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Diplomat Im Abseits

Titel: Diplomat Im Abseits
Autoren: Georg R. Kristan
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Auslandsstation absolvierte, hatte er bei der Swirna-Airlines gebucht, obwohl man sonst als deutscher Diplomat der Lufthansa den Vorzug gab. Er hielt sich nicht an diese Regel. – So hatte er auch Amara kennengelernt, die sich als Chef Stewardeß der SAL so zuvorkommend um ihn gekümmert hatte, daß er ihr auch privat näherkommen wollte. Das war inzwischen intensiv geschehen, so daß in nächster Zeit die Hochzeit stattfinden sollte. Amara Javakul war für eine Tagalin ungewöhnlich groß und bewegte sich auf eine ihn erregende Art, die in krassem Gegensatz zu dem madonnenhaften Gesicht mit dem langen, nach hinten gekämmten Haar stand.
    Botho freute sich, daß Amara es wieder einmal geschafft hatte, auf dem heutigen Flug zur Besatzung zu gehören; so konnten sie einige wichtige Dinge unterwegs besprechen.
    Diese Reise nach Deutschland hatte er schon vor einem Monat antreten wollen, um private Angelegenheiten in der Heimat zu ordnen, aber wegen eines Ministerbesuchs aus Bonn hatte er umdisponieren müssen. Dadurch hatte er die Bekanntschaft einer reizenden Thailänderin versäumt, die in Amaras Begleitung nach Hamburg geflogen war, um einen reichen Geschäftsmann zu heiraten. »Jungfrau nach Katalog«, hatte Amara erläutert und vieldeutig lächelnd hinzugefügt: »Mit ärztlicher Garantie.«
    Nun, diese Exotin war ihm entgangen, aber er kannte ja die Qualitäten der Thai aus eigener Anschauung.
    Amara hatte ohne Schwierigkeiten wieder die erste Reihe vorn rechts reserviert, so daß Dr. Botho von Campen auf dem Platz saß, den vor einem Monat beim Flug nach Hamburg Subin Tairong eingenommen hatte.
    Amara konnte als erfahrene Purserette den Bordservice weitgehend den jüngeren Stewardessen überlassen. Ihr gut eingespieltes Team war arbeitswillig und fleißig. Wer hier nicht spurte, wurde schnell abgelöst. In Swirna gab es junge Mädchen genug, um jede Lücke zu füllen. Sie alle glaubten, zwischen Himmel und Erde den reichen Mann fürs Leben zu finden – so, wie es Amara ja auch geschafft hatte. Ab Mitternacht würden sich die Fluggäste ohnehin so verteilen, daß sie sich über mehrere Sitze ausstrecken konnten, um dem Ziel entgegenzuschlafen. Wenn es dabei zu Intimitäten kam, drückten die Stewardessen beide Augen zu – allerdings nicht ganz.
    Als das erste Essen abgeräumt war und Drinks gereicht wurden, setzte sich Amara neben Botho. Nach seinem Handkuß ließ sie es sich gern gefallen, daß seine Finger über ihre Hüfte bis zum Schoß glitten.
    »Schön, daß wir endlich wieder zusammen sind«, sagte er. »Du siehst großartig aus. Ich freue mich auf unser Beisammensein in Swirnabad.«
    »Wir sind ja auf dem Wege dorthin.« Amara lächelte. »Hast du alles regeln können?«
    »Leider noch nicht – meine Frau ist mir ausgewichen. Die Scheidung verzögert sich noch etwas. Aber da wir – von zwei oder drei offiziellen Auftritten bei diplomatischen Veranstaltungen abgesehen – de fakto über ein Jahr getrennt leben und keine Kinder haben, muß das Gericht meinem Antrag entsprechen. Du kannst unbesorgt sein, es wird keine Schwierigkeiten geben.«
    »Aber die Zeit eilt. – Ganz Swirnabad wartet auf dieses Ereignis, und meine Eltern haben schon viel Geld in die Hochzeitsvorbereitungen gesteckt. Die Ehe mit einem ausländischen Diplomaten ist bei uns schon etwas Besonderes. Bei einem solchen Ereignis sind Tagalen keine Krämerseelen. Aber wenn wir nicht bald heiraten, bin ich in der Gesellschaft von Swirnabad erledigt. It gets me out – und meine Eltern hätten ihr Gesicht verloren. Du weißt, mein Vater ist Kunsthändler, und da ist Vertrauen die wichtigste Geschäftsgrundlage.«
    Botho nickte beruhigend und lächelte breit. »Natürlich werden wir heiraten; ich habe es dir versprochen. Bari kann sich nicht gegen eine Scheidung wehren – nach deutschem Recht nicht. Mein Anwalt hat alle Vollmachten und wird die Angelegenheit mit Nachdruck betreiben. Noch vor Ende des Jahres kann das Fest über die Bühne gehen.« Er streichelte ihr Knie und spielte mit ihren Fingern. »Befördert worden bin ich auch – zum VLR.«
    »Wirst du jetzt Botschafter?« fragte Amara und sah ihn erwartungsvoll an. »Oder was bedeuten die Buchstaben?«
    »VLR – Vortragender Legationsrat. Botschafter ist man damit noch nicht, aber Botschaftsrat. Als Vorstufe für die Übernahme einer Mission in kleineren Staaten, zum Beispiel in Afrika, ist es schon sehr nützlich.«
    »Afrika! O nein, bitte nicht!« wehrte Amara ab. »Niemals! Wir
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