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Dir ergeben - Band 2 Roman

Dir ergeben - Band 2 Roman

Titel: Dir ergeben - Band 2 Roman
Autoren: J Kenner
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träumen lassen, einmal so unbekümmert für einen Akt Modell zu stehen. Ich habe zwar den Großteil meines Lebens damit verbracht, auf einer Bühne auf und ab zu laufen – aber selbst als ich noch an Schönheitswettbewerben teilnahm, war ich immer bekleidet. Sogar bei Auftritten im Badeanzug waren die entscheidenden Stellen bedeckt. Ich kann mir gut vorstellen, wie entsetzt meine Mutter wäre, wenn sie mich jetzt so sehen könnte: hocherhobenen Hauptes und mit durchgebogenem Rücken, während meine Hände mit einem roten Seidenband auf den Rücken gefesselt sind, das zwischen meinen Beinen hindurchführt und sich dann sanft um einen Schenkel legt.
    Schon seit Tagen habe ich keinen Blick mehr auf Blaines Leinwand geworfen, aber ich kenne seinen Malstil und kann mir vorstellen, wie er mich mit seinen Pigmenten und Pinselstrichen eingefangen hat: sinnlich, unterwürfig.
    Eine gefesselte Göttin.
    Meine Mutter würde bestimmt ausrasten, aber ich genieße es sehr. Vielleicht gerade deswegen! Aus der braven Prinzessin ist eine Revoluzzerin geworden, und das fühlt sich verdammt gut an.
    Ich höre Schritte auf der Treppe und zwinge mich, meine Position beizubehalten, obwohl ich mir nichts sehnlicher wünsche, als mich umzudrehen und ihn anzusehen: Damien.
    Damien Stark ist das Einzige, an das ich mich in meinem neuen Leben noch nicht gewöhnt habe.
    »Das Angebot steht.« Damiens Worte hallen durch das Marmortreppenhaus bis in den dritten Stock. Er hat seine Stimme nicht erhoben, trotzdem strahlt sie eine solche Autorität, ein solches Selbstbewusstsein aus, dass sie den ganzen Raum erfüllt. »Sagen Sie ihnen, sie sollen sich ihre Gewinn- und-Verlust-Rechnung noch mal gut anschauen. Sie machen keinen Profit, und wenn das so weitergeht, gibt es Ende des Jahres nicht einmal mehr die Firma. Sie befindet sich mehr oder weniger im freien Fall, und ist sie erst mal pleite, sind sämtliche Angestellten ihren Job los. Dann ist die Firma endgültig ruiniert, und wenn die Gläubiger ihr Geld einfordern, ist mit einem jahrelangen Rechtsstreit um die Patente zu rechnen. Aber wenn sie sich auf diesen Deal einlassen, werde ich die Firma wieder nach oben bringen. Das wissen Sie so gut wie ich, Charles. Und die wissen das auch!«
    Die Schritte verstummen, und ich merke, dass er den obersten Treppenabsatz erreicht hat. Der luftige Raum dient eigentlich dazu, Gäste zu empfangen. Normalerweise wird derjenige, der die Treppe hinaufgeht, mit einem die ganze Zimmerbreite einnehmenden Blick auf den Pazifik belohnt.
    Doch Damien hat nur Augen für mich.
    »Regeln Sie das, Charles!«, sagt er angespannt. »Ich muss jetzt auflegen.«
    Ich kenne diesen Mann mittlerweile so gut – seinen Körper, seinen Gang und seine Stimme. Und ich brauche ihn gar nicht erst zu sehen, um zu wissen, dass die Anspannung in seiner Stimme nichts mit dem Geschäft zu tun hat, das er unbedingt abschließen will. Nein, ich bin dafür verantwortlich – eine Erkenntnis, die mir genauso zu Kopf steigt wie Champagner auf leeren Magen. Ein ganzes Firmenimperium ist von ihm abhängig, trotzdem besteht seine Welt in diesem Moment nur aus mir. Ich fühle mich geschmeichelt. Mir wird schwindelig, und ich bin durchaus erregt.
    Außerdem lächle ich, was Blaine scharf kritisiert. »Nikki, verdammt, hör auf zu grinsen!«
    »Dabei sieht man mein Gesicht auf dem Bild gar nicht.«
    »Aber ich sehe es sehr wohl«, sagt Blaine. »Also hör auf damit!«
    Er nimmt mich nur auf den Arm. »Ja, Sir «, sage ich und muss beinahe kichern, als Damien, der offensichtlich selbst ein Lachen unterdrücken muss, hüstelt. Die förmliche Anrede »Sir« ist unser Geheimnis, es gehört zu dem Spiel, das wir spielen. Ein Spiel, das noch heute Nacht offiziell beendet wird – jetzt wo Blaine letzte Hand an das von Damien in Auftrag gegebene Bild legt. Beim Gedanken daran werde ich ganz melancholisch.
    Natürlich freue ich mich darauf, nicht mehr stocksteif posieren zu müssen. Selbst die Genugtuung, meiner Mutter und ihrer Prüderie eins auswischen zu können, entschädigt kaum für die Muskelkrämpfe nach diesen Sitzungen. Aber alles andere werde ich vermissen – vor allem das Gefühl, Damiens Blicke auf mir zu spüren. Diese langsamen, leidenschaftlichen, visuellen Erkundungen, bei denen ich ganz feucht werde und mich extrem darauf konzentrieren muss stillzuhalten, weil mich ein so süßes Verlangen packt.
    Ja, ich werde auch unser Spiel vermissen. Aber ich will mehr, als nur mit Damien spielen,
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