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Division der Verlorenen

Titel: Division der Verlorenen
Autoren: Alan Cole & Chris Bunch
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zu seinem Vorteil. Oder, wie er Mahoney einmal anvertraute: »Es ist eine wunderbare Möglichkeit, diesen Hühnerstall kräftig durcheinander zu scheuchen.«
    Der Imperator schnupperte an seiner blubbernden Soße. Mmmmm … Perfekt. Es war eine Substanz, die zu Anfang so gemein aussah und roch, dass Marr und Senn, die Imperialen Caterer, sich der Mitwirkung an dieser Vorführung verweigerten. Jedes Mal, wenn ihr Boss sein Barbecue abhielt, buchten sie einen Kurzurlaub an einem sehr weit entfernten Ort.
    Der Grundsud wurde in einem 40-Liter-Topf angerührt. Der Imperator bereitete ihn immer schon mehrere Tage im voraus zu. Seiner Meinung nach brauchte das Gebräu Zeit zum Atmen. Marr und Senn nannten es immer ›Zeit zum Brüten‹, was der Imperator jedoch geflissentlich überhörte. Die 40 Liter Grundsud wurden wie eine Art Sauerteig eingesetzt – jetzt galt es nur noch entsprechend der Zahl der erwarteten Gäste die Menge der Zutaten zu bestimmen und beizufügen.
    Der Ewige Imperator tunkte einen Kanten hartes Brot in die Soße und biss ein Stück davon ab. Sie wurde immer besser. Wieder ließ er den Blick über das Picknickgelände schweifen. Alle Grillstationen waren bereit. Das Fleisch befand sich in Kühlboxen und musste nur noch auf die Roste gelegt werden. Die Beilagen kochten oder kühlten bereits ab, und das Bier stand fässerweise zum Anzapfen bereit.
    Wo blieben nur die Gäste? Allmählich wurde ihm klar, dass so einige der Lebewesen, die er eingeladen hatte, sich entweder fürchterlich verspäteten oder nicht das geringste Interesse zeigten, seiner Einladung Folge zu leisten. Jetzt machten sich sogar einige seiner Gefolgsleute daran, die Tische, die offensichtlich nicht gebraucht wurden, mit Folie abzudecken.
    Was sollte das denn schon wieder? Zu einem richtigen Picknick gehörten nun mal ein paar Ameisen! Dem Imperator war nicht danach, sich die gute Laune verderben zu lassen. ›Die Soße‹, dachte er. ›Konzentriere dich auf die Soße.‹
    Das Geheimnis der Soße waren die Fleischreste. Es hatte den Imperator Jahre seines Lebens gekostet, bis er seinen Metzgern klarmachen konnte, was er mit Fleischresten meinte. Er wollte keine Scheibchen vom feinsten Filet. Er brauchte Fleischabfall, so kurz vor dem Verderben, dass das Fett schon gelb und ranzig wurde. Die Tatsache, dass er es mit Knoblauch, Rosmarin, Salz und Pfeffer einrieb, änderte nichts an dem aufdringlichen Geruch. »Wenn dir flau im Magen wird«, sagte er immer zu Mahoney, »dann riech an dem Knoblauch an deinen Händen.«
    Wieder kamen einige A-Grav-Gleiter an. Gäste sprangen eilig heraus und blickten argwöhnisch zu den rauchenden Feuerstellen. Der Imperator bemerkte, dass sie sich zu kleinen Grüppchen zusammenstellten und leise, aber aufgeregt unterhielten. Viele Blicke wurden in seine Richtung geworfen. Der Klatsch war so deftig, dass er ihn sogar durch seine Soße hindurch riechen konnte.
    Das Soßenfleisch lag in hässlichen Haufen auf Rosten übereinander, die schon seit einiger Zeit in den Rauch der Grillfeuer gehalten worden waren; in diesem Stadium verlangte das Rezept nur wenig Hitze, aber sehr viel Rauch aus Hartholzspänen. Wenn er es kriegen konnte, war dem Imperator Walnuss am liebsten. Er drehte die Fleischstapel unermüdlich von einer Seite auf die andere, damit der Geruch des Holzes in sämtliche Poren dringen konnte. In dieser Hinsicht kam ihm die Chemie der beinahe schon verwesenden Reste zu Hilfe: sie waren ausgetrocknet und porös und saugten die rauchige Luft förmlich in sich hinein.
    Dann kippten er und seine Waldo-Doppelgänger das Fleisch in einer synchronen Bewegung in den Topf, gossen den Sud mit Wasser auf und ließen alles mit jeder Menge Knoblauchzehen und den folgenden Gewürzen aufkochen: drei oder vier Lorbeerblättern, anderthalb Handvoll Oregano und eine gute Handvoll Bohnenkraut, um der Bitterkeit des Oregano entgegenzuwirken.
    Dann musste die Soße mindestens zwei Stunden lang köcheln, je nach Fettanteil des Fleisches auch drei – je mehr Fett, um so länger musste es köcheln. Das Picknickgelände roch wie ein Planet, dessen Atmosphäre größtenteils aus Schwefel bestand.
    Der Imperator sah, wie Tanz Sullamora mit einem enormen Tross eintraf und mit den Seinen sofort zwei oder gar drei Tische besetzte. Sullamora wirkte gewiss als Schrittmacher. Der Handelsfürst gehörte nicht zu den Leuten, deren Gesellschaft der Imperator freiwillig suchte. Er mochte den schmierigen Kerl nicht besonders, doch
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