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Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)

Titel: Die Zeitmaschine Karls des Großen (German Edition)
Autoren: Oliver Henkel
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die letzten westgotischen Erhebungen in Septimanien bekämpfte, erfuhr davon und zog in Eilmärschen ostwärts. Theodahad, der Prätorianerpräfekt von Rom, hatte nur eine Kohorte zur Verfügung, der Rest der Prätorianergarde befand sich noch in Africa. Darum versuchte er eine gewagte Täuschung, er rüstete so viele Bewohner der Stadt, wie nur möglich war, mit Helmen und Schilden aus den Heeresmagazinen aus. Als dann die fränkische Armee sich Rom näherte, ließ er die Leute in Formation auf der Ebene östlich der Stadt Aufstellung nehmen. Aus der Entfernung glaubte König Theudebert, mehreren Legionen gegenüberzustehen. Weil er sich weit unterlegen wähnte, zog er sich wieder nach Norden zurück. Auf dem Rückzug ließ die Disziplin der Franken nach, die Soldaten plünderten und der Heerzug kam nur langsam voran. Als sie schließlich die Gebirgspässe nach Burgund überqueren wollten, war Belisarius schon dort. Er hatte ihnen einen Hinterhalt gestellt, in dem seine kleine Truppe das Frankenheer fast vollständig aufreiben konnte. König Theudebert wurde gefangen genommen und musste einen Vertrag unterzeichnen, mit dem das Frankenreich zum ewigen Verbündeten des Imperiums wurde.«
    Marcellus nickte. »Sehr gut, deine Lehrer können zufrieden sein. Und jetzt werde ich dir etwas Wichtiges verraten: Es wurden damals zwei Verträge geschlossen. Der eine, von dem du eben gesprochen hast, sollte Theudebert helfen, nach der Niederlage sein Gesicht wahren zu können. Hätten die fränkischen Adligen von den demütigenden Bedingungen des zweiten Vertrags gewusst, Theudeberts Leben wäre keinen Denarius mehr wert gewesen. Und an seine Stelle wäre ganz ohne Zweifel ein Verwandter getreten, der nur ein Ziel gehabt hätte, nämlich sich an Rom für die Schmach zu rächen. Das hätte möglicherweise Jahrzehnte des Krieges bedeutet, und Rufus III. wollte das um jeden Preis vermeiden. Daher existieren zwei Fassungen des Vertrags. Und in der geheimen Version, die nur wenige kennen, musste Theudebert für die Franken den Föderatenstatus akzeptieren.«
    Andreas war sprachlos. Demnach war das Frankenreich, dieses riesige Gebiet, das sich vom Oceanus Atlanticus bis zur Elbe erstreckte, in Wirklichkeit Teil des Imperiums?
    Scheinbar konnte Marcellus diese Frage im Gesicht seines jungen Untergebenen ablesen, denn er fuhr fort: »Allerdings wurde eine Sonderform des Föderatenvertrags ausgearbeitet. Die Vorstellung, das komplette Frankenreich dem Westreich einzugliedern, war für Rufus III. überaus verlockend. Das ist verständlich, denn damit hätte das Imperium mit einem Schlag fast alle Provinzen zurückerlangt, die ihm seit etwa 1200 verloren gegangen waren: Gallien, Belgica, beide Germanien … aber der Kaiser war ein Realist. Die Legionen des Westens reichten schon kaum aus, um die rückeroberten Provinzen Hispanias und Africas zu kontrollieren, und Justinian würde mit Sicherheit seine Truppen bald wieder zurückbeordern, um die Bulgaren und Perser im Zaum zu halten. Also wurde im Vertrag festgelegt, dass Rom sich vorbehält, im Frankenreich zu intervenieren, falls die inneren Zustände dort sich zum Schaden des Imperiums zu entwickeln drohten. So sollte sichergestellt werden, dass die Franken nie wieder zu einer Bedrohung für Rom werden könnten.«
    »Und darum ist das Officium für diese Angelegenheiten zuständig.«
    Langsam erkannte Andreas die Zusammenhänge. »Aber … dieser Bericht stammt doch offenbar von einem Griechen, einem Oströmer. Haben wir denn keine eigenen Kundschafter im Frankenreich?«
    »Kompliment für deine Beobachtungsgabe.« Marcellus war angenehm überrascht, dass sein künftiger Schwiegersohn mehr als nur die Worte des Dokuments gelesen hatte. »Die bittere Wahrheit sieht so aus: Unsere Beziehungen zu unseren Föderaten sind so gut, dass die meisten Leute schon von einer Krise sprechen, wenn sich die Vandalen mal wieder über die Weizenquote beschweren. Und durch diese lange Ruhezeit war das Officium völlig heruntergekommen, als ich es vor acht Jahren übernahm. Ich habe seitdem die schlimmsten Missstände beseitigen können … aber um ein Kundschafternetz im Frankenreich aufzubauen, dazu bräuchte ich noch mal mindestens acht Jahre und Hunderttausende von solidii. Ja, was noch viel schlimmer ist: Ich habe erst vor zwei Jahren überhaupt erfahren, dass die Überwachung der Franken zu meinen Aufgaben zählt. Und das auch nur durch Zufall, als ich die alten Akten studierte. Und dann musste ich
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