Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Division der Verlorenen

Titel: Division der Verlorenen
Autoren: Alan Cole & Chris Bunch
Vom Netzwerk:
»Nein, lieber nicht.«
    Lady Atago verließ den Raum. Leise schloss sich hinter ihr die Tür.

 
Kapitel 2
     
    Lisa Haines und Sten drängten sich durch das Gewühl von Soward. Der Hauptraumhafen der Erstwelt litt schon seit seiner Fertigstellung an Überfüllung. In letzter Zeit war das Gedränge und Geschiebe der unterschiedlichsten Lebewesen jedoch fast unerträglich geworden; Arm quetschte sich an Tentakel, Tentakel an Fühler und Fühler an Arm.
    Die beiden bahnten sich einen Weg zu dem gemieteten A-Grav-Gleiter und wurden dabei immer aggressiver und ungeduldiger.
    »Was ist hier denn los?« fragte Sten, ohne ernsthaft eine Antwort zu erwarten.
    »Keine Ahnung«, gab Lisa trotzdem zurück, »aber ich glaube, meine frische Sonnenbräune schwindet schon wieder dahin, und wenn wir nicht bald von hier wegkommen, wird mir bestimmt schlecht.«
    »Mach mich nicht schwach«, erwiderte Sten. »Polizistinnen vom Morddezernat wird es nicht schlecht. Das gehört zu den Grundvoraussetzungen ihres Jobs.«
    »Dann behalte mich mal genau im Auge.«
    Sten packte sie am Arm und dirigierte den Polizei-Captain um den torkelnden Fleischberg eines jungen Soldaten herum.
    »Seit der Grundausbildung habe ich nicht mehr so viele Uniformen auf einem Haufen gesehen«, kommentierte er.
    Sie schoben sich in den A-Grav-Gleiter und Sten wartete auf die Abfahrtserlaubnis der örtlichen Verkehrskontrolle. Man teilte ihnen mit, dass sie mindestens vierzig Minuten warten müssten. Aufgrund eines angeblich ungewöhnlich hohen Verkehrsaufkommens von Militärfahrzeugen erhielten sie anderthalb Stunden später endlich grünes Licht zum Abheben.
    Auch nachdem sie die Stadt durchquert und den Weg zu Lisas Wohnung eingeschlagen hatten, wurde der Verkehr nicht wesentlich flüssiger. Ganz Fowler war ein fast lückenloses dreidimensionales Verkehrschaos. Die beiden sprachen so gut wie nichts, bis sie endlich die Außenbezirke hinter sich gelassen hatten und unterwegs zu dem ausgedehnten Wald waren, über dem Lisas Hausboot schwebte.
    »Ist es eigentlich schon immer so schlimm gewesen?« fragte Lisa. »Oder sind wir einfach nicht mehr daran gewöhnt?«
    Commander Sten, der ehemalige Kommandeur der Leibgarde des Ewigen Imperators, antwortete nicht. Die Uniformen und die vielen Militärfahrzeuge und Konvois, die ihnen begegnet waren, sprachen eine deutliche Sprache.
    Es sah fast so aus, als bereitete sich die Erstwelt auf eine Invasion vor. Sten wusste, dass das völlig unmöglich war, doch es lag auf der Hand, dass der Imperator für eine große militärische Aktion mobil machte. Und er wusste, dass alles, was auch nur entfernt mit kämpfen und schießen zu tun hatte, bedeutete, dass er garantiert wieder einmal seinen jungen Arsch aufs Spiel setzen musste.
    »Ich glaube, ich will es gar nicht wissen – noch nicht«, meinte er. »Außerdem haben wir noch einige Tage Urlaub übrig, die wir gefälligst genießen werden.«
    Lisa schmiegte sich an ihn und streichelte die Innenseite seines Oberschenkels.
    Als sie bei Lisas Hausboot ankamen, kehrte die beinahe rauschhafte Ruhe, die sie im langen Urlaub von ihren jeweiligen Jobs gefunden hatten, sofort wieder zurück.
    Das ›Boot‹ schaukelte träge an seinen Haltetauen hoch über dem ausgedehnten, unberührten Wald. Der Wald war eines der vielen Naturschutzgebiete, die der Imperator auf der Erstwelt eingerichtet hatte. Da die Hauptstadt des Planeten dieses riesigen Imperiums hoffnungslos überfüllt war, Mieten und Grundstückspreise in astronomische Höhen stiegen, war man jedoch schon bald gezwungen, kreative Lösungen für Wohnraumprobleme zu finden.
    Lisas Polizistengehalt war nicht gerade überwältigend, und so hatten sie und viele andere aus einer Lücke im Imperialen Naturschutzgesetz ihren Nutzen gezogen. Es war zwar strengstens verboten, im Wald zu bauen, von über dem Wald stand allerdings kein Wort in den Vorschriften.
    Ihr Vermieter hatte also das unbebaubare Land gepachtet und jeden, der den Transport bezahlen konnte, ein großes, von McLean-Generatoren getragenes Hausboot zur Verfügung gestellt.
    Sten und Lisa machten seitlich fest und gingen über die breite Sonnenveranda zur Tür. Lisa presste den Daumen auf das Fingerabdruckschloß, und die Tür glitt auf. Bevor sie eintraten, spähte sie misstrauisch in den Innenraum – eine Polizeiangewohnheit, die sie nicht ablegen konnte, und eine der vielen Gemeinsamkeiten, die sie und Sten verband. Nach seinen Jahren bei Mantis war es ihm unmöglich,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher