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Djihad Paradise: Roman (German Edition)

Djihad Paradise: Roman (German Edition)

Titel: Djihad Paradise: Roman (German Edition)
Autoren: Anna Kuschnarowa
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Badehose herunter und da wallte dann doch so was wie Panik in mir auf. Ich versuchte, mich von den Pflanzen frei zu strampeln, aber je mehr ich mich wehrte, desto fester schnürten sie mich ein. Als ich fast keine Luft mehr bekam, kapitulierte ich schließlich. Die Pflanzen lockerten sich wieder etwas, aber ich wagte es nicht mehr, Widerstand zu leisten.
    Schließlich wurde ich irgendwo abgelegt und etwas Warmes schwamm auf mich zu und nahm mir die Augenbinde ab. Es war Romea, deren nackter Oberkörper in einem grünen Fischschwanz endete. Ihre Haare fluteten um sie herum wie schwarze Wellen, aber immer so, dass ihre Brust bedeckt blieb. Aber bestimmt hatte sie grüne Brustwarzen. Ganz bestimmt war das so. Ich war mehr als erregt, und irgendwie wollte ich nicht, dass Romea meine Mörderlatte sah, aber als ich verlegen an mir herabschielte, da sah ich, dass mein Hintern nun ebenfalls in einem Nixenschwanz steckte. Doch ich hatte gar keine Zeit, meine Panik auszubauen, denn Romea legte ihre Arme um mich und unsere Nixenschwänze wanden sich umeinander, verschlangen sich und dann küsste mich Romea und ich wollte für immer so ein alberner Halbfisch sein, wenn sie mich nur nicht wieder loslassen würde …
    Als ich aufwachte, musste ich erst mal das Bett abziehen. Mann, was für ein Trip von einem Traum. Fischsex. Strange. Aber zumindest war ich mir jetzt echt sicher, dass meine Lieblingsfarbe Schlingpflanzengrün war.

Jetzt hebt er den Kopf und starrt mich an. Ungläubig. Total ungläubig. Als wäre nicht er der Totgesagte, sondern ich. Die pure Fassungslosigkeit. Seine Arme hängen schlaff herab. Verwirrt und hilflos. Julian Engelmann eben. Aber das sehen nur die Wenigen, die ihn wirklich kennen. Er ist – er – er ist es wirklich. Achtlos strömen die Leute um ihn herum. Entweder haben die mich neulich in der Moschee ziemlich verarscht oder ich werde langsam bekloppt. Irgendwas vibriert in mir. So eine Art inneres Seebeben. Julian lebt. Die tektonischen Platten zweier sich ausschließender Realitäten schieben sich übereinander, Julian-lebt über Julian-ist-vor-ein-paar-Monaten-in-Waziristan-gefallen.
    Meine Knie werden weich, aber die Spannung in mir hält mich aufrecht. Aber nur kurz, dann entlädt sie sich, alles schwappt und wogt, strebt an mein sicheres Ufer und darüber hinaus, ein Tsunami, der alles mitreißt, was er hinter der vertrockneten Uferlinie findet, die Trümmer unserer Romea-Bonnie-and-Julian-Clyde-Ruine werden ihrem Staub entrissen, aufgewühlt, verwirbelt und hinausgezogen auf meinen wild gewordenen Hirnozean …

Der Neue. Julian Engelmann. Was glaubte der eigentlich, wer er war? Nur gesetzt den Fall, dass er auf die schwachsinnige Idee kommen sollte, mein Foto ins Netz zu stellen, dann gnade ihm Gott. Echt, was bildete der sich bloß ein? Mr. So-Cool. Lungerte da breitbeinig mit seinem dämlichen Rap-Hat in der letzten Reihe rum und glaubte, er müsste nur mit den Fingern schnipsen und alle Weiber kämen dankbar für dieses bisschen Aufmerksamkeit angekrochen.
    Wütend schlug ich die Kühlschranktür zu. Ein gelbes Post-it segelte zu Boden. Ich hasste Post-it-Notes. Ma liebte sie und deshalb klebte sie sie auch überall hin. Ich hob den Zettel auf, auf dem gelbe Tupperbox R., grüne T. , stand. T. Theresa – die Königin aller Allergien. Deshalb bekam sie auch immer ihren Extranapf. Ich stellte meine gelbe Dose in die Mikrowelle. Während ich wartete, dass das Essen heiß wurde, überflog ich die Liste, die auf dem Tisch lag und die Ma sich schon gestern geschrieben hatte für übermorgen, damit sie auch nur ja nichts vergaß: Mittwoch: 5:30 aufstehen, Pausensnacks machen, Jörn wecken und ihn an die Einladung erinnern, 6:30 T. und R. wecken, 7:00 Kinder zur Schule bringen, 8:00 Büro, 9:30 Meeting, 12:00 Lunch mit F., 15:30 Potsdam Gespräch Dr. Werner (Klient), 20:00 Workout.
    Mann, was für ein Tag, und das war noch nicht mal ein schlimmer. Ma war Anwältin und ständig unterwegs, Pa Architekt und für ihn galt das Gleiche. Ich bin in Berlin geboren, aber wir haben zwischenzeitlich in fünf verschiedenen Ländern gewohnt, ich habe drei verschiedene Kindergärten besucht und sechs verschiedene Schulen. Und jetzt, jetzt sind wir wieder hier. Back to the roots.
    Als ich klein war, hatte ich für ein paar Jahre eine Nanny, die sich um mich gekümmert hatte, und ich glaube, ich habe mit ihr insgesamt mehr Zeit verbracht als mit meinen Eltern. Selbst wenn ich die Zeit mit meinen Eltern
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