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Dinner for One Killer for Five

Dinner for One Killer for Five

Titel: Dinner for One Killer for Five
Autoren: Michael Koglin
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Wenn er dem Umstand Rechnung trug, dass Sir Toby erst vor einem Tag diesem absurden Verbrechen zum Opfer gefallen war, hatten sie doch bereits eine Menge herausgefunden. DeCraven legte entspannt die Füße auf den Papierkorb. Er riss kleine Schnipsel von einem Stück Papier und rollte sie zu Kügelchen. Mit Radiergummis und Büroklammern steckte er einen Kricket-Parcours auf seinem Schreibtisch ab. Dieses zugegebenerweise kindische Spiel verschaffte ihm eine tiefe Entspannung. Schlug er erst einmal die Papierkügelchen mit einem Bleistift über den Schreibtisch, fanden die richtigen Gedanken von ganz allein den Weg in den der Logik zugewandten Teil seines Gehirns.

    Sie hatten also einen Toten mit einer undurchsichtigen Vergangenheit. Den Unterlagen nach war er in dubiose Aktiengeschäfte verwickelt gewesen. Es ging um Papiere der Panama-Kanal-Bau-Gesellschaft. Angeblich war es Sir Toby gelungen, gefälschte Berichte in der Redaktion der Times zu lancieren. Die Kurse brachen nach der Veröffentlichung ein. Bevor die Meldungen als manipuliert entlarvt werden konnten, wollte sich Sir Toby mit Wertpapieren eindecken, um sie dann nach der Richtigstellung der Falschmeldung bei wieder steigenden Kursen zu verkaufen. Der Coup gelang, doch obwohl er unter Verdacht stand, konnte man ihm die Manipulation nicht nachweisen. Das Geld, das er mit dieser Transaktion gewonnen hatte, verlor er allerdings nach dem Untergang der Titanic, als die Aktien der White Star Lines ins Bodenlose stürzten. Chefinspektor DeCraven schoss ein Kügelchen durch eine Büroklammer, die von zwei Stempeln und dem Stempelkissen gestützt wurde.
    Glaubte man den Akten, hatte Sir Toby versucht, sein finanzielles Defizit durch Affären mit Töchtern und Witwen aus reichen Familien auszugleichen. Eine Anzeige wegen Heiratsschwindels war allerdings zurückgezogen worden. War es denkbar, dass eine der von Sir Toby erleichterten Damen beschlossen hatte, die Dinge nicht länger auf sich beruhen zu lassen, und zur Tat geschritten war?
    Laut schrillte das Telefon. Am anderen Ende der Leitung meldete sich Dr. Benkiel von der Pathologie. Knapp teilte er DeCraven mit, Sir Toby sei quasi doppelt ermordet worden. Zweifellos war das Opfer durch die Wunde in der Halsschlagader verblutet. Doch außerdem waren in seinem Körper und auch in seinem Weinglas Spuren von Arsen gefunden worden.
    DeCraven ließ den Hörer auf die Gabel fallen. Nachdenklich schoss er ein Kügelchen durch ein Büroklammertor.
    Da hatte jemand ganz sichergehen wollen, dass Sir Toby an diesem Abend das Jenseits erreichte. Oder war es möglich, dass sich gleich zwei Täter Sir Tobys angenommen hatten?

    * * *

    Der Manager von Browns Tanzcafé hatte den Chefinspektor und den Constabler 'Oggerty mit Rücksicht auf die Gäste gebeten, die Kellnerin Anne möglichst unauffällig zu befragen. So standen sie jetzt in der nach gebratenem Lachs, pochiertem Hähnchen und geschnetzeltem Wild duftenden Küche. Eilig balancierten Annes Kollegen silberne Platten mit Fasan oder kleinen, mit Trüffeln gefüllten Schälchen durch die Tür. Oggerty schluckte angesichts all der Köstlichkeiten. Außer einem pappigen Frühstückssandwich hatte er noch nichts im Magen.
    Einige Kellner warfen Anne aufmunternde Blicke zu, andere vermieden, zu ihnen herüberzuschauen.
    »Der Ring ist nicht wieder aufgetaucht?« DeCravens Stimme war schneidend.
    Prompt liefen Anne die Tränen über das Gesicht.
    »Aber Sie glauben doch nicht, dass ich mich am Eigentum eines Gastes vergreife!«
    »Immerhin war er tot«, stellte DeCraven kühl fest.
    Anne schluchzte.
    »Ich und eine Leichenfledderin? Ich war es nicht, und Lady Henley auch nicht, weil...«
    »Lady Henley, die Witwe von Lord Henley?«
    »Na ja, eine halbe Stunde bevor das Licht ausfiel, ist sie auf den Tisch von Sir Toby und Miss Sophie zugestürmt und hat ihm eine furchtbare Szene gemacht.«
    »Warum haben Sie uns das nicht gleich erzählt?«
    »Aber das war doch schon eine halbe Stunde vorher.« DeCraven schluckte mit grimmigem Blick eine scharfe Bemerkung hinunter.
    Trotzdem begann Anne hemmungslos zu schluchzen. Die Blicke ihrer Kollegen wurden besorgter. DeCraven reichte ihr ein Taschentuch.
    Oggerty trat von einem Bein auf das andere. Als ein gebackener Truthahn direkt in Kopfhöhe an ihm vorbeigetragen wurde, begann sein Magen laut zu knurren.
    »Entschuldigung, Sir.«
    Anne schluchzte auf und steckte das Taschentuch in ihren Ärmel.
    »Schon gut. Worum ging es nun bei
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