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Dolce Vita, süßer Tod: Kriminalroman (Inspektor Stucky) (German Edition)

Dolce Vita, süßer Tod: Kriminalroman (Inspektor Stucky) (German Edition)

Titel: Dolce Vita, süßer Tod: Kriminalroman (Inspektor Stucky) (German Edition)
Autoren: Fulvio Ervas
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Lippen, dunklen Augen und dunklem Teint; ihre hohen Absätze machten sie zu einer majestätischen Erscheinung.
    »Was wollen Sie denn jetzt noch? Die Sache ist doch längst erledigt!«, sagte die Frau indigniert. Stucky ahnte, dass Martini die Hinweise deswegen nicht ernst genommen hatte, weil er überzeugt gewesen war, es nur mit harmlosen Beschwerden zu tun zu haben. Für diese Naivität hatte ihn das Leben bestraft.
    »Nur Krawatten?«, wagte Stucky irritiert einen Vorstoß, woraufhin sie murmelte: »Accessoires.«
    »Welcher Art?«
    Gürtel, Handschuhe, Hosenträger, Brieftaschen, aber hauptsächlich Krawatten, und davon wiederum hauptsächlich solche im englischen Stil. Also Klassiker für Notare, Rechtsanwälte, Steuerberater und Handelsvertreter, vor allem für Vertreter. Aktiv in den Branchen Hi-Fi und Uhren.
    »Was ist denn genau passiert, Signorina?«
    »Eine ganze Woche lang Drohanrufe.«
    »Zu Hause?«
    »Hier im Geschäft. Von Montag bis Freitag, zweimal pro Tag.«
    »In welcher Woche?«
    »Von Montag, den 22., bis Freitag, den 26. November.«
    »Hat der Anrufer sich unflätig geäußert?«
    »Wie man’s nimmt …«
    »Und wie haben Sie’s genommen?«
    »Er sagte, ich sei kaputt und hohl wie ein Halloween-Kürbis. Er stotterte und nuschelte. Er sagte: ›Du kannst ja nicht einmal deinen Vor- und Nachnamen schreiben …‹«
    »Das ist erniedrigend. Aber … tatsächliche Drohungen?«
    Mit den Fingern der linken Hand schob sich die Frau das Haar aus dem Gesicht. Sie trug einen prächtigen Goldring. »Jemanden grundlos zu beleidigen – ist das vielleicht keine Drohung?«
    »Sie haben recht. Ich leite eine angemessene Überwachung in die Wege. Wir setzen Ihr Geschäft ganz oben auf die Liste. Sie werden sehen, dass das nicht noch einmal vorkommt.«
    »Natürlich nicht. Denn inzwischen lasse ich mich auf dem Hin- und Rückweg von meinem Verlobten begleiten.«
    »Ich meine, wir, wir Polizisten, sind auch noch da.«
    »Aber ich habe doch meinen Verlobten.«
    »Ach so.«
    »Auf diese Weise schonen wir den Steuerzahler.«
    »Sehr löblich. Wenn sich etwas Neues tut, melden Sie es bitte dem Polizeipräsidium. Das dürfte den Steuerzahler nicht über Gebühr belasten.«

    Stucky betrat den Parfümladen am Dom. Ein Mädchen brachte gerade das Schaufenster in Ordnung. Mit der Anmut eines Schreitvogels rückte sie mit ihren langen Fingern die Verpackungen zurecht.
    »Ich suche Signorina Casale.«
    »Das bin ich. Falls Sie wegen der Anrufe kommen …«
    »Ja, ich weiß, wir sind nicht gerade die Schnellsten. Ich bin Inspektor Stucky, mit Ypsilon am Schluss.«
    »Stucky?«
    Die Frau sah ihn erstaunt an.
    »Italiener und überzeugender Absolvent des regulären Bewerbungsverfahrens der Polizei. Ja, es geht um die Anrufe …«
    »Ich habe an einem einzigen Tag sechs solcher Anrufe bekommen. Möglicherweise wird das wieder passieren, und ich fürchte, ich muss mich daran gewöhnen. Auch meine Mutter sagt: ›Gewöhn dich dran! Es gibt so viele Probleme am Arbeitsplatz, und bei dir werden es halt die Anrufe sein.‹ Meine Mutter sagt, es gebe viele Mädchen, die auch zu Hause angerufen werden. Schrecklich sind solche Leute. Aber ich werde mich daran gewöhnen müssen …«
    »Was hat man Ihnen denn am Telefon gesagt?«
    »Es war eine Stimme, die die Wörter verschluckte. Nicht alles war zu verstehen. Dass ich dumm sei, dass ich hohl sei. Er hat gesagt: ›Geh weg!‹ Und ich habe ihn gefragt: ›Und wo sollte ich hingehen?‹«
    »Und was hat er darauf gesagt?«
    »›Geh zur Hölle!‹, hat er mir geantwortet.«
    »Zur Hölle?«
    »Jawohl! Und dann noch: ›Ungläubige!‹ Meiner Meinung nach ist es ein Irrer. Glauben Sie, dass er etwas Schlimmes im Schilde führt?«
    Bevor Stucky ihr darauf etwas entgegnen konnte, trat eine Kundin ein, und in einem völlig veränderten Ton fragte die Verkäuferin sie: »Wünschen Sie etwas?« Die Frau suchte einen neuen Duft, nein, nichts Bestimmtes: »Mir schwebt etwas vor, aber ich kann es nicht benennen, also, das Parfüm muss mich verblüffen, wissen Sie, was ich meine? So wie wenn man irgendetwas sucht … ich weiß nicht …«
    »Wie wenn man an einen Verehrer denkt, und dann taucht er urplötzlich hinter einer Ecke auf.«
    »Ja, Sie haben es erraten!«
    »Dann ist dieser Duft genau der richtige.«
    Sie sprühte der Kundin eine kleine Wolke auf die Innenseite des Handgelenks und strich mit dem Daumen sanft über die Haut.
    »Ein Zitrusduft«, sagte die Dame, leicht daran
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