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Dönerröschen

Titel: Dönerröschen
Autoren: Jaromir Konecny
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wieder sparen und bis dahin Schach gegen den Computer spielen. Erst als ich draußen war, fiel mir ein, dass ich mir das Ding nicht in eine große Plastiktüte hatte packen lassen. Blöd. Na ja, die zwei Lustigen waren noch im Obletter . Vielleicht schaffte ich’s nach Hause, ohne dass mich ein Bekannter mit dem Babyspielzeug erwischen würde. Ich kannte hier ja keinen.
    »Und was ist das?«, fragte Danis in der Einkaufspassage und zeigte auf das Tierhäuschen. Er latschte gerade vom Kaufland zurück. Zum PEP -Haupteingang.
    »Eeh … ich wollte mir Schach kaufen«, sagte ich.
    »Und hast dir statt Schach was voll Cooles gekauft, oder?«, fragte Danis und guckte das Plastikhaus mit den Tieren an. Wenn er jetzt zu mir Nscho-Tschi sagte, würde ich ihn in die Plastikscheune quetschen.
    »Das ist ein Geschenk für meinen kleinen Bruder«, sagte ich.
    »Du solltest deinem Bruder ein Auto kaufen«, sagte Danis. »Oder eine Knarre! Mit Tieren spielen doch nur Mädchen.«
    »Wie mit den Pferden beim Schach, oder?« Zugegeben: Der Spruch war kein echter Bringer.
    »Das war nur Spaß mit dem Schach«, sagte Danis. »Ich würde doch nicht Schach in einem Verein spielen. Bin doch nicht bescheuert. Heute kicke ich sowieso. Kommst du mit?«
    »Prügelt ihr euch eigentlich immer nach dem Spiel?«
    »He?«
    »Gestern auf dem Bolzplatz hat der türkische Schiri einen türkischen Zuschauer verdroschen.«
    »Auch beim Fußball geht’s um die Ehre, Mann! Wir spielen heute aber ohne Schiri.«
    »Super! Wo?«
    »An der Putzbrunner Straße. Auf dem Rasen beim Pfanzeltplatz.«
    »Wann spielt ihr?«
    »Um fünf!«
    »Bis dann!«
    »Sers!«
    Erst jetzt fiel mir wieder ein, dass Sibel im Obletter »Joschi« gesagt hatte. Mein Kindername, mit dem ich seit ner halben Ewigkeit nicht mehr angesprochen wurde. Das hab ich mir schon vor Jahren bei Anne und Dok erkämpft. Ach, Blödsinn! Sicher hatte ich mich verhört. Woher sollte die Frau meinen Kindernamen kennen?

Superman
    »Bisdu schwul?«, fragte mich der achtjährige Emre von seinem Küchenfenster im Erdgeschoss, als ich vor unserm Haus nach meinem Schlüssel suchte. Er zeigte auf das Plastikbauernhaus in meiner Hand. Was hatten die Türken gegen Tiere, verdammt?
    »Das ist mein Weihnachtsgeschenk für dich«, sagte ich. »Du spielst doch gern mit solchen Sachen.«
    »Nee«, sagte der Knirps. »Ich poppe lieber!«

    »Was ist das?«, fragte Anne und zeigte auf das Plastikhäuschen.
    »Ich muss für die Schule Tierstimmen lernen!«, sagte ich. Meiner Mutter konnte ich nicht mit meinem kleinen Bruder kommen. Sie war extrem schlau und wusste, dass ich keinen Bruder hatte. Ich schlug die Tür hinter mir zu. Uff! Endlich konnte ich in Ruhe mit meinen Tieren zocken. Kurz darauf geigten mir krasse Töne eine falsche Melodie dazu. Ah, meine Ex-Mitschülerin aus Oberhaching Lena nahm wieder bei Anne Unterricht! Die würde das Geigen wohl nie lernen. Zum Glück hatte ich schon vor Jahren meiner Mutter hinreichend bewiesen, dass ich als Geigenspieler eine super Niete war. Plötzlich kam mir Schnauze in den Kopf. Und seine Frage, ob unser Hund Napoleon bei Facebook sei. Ich lief mit meinem Handy in Doks Zimmer. Dort versteckte sich Napoleon immer, wenn Anne Geigenunterricht gab. Jetzt lag er mit Ohrstöpseln unter … eeh, sorry … die Ohrstöpsel hab ich mir jetzt ausgedacht. Napoleon lag unter der Fensterbank und wedelte glücklich mit dem Schwanz, weil ich ihn besuchte. Als er merkte, dass ich mit dem Handy auf ihn zielte, schmiss er sofort Posen wie ein Model. Napoleon ist sehr fotogen. Ich schoss ihm ein paar Profilfotos, lief in mein Zimmer zurück und meldete Napoleon bei Faceboook an. Als »Napoleon Hund« – weil Facebook nur »Napoleon« nicht nehmen wollte. So! Jetzt hatte unser Schoßhund endlich ein Facebookprofil. Interessen: Eis, Kuchen, Tiramisu.

    »Jonas!«, rief Anne aus der Küche.
    »Ja?«
    »Isst du mit uns ein Stück Kuchen?« Napoleon drängte sich an meiner Wade vorbei in die Küche, quietschte vor Freude und wedelte mit dem Schwanz. Wenn unser Hund das Wort Kuchen aufschnappt, ist er nicht zu halten. Wie gesagt, schmecken Knochen Napoleon überhaupt nicht. Vielleicht ist der Hund deswegen so klein geblieben.
    »Hi, Lena!«
    »Hallo, Jonas!«
    Auf dem Tisch lag ein großer Teller mit Apfelstrudel, in der Küche roch es wie in der Konditorei. Mhmm. »Du kriegst keinen Kuchen, Napoleon!«, sagte Anne. »Du hast dir schon nach dem Mittagessen die Zähne geputzt.«
    Lena runzelte
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