oft in seinem scheinbar unendlichen Leben war es ungerecht behandelt worden, und wie immer in solchen Momenten versank das Monster in sich selbst und seiner unendlich tiefen Einsamkeit. Und so bemerkte es auch nicht, wie es urplötzlich anfing zu regnen, wie in Windeseile ein Gewitter heranzog. Den Einschlag registrierte es allerdings dann doch. Und auch, dass direkt neben ihm etwas Schweres zu Boden sank. Diese Blitze hatten, wie bereits erwähnt, etwas Erfrischendes! Wenn auch nicht für jeden gleich, wie die tote Kontrolleurin mit dem überraschten Gesichtsausdruck deutlich belegte und aus deren Uniformtasche es sich jetzt den kleinen Schlüssel fischte, um sich von den Handschellen und ihrer Nähe zu befreien.
    Kurz darauf stand das Monster lächelnd im strömenden Regen, der sich spielerisch durch die Kerben und Narben seines grünlichen Gesichtes schlängelte. Mochte sein, dass ihm die Schrauben einen schwierigen Tag beschert und es letztendlich überhaupt erst in diese Situation gebracht hatten. Aber dafür hatten sie es jetzt auch wieder da rausgeholt.
    »Scheiß auf verrostet«, murmelte es, »ich bin froh, dass ich euch habe!«
    Wie zur Belohnung dieser Erkenntnis fuhr ein weiterer Blitz in das Metall in seinem Hals.
    Den Pendlern, die um diese Uhrzeit mit ihren Autos hier nach Hause fuhren, bot sich an diesem Nachmittag ein ungewohnter Anblick. Ein eigenartiges Wesen mit einem zu großen, grünen, viereckigen Kopf und komischen Teilen im Hals sprang fröhlich von Pfütze zu Pfütze, grölte dabei »I’m singing in the rain!« und winkte jedem zu, der an ihm vorbeifuhr!

Der Pate
    War wirklich New York der Hauptschauplatz, an dem der berühmte Pate und sein Clan ihr Unwesen getrieben hatten? Lange hatte man das aufgrund des großen Mafiaromans von Mario Puzo geglaubt. War es aber nicht …!
    Da stand er!
    Selbstgefällig wie immer.
    Als würde das hier alles ihm gehören.
    Es wurde höchste Zeit, die Verhältnisse gerade zu rücken. Mal klären, wer hier das Sagen hatte und wer nur so tat! Und heute passte es besonders gut! Weil hier sonntagnachmittags die meisten Menschen waren. Mütter, Väter, Kinder, Opas, Omas, Singles, alle hatte das schöne Wetter hierhergelockt. Und genau jetzt, da die Arglosigkeit am größten war, konnte man sich locker unter die Menge mischen! Michael, Peter, Tom und Schorschi wussten, was zu tun war!
    »Seht ihr den aale Fettsack? Da drübbe steht er!«, zischelte Michael den anderen zu. »Alles klar, ungarische Zwei-Zentner-Qualle auf Block eins!«
    »Ich seh sie! So, mein Schätzche … gleich bist du reif.«
    »Willst du zuerst, Peter?«
    »Nee, du kannst auch gern zuerst, Schorschi!«
    »Ich muss aber net. Was is mit dir, Tom?«
    »Ach, ich lass Peter gern den Vortritt …«
    Schließlich einigte man sich gut gelaunt darauf, dass es alle gleichzeitig machen sollten. Denn so hartherzig die vier beim Umgang mit dem Rest der Menschheit auch sein konnten, so innig und freundschaftlich war ihr Umgang untereinander. Was ihnen bei der Ausübung ihrer Boshaftigkeiten vermutlich genau die Kraft verlieh, die man dafür brauchte!
    Sie fixierten also ihr Opfer, das sich noch gute zweihundert Meter von ihnen entfernt befand und genauso ahnungslos war wie all seine Vorgänger in den Sommern davor. Niemand nahm Notiz von ihnen. Denn wer würde schon vermuten, dass diese vier Männer um die siebzig, mitten hier im Freibad von Bad Soden am Taunus, mit ihren ausgemergelten Körpern auf spindeldürren Beinen in altmodischen Badehosen und genauso aus der Mode geratenen Badekappen auf den hageren Köpfen, Böses im Schilde führten? Selbst die beiden Hilfsbademeister, die gerade gelangweilt von ihren Hochstühlen auf die Menschenmenge rund um das Freischwimmerbecken glotzten, übersahen die Gang, die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher