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Dinner for one, Murder for two

Dinner for one, Murder for two

Titel: Dinner for one, Murder for two
Autoren: Auerbach , Keller,
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näherbringen könnten?«
    Von Kestring nickte. Natürlich hatten diese Traditionalisten sein Konzept nicht begriffen, aber die Brillanz seiner Idee hatte dennoch überzeugt. Das sollte ihm erst mal einer nachmachen.
    »Ich werde das Stück wie ein Computerspiel inszenieren und dabei …«, er machte eine wirkungsvolle Pause, die den beiden Männern helfen sollte, ihm zu folgen, »… ein innovatives Feuerwerk kreieren, das in Shakespeares Worten unser Jahrhundert der Gier spiegelt und einem War-Game in nichts nachsteht. Ich werde die Schauspieler dazu bringen, alles zu geben. Sie werden Shakespeare aus jeder Körperöffnung atmen, leben, rülpsen und furzen … die pure Ekstase!«
    Sir Michael zuckte mit keiner Wimper. »Sehr elisabethanisch. Die Zuschauer werden in Scharen kommen – und sei es nur wegen des Skandals. Ganz wie zu Shakespeares Zeiten.«
    Hasso von Kestring ignorierte die Ironie in den Worten des alten Mannes. Was wusste der schon? Die Zeit des großen Sir Michael Hornsby war fast vorüber. Aber sein Name hatte noch Klang. Und den würde er nutzen. Zu seinen Gunsten. Er sah das Plakat schon vor sich: sein Name in großen Lettern vor dem von Sir Michael.
    Er lächelte die beiden Männer hochmütig an.
    Er würde es allen zeigen.

etz dich endlich hin, Pippa! Du bist ungemütlich.«
    Karin verdrehte die Augen, als sie merkte, dass ihre Freundin sie gar nicht wahrnahm.
    Pippa Bolle stand am Fenster ihrer Einzimmerbleibe im Hochparterre des Seitenflügels und schaute hinaus. Aus dem Berliner Februarhimmel fielen seit Tagen dicke Schneeflocken und verwandelten den Hinterhof der Transvaalstraße 55 in eine einladende Winterlandschaft, die von den Kindern des Hauses zu einer Armee von Schneemännern umgearbeitet wurde.
    Davon sah und hörte Pippa nichts. Vor ihrem geistigen Auge tanzten rote Zahlen, die sich auf ihrem Konto zu Bergen alpinen Ausmaßes türmten.
    »Bist du zur Schaufensterpuppe mutiert?«, maulte Karin. »Oder können wir jetzt endlich unseren Tee trinken?«
    »Heute geht es für mich um alles«, sagte Pippa. »Heute entscheidet der Verlag darüber, wer den Zuschlag für die Übersetzung bekommt. Du weißt schon, Jos mutige Enthüllungen .«
    »Klingt wie ein Porno«, sagte Karin kichernd. »So was soll ja gut bezahlt werden.«
    Pippa lachte. »Schön wär’s. Dann könnte ich noch was lernen, während ich endlich einmal wieder Geld verdiene.«
    In diesem Moment knallte ein Schneeball mit voller Wucht gegen das Fenster, und Pippa zuckte unwillkürlich zurück.
    »Wenn das keine Aufforderung ist …«, fand Karin. Sie stand auf, stellte sich neben ihre Freundin und sah in den Hof hinunter.
    Lisa, Karins vierzehnjährige Tochter, führte das Regiment über einige Sprösslinge der Familie Abakay und die drei Schmidt-Söhne aus dem ersten Stock. Die Jungs rollten mit Feuereifer große Schneekugeln, während Lisa Anweisungen gab, wie diese gestapelt werden sollten.
    »Ganz die Mutter. Immer das Kommando«, sagte Pippa und fing sich dafür einen Knuff in die Seite ein.
    Sven, Lisas siebzehnjähriger Bruder, brachte gerade einen großen Weidenkorb voller Stofffetzen, Schals, Mützen, ausgemusterter Kleidung und Hüte in den Hinterhof. Er hatte im ganzen Haus gesammelt und bei Mira und Käthe Kasulke, den Schneiderinnen aus der dritten Etage, die Dekorationsbestände geplündert. Begeistert stürzte sich die Meute auf den Fundus und stritt lachend und kreischend um besonders schöne Stücke.
    »Komm, lass uns runtergehen.« Karin drängte ihre beste Freundin sanft vom Fenster weg.
    Pippa sah unschlüssig Richtung Telefon. »Vielleicht ruft der Verlag an und hat eine Frage zu meiner Probeübersetzung …«
    »Da ihnen die niemand anderes beantworten kann als du, werden sie auch ein zweites Mal anrufen.«
    »Dann hätte ich auch mit Paps und Freddy nach Tegel fahren können, um Mylady vom Flieger abzuholen. Außerdem bin ich diese Eiseskälte nicht mehr gewöhnt.« Demonstrativ fröstelnd rieb Pippa die Hände aneinander. »Der erste Berliner Winter seit Jahren. Ich hatte schon beinahe vergessen, wie kalt es hier sein kann.«
    Aber Karin ließ nicht mit sich reden und zog sie unerbittlich Richtung Tür.
    »Sieben Jahre Florenz, und du bist völlig verweichlicht. Schneemänner zu bauen ist genau das Richtige, um dich wieder abzuhärten.«
    An der Flurgarderobe hängte sie Pippa einen Schal um und zog ihr eine Mütze über die roten Haare.
    »Wenn du willst, nennen wir einen von ihnen Leonardo
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