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Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer

Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer

Titel: Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer
Autoren: Ralf Isau
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einer Seitengasse aus näherte, bot sich ihm ein Bild des Grauens. Er konnte nur einen kleinen Teil des freien Areals zwischen Elis Haus und Beth Gao überblicken, sah aber schon jetzt mehrere Leichen von Kindern, Frauen und Männern. Fischköpfige Krieger stachen mit ihren dreizackigen Lanzen auf solche ein, die sich noch bewegten. Hysterische Schreie hallten zu ihm herüber. Und dann erschien ein Antisch, bei dessen Anblick Masor eine Gänsehaut bekam.
    »Gaal?«, hauchte er.
    Der Feuermensch hatte die gleiche Zeichnung aus leuchtend rotbraunen Streifen wie einst der König der Dagonisier. Mit etwa zehn Fuß war er auch genauso groß. Sogar der Brustpanzer aus silbrig glänzenden Platten schien derselbe zu sein. Wie war das möglich? Taramis hatte das Ungeheuer doch besiegt. Der Seelenfresser war durch das Feuer von Ez getötet worden. Masor hatte es mit eigenen Augen gesehen.
    Er legte einen neuen Pfeil auf die Sehne. Auf dem Platz herrschte ein solches Durcheinander, dass ihn noch niemand entdeckt hatte. Um wen auch immer es sich bei dem Dagonisier handeln mochte, sein Harnisch war der eines Befehlshabers. Auch sein Verhalten deutete darauf hin. Mit seinem breiten Kurzschwert zeigte er mal hierhin, dann wieder dorthin und rief unentwegt Kommandos.
    Vielleicht, dachte Masor, kann ich den Spuk beenden, wenn ich ihn töte.
    Die Sonne ging gerade erst über der Heiligen Insel auf. Ihr Licht vertrieb die Schatten vom Tempelplatz. In den Gassen ringsum boten sie dem Hüter aber noch Deckung. Und zum Schutz gegen die Scharfschützen hatte er ja die Wolke aus Nebel. Darunter war er für den Feind so gut wie unsichtbar. Bis er sich verraten musste. Wahrscheinlich würde ihm nur Zeit für einen einzigen Schuss bleiben, bestenfalls für zwei. Lautlos pirschte er sich an den riesigen Dagonisier heran.
    Plötzlich wurde ein Greis in einem langen weißen Gewand vor den Anführer gezerrt. Masor stockte der Atem. Es war der Hohepriester.
    »Gaal?«, keuchte Eli.
    Das Fischmaul des Kriegers verzog sich zu einem hämischen Grinsen. »Der Chohén gibt sich die Ehre. Ihr wirkt überrascht, mich zu sehen.«
    »Ihr müsstet … tot sein. Ich war dabei, als Taramis Euch …«
    »Taramis war ein Narr!«, herrschte der Antisch den Priester an. »Er glaubte, mich auslöschen zu können. Obwohl ich ihn gewarnt hatte. Nun bin ich – wie vorhergesagt – zurückgekehrt. Auf dem Weg der Unsterblichkeit.«
    »Dann wird er Euch abermals ins Haus der Toten schicken. Und diesmal endgültig.«
    Gaal lachte. »Nein. Ich werde ihm das Furchtbarste antun, das er sich vorstellen kann. So habe ich es ihm versprochen, so werde ich es halten. Euch stellt sich allerdings die Frage, wo Ihr stehen wollt. Seid Ihr bereit, Dagonis als Hohepriester zu dienen?«
    Eli straffte die Schultern. »Etwa so wie der Verräter Eglon? Niemals!«
    Der König nickte versonnen. »Das dachte ich mir. Dann werde ich Euch leider töten müssen …«
    Masor ließ die Bogensehne los. Der Pfeil zischte auf den Kopf des Antischs zu.
    Gaal duckte sich jäh, als habe er die tödliche Gefahr gespürt. Das Geschoss verfehlte ihn.
    Sofort schickte Masor einen weiteren Pfeil hinterher. Ehe dieser sein Ziel erreichen konnte, stürzten die Leibwächter des Königs in die Gasse. Einer rannte in die Flugbahn des Geschosses, wurde am Hals getroffen und sank zu Boden.
    Danach durchsiebten Armbrustbolzen die Luft.
    Einer bohrte sich in Masors Oberschenkel. Ächzend duckte er sich in einen Hauseingang und riss den dritten Pfeil aus dem Köcher. Unterdessen spähte er an den nahenden Kriegern vorbei zum Platz hinüber. Erhobenen Hauptes stand der Hohepriester immer noch vor dem König von Dagonis.
    Plötzlich rammte ihm Gaal das Schwert in den Unterleib. Ebenso schnell, wie er zustieß, zog er die Klinge auch wieder zurück und ging sofort auf Abstand zum Priester. Der kleinste Blutspritzer eines Zeridianers konnte ihn töten.
    Eli brach zusammen.
    Masor schrie vor Verzweiflung auf. Wütend schoss er den nächsten Pfeil ab und tötete einen Leibwächter. Dann spürte er einen heftigen Schlag – und sah an sich herab. Ein Armbrustbolzen stak tief in seiner rechten Brust. Seltsamerweise fühlte er kaum Schmerz. Du wirst sterben. Erstaunlich, wie wenig ihn der Gedanke schreckte.
    Von diesem Augenblick an verwandelte sich der Hüter von Jâr’en für die Gegner in einen Todesengel. Brüllend verschoss er drei weitere Pfeile und wurde selbst zweimal getroffen – im linken Arm und an der
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