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Diebe

Diebe

Titel: Diebe
Autoren: Will Gatti
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sie schiebt von hinten nach. »Rühr dich nicht vom Fleck, hörst du. Lieg einfach still, bis ich dich hole.«
    »Ich kann nicht atmen.« In gedämpftem Klageton.
    »Wenn sie dich erwischen, atmest du gar nicht mehr.« Sie lässt den Rumpf herunter und sprintet dann zurück ins offene Gelände. Augenblicklich wird sie vom Lichtstrahl erfasst.
    »Da ist einer!«
    Sie rennt, als wolle sie das Licht abschütteln, schlägt Haken nach recht, nach links, läuft im Zickzack, als hätte sie etwas verloren. Sie will, dass sie etwas näher kommen, dass sie das Gefühl haben, sie könnten sie problemlos einfangen, ohne groß nachdenken zu müssen.
    Die Männer rufen, ihre Schritte trommeln durch die Nacht, einer flucht vor sich hin, vielleicht weil der Schlamm ihm die feinen italienischen Schuhe ruiniert.
    Noch nicht, sagt sie sich. Sie müssen ganz nahe sein, die Hände schon nach ihr ausstrecken, sie muss ihren Atem praktisch im Nacken spüren. Also bleibt sie stehen, blickt wie zu Tode erschrocken zurück, lässt sich vom Lichtstrahl blenden, damit sie sie deutlich sehen und erkennen können, was für ein verschüchtertes kleines Ding sie ist, harmlos, leichte Beute.
    »Du da! Bleib stehen. Du kommst eh nicht weit!«
    Sie kneift die Augen zu, zählt langsam bis drei, schützt sich vor dem blendenden Licht und gibt ihnen Zeit, noch näher zu kommen.
    Einer der Männer schreit plötzlich: »Das ist das kleine Miststück, das meine Maschine geklaut hat!«
    Baz wirbelt davon, öffnet ihre Augen in die Dunkelheit, lässt die Pupillen sich weiten. Jetzt kann sie sehen. Sie wirft Blicke nach links und rechts, um sich zu orientieren, rennt zum Rand des getrockneten Schlamms und begibt sich auf ihren Weg in den Fluss hinein, wobei sie sich möglichst schnell und ungezwungen bewegt, damit es leicht aussieht und ganz ungefährlich scheint. Sie blickt sich um, hält diesmal eine Hand vor die Augen, um sie vor dem Licht abzuschirmen. Dann verschärft sie das Tempo noch ein bisschen, damit sie sich sicher fühlen auf dem Untergrund, erreicht die Boje und hält sich daran fest, als wäre sie außer Atem und wüsste nicht mehr ein noch aus.
    Die Männer, vier an der Zahl, kommen ihr in einer Linie nach, erst mit schnellen Schritten, dann aber plötzlich langsamer, als der Schlamm weicher wird und sie bis zu den Knöcheln einsinken. Noch ein Stück weiter, und sie versinken richtig, so wie Demi, aber sie wird keinen Finger rühren, um ihnen zu helfen. Ihr Herzschlag beruhigt sich, während sie das Geschehen beobachtet und die Entfernung abschätzt.
    »Komm her, du! Ich reiß dich in Stücke, das schwör ich dir!«
    Das ist wieder der Wütende, jung und schmalgesichtig, der den anderen ein Stück vorausgeeilt ist. Er ist der Mann, der von Demi vom Motorrad geworfen wurde, der Wächter vom Berg, den sie eingeschnürt haben wie ein Stück Schweinebauch. Er will sie verprügeln, will ihr heimzahlen, was sie ihm angetan haben. Bestimmt war das ein übler Gesichtsverlust für ihn. Niemand verliert gern sein Gesicht, schon gar nicht diese Männer, lieber würden sie dich töten und den Hunden und Ratten zum Fraß überlassen.
    Kommt, sagt sie im Stillen, noch ein kleines bisschen näher. Und alle stapfen sie weiter, waten hinein in den Schlamm, knietief inzwischen, der Wütende fünf Schritte voraus. Sie kann den Schweiß auf seinem Gesicht glänzen sehen, Schlammspritzer auf seinem Jackett, und schon schwappt der Schlamm um seine Oberschenkel. »Hey!«, ruft er und jetzt klingt Anspannung und Besorgnis in seiner Stimme durch. »Ich kann mich nicht bewegen.«
    Die anderen drei beachten ihn nicht, haben genug mit sich selbst zu tun, schreien Baz an, rufen sich gegenseitig etwas zu. Einer von ihnen hat sein Handy gezückt, ein anderer fuchtelt mit einer Pistole und schießt eine Ladung ab, die an Baz vorbeipfeift.
    »Daro!«, schreit einer der anderen. »Bist du bescheuert? Hör auf damit, sonst legst du uns noch alle um, eh!« Aber Daro, der Mann mit der Pistole, verliert sein Gleichgewicht, rudert mit den Armen wie eine Windmühle und gibt noch einen Schuss ab, bevor er in den Schlamm kippt. Die anderen beiden waten weiter. »Warum bleibste stehen, Rico?«
    Rico, der Schmalgesichtige, antwortet nicht. Er hat seine Pistole gezogen, richtet sie mit zitterndem Arm auf Baz. Der Schlamm geht ihm bis zum Bauch. Sein Mund zuckt angespannt, denn jetzt hat er richtig Angst, seine Worte klingen wie ausgespuckt. »Du hast uns reingelegt, du Aas. Uns
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