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Diplomat Im Abseits

Titel: Diplomat Im Abseits
Autoren: Georg R. Kristan
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verstört.
    »Sie bleiben hier – was denn sonst? Schließlich sind Sie doch wohl deswegen hergekommen.«
    »Allein mit Mann ganze Nacht?«
    »Aber sicher, Jungfrau; der will ja schließlich seinen Spaß haben.« Moskito zog einen vorgedruckten Vertrag aus der Aktentasche, die auf dem Beifahrersitz gelegen hatte. »Hier unterschreiben!«
    »Ich nicht… Stewardeß!«
    »Du sollst unterschreiben. Ich bin dein Agent in Deutschland – eine Ehe ist teuer. Mon Dieu, hör zu«, sagte er eindringlich, als Subin den Kopf schüttelte, »hier steht, daß ich dich heute wohlbehalten bei Naval abgeliefert und damit den Vertrag erfüllt habe. Meine Unkosten und Gebühren belaufen sich auf fünfzehntausend Mark. Die werden im Falle der Eheschließung oder einer eheähnlichen Verbindung von Naval getragen; im anderen Falle von dir innerhalb eines Jahres zurückerstattet. Capito?«
    »Nicht verstehe…« versuchte Subin noch einmal abzuwehren.
    »Hier wird unterschrieben, klar? Oder es geht gleich weiter zum Kiez.« Die begleitende Handbewegung mit dem nach rückwärts gestreckten Daumen war eindeutig.
    »Aber…«
    »Los, wir haben keine Zeit. Das Dokument ist in Ordnung, und du darfst deinen zukünftigen Herrn nicht warten lassen.«
    Subin unterschrieb.
    »Na also!« Moskito setzte den Wagen zurück und fuhr vor das Portal.
    Die schwere Eichentür öffnete sich wie von Geisterhand geschoben langsam und gleichmäßig. Ein großer, kräftiger Mann in einer dunklen Zweireiher-Kombination trat einige Schritte vor. Die Jacke war auf der linken Vorderseite ausgebeult. Daß hier eine Waffe steckte, war unverkennbar.
    Als Subin an der Seite Moskitos die vier Stufen der Freitreppe hinaufging, erschien ihr der fremde Mann noch größer und bedrohlicher. Sie wußte nicht, ob er es war, mit dem sie die erste Nacht in diesem Haus verbringen sollte.
    »Alles klar?« fragte der Mann kurz, ohne den Blick von Subin zu wenden.
    »Ja, wie du siehst. Das Mädchen ist hier, intakt und gesund«, erklärte Moskito. »Ich möchte meinen Schützling« –, das Wort klang wie Hohn – »beim Chef persönlich abliefern. Die ärztlichen Zeugnisse…«
    »Der Boß ist für dich jetzt nicht zu sprechen«, erklärte der Mann abweisend und streckte die Hand nach den Papieren aus. Mit einem hämischen Lächeln fügte er hinzu: »Damenbesuch geht vor.« Betont langsam zog er dann einen Umschlag aus der Jackentasche. »Das sind fünf Riesen als Abschlag. Nachzählen und quittieren! Rest wie vereinbart in drei Monaten – es sei denn, die Ware geht zurück. Du kennst ja die Spielregeln.«
    Moskito wußte, daß seine Aufgabe damit beendet war. Er nahm den Briefumschlag entgegen und trat in die Halle. Auf einem Louis-seize-Tisch unterschrieb er die vorbereitete Quittung. Den ungeöffneten Umschlag steckte er ein und verschwand, ohne Subin Tairong noch einmal anzusehen. Die schweren Türflügel glitten langsam zurück, und das Klacken des Schlosses beendete die gespenstische Transaktion.
    Subins dürftiges Reisegepäck in der großen Eingangshalle wirkte verloren.
    Aus dem Hintergrund erschien eine blonde Frau, wohl Mitte dreißig, vollschlank, mit knapp sitzender Bluse, geschlitztem Rock und hochhackigen Schuhen.
    »Du kümmerst dich um das Gepäck!« erklärte sie kurz und scharf. »Das Mädchen kommt mit mir!« Der große Mann gehorchte wortlos.

 
    2
     
     
     
    Beim Anblick der Frau hatte Subin aufgeatmet – die Situation erschien nicht mehr so bedrohlich. Sie ließ sich erleichtert durch die Halle führen. Auf die Frage, ob sie genügend Deutsch könne, antwortete sie ängstlich: »Ganz wenig.«
    »Hast du Sexpraktiken gelernt?«
    »No Sex – kein Mann. Dokumente von Arzt«, antwortete sie leise.
    »Ach du liebes Lottchen«, stöhnte die Frau auf. »Du bist ja wirklich ein kleiner Schmetterling.«
    »Was ist ›Metterling‹?« fragte Subin und hielt sich verlegen die Hand vor den Mund.
    »Ein zarter Falter. – Ach, das verstehst du ja auch nicht. Kannst du Englisch?«
    »A little bit, at school.«
    »You understand ›Butterfly‹?«
    Über Subins Gesicht huschte ein kleines Lächeln. »Yes, Metterling.«
    »Nun komm, Madame Butterfly. Ich heiße Paulette und tue das, was Herr Naval sagt. Und wenn dir deine Gesundheit lieb ist, tust du das auch.«
    Subin nickte stumm.
    Paulette nahm ihre Hand. »Wir werden jetzt bei mir etwas essen und einen Drink nehmen – und ich gebe dir ein paar Tips für den Umgang mit Männern.«
    »Macht Herr böse Sex? – Wann
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