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Die Zeit des Boesen

Die Zeit des Boesen

Titel: Die Zeit des Boesen
Autoren: Vampira VA
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Schein, vor dem Justus regelrecht zurückprallte, weil er nicht vergessen hatte, was über dieses Geschöpf erzählt wurde.
    »Vorsicht!«
    Anna schien keine Angst zu kennen - zumindest ließ sie sich nicht davon beherrschen.
    Etwas, das kein Erbarmen kannte, war ihnen auf den Fersen!
    Anna hatte recht: Was hatten sie zu verlieren?
    Nichts!
    Dumpf verfolgte Justus, wie das Mädchen ohne Zögern zur Pritsche eilte, auf der die beklemmend schöne Frau saß, die etwas in einer Sprache hervorstieß, der weder Justus noch Anna mächtig waren.
    Anna rüttelte an den Ketten, die man der Hexe angelegt hatte -dann hörte Justus sie fluchen: »Ohne Werkzeug ist da nichts zu machen . Verdammt! Aber vielleicht wird es schon aufgehalten, wenn wir einfach die Tür offenstehen lassen .«
    Schneller als er ihren Gedankensprüngen folgen konnte, war sie bereits wieder bei ihm und drängte ihn zurück auf den Gang.
    Dem flehend ausgestreckten, leuchtenden, nun fast wieder durchscheinenden Arm der Gefangenen, die Anna festzuhalten versuchte, schenkten sie keinen Blick mehr.
    »Wohin jetzt?« seufzte Justus.
    »Nicht weit von hier ist ein weiterer geheimer Gang. Wenn es sich ein wenig hier aufhält, können wir es schaffen«, flüsterte Anna. »Sind wir erst einmal im Korridor .«
    Justus leistete keinen Widerstand, zumal »Es« jetzt ganz nahe zu sein schien.
    *
    Die Schritte verstummen.
    Doch dann tritt jemand zu mir, dessen Gang lautlos ist.
    Eine Hand greift nach mir, umspannt mein Kinn.
    Ich schaudere, weil ich die Anwesenheit von jemandem fühle, ohne auch nur einen Schemen von ihm zu erkennen. Ich höre nicht einmal Atem. Aber ich spüre diese Berührung in meinem Gesicht, zart wie ein Schmetterlingsflügel.
    Für eine Ewigkeit, die eine Sekunde dauert, scheint die Welt in vollkommenem Gleichgewicht. Seit ich mich hier wiedergefunden habe, ist es das erste Mal, daß ich mich von Grund auf wohl fühle.
    Etwas fällt klirrend zu Boden. Meine Fesseln?
    Ich - begreife nicht.
    Dann verläßt mich die Berührung, und ich erhebe mich von meinem Lager, an das mich nichts mehr bindet.
    Ich bin wieder allein.
    Aber meine Zweifel sind geschwunden.
    Dort vorn, an der Tür, beginnt eine Spur ... eine Spur, die ich zu lesen vermag, als hätten kleine dumme Tiere ihre Fährten in weichen Sand getreten, damit der hungrige Räuber ihnen mich ja gut zu folgen vermag.
    Und jener hungrige Jäger, dem nach allem giert, was menschliche Uhren am Ticken hält, dieser nach ihrer Lebenszeit hungernde und dürstende Vampir .
    ... bin ich!
    Epilog
    Das Wesen, das aus einer Ziege geschlüpft war und sich bereits einmal gespalten hatte, folgte der transparenten, nymphenhaften Frau in einem Abstand, der jederzeit zu überschauen war.
    Es hatte die Weichen gestellt. Die Welt würde anders aussehen nach diesem Tag, andere Wege beschreiten, als sie es getan hätte, wäre Hieronymus Neruda, der Besonnene und Feind aller Gewalt, nicht von etwas heimgesucht worden, das stärker und vorausschauender war als er.
    Stärker als alles in dieser Stadt. Und weit darüber hinaus.
    Von dieser Stunde an würde Prag ein verbotener, ein unbetretba-rer Ort sein. Zumindest für jenes Gezücht, das dem Schoß einer Mutter entsprungen war, die in grauer Vorzeit lebendig von ihrem Schöpfer begraben worden war .
    Aber was für die Vampire nur lästig war - den Menschen würde es Tod und Verderben, Seuchen und Armut, Mord und Niedertracht bedeuten, für lange, lange Jahre.
    Das Wesen hatte die Weichen dafür gestellt, so wie es schon unzählige Male in die Geschicke der Welt eingegriffen hatte, um das Böse zu schüren. Oftmals bedurfte es dafür nur eines kleinen Anstoßes, eines falschen Wortes zur richtigen Zeit, einer eigentlich unbedeutenden Verletzung, gleichgültig, ob körperlicher oder nur seeli-scher Natur. Die Menschen waren schwach, manipulierbar in solch vielerlei Weise, daß es ihm leicht fiel, sein Vorhaben in die Tat umzusetzen.
    Tod und Leid ...
    Auch jene seltsame Frau, die das Wesen im Kerker vorgefunden hatte, würde die Saat ausbringen, auf ihre eigene Art.
    Wo sie herkam, wer ihr diese Fähigkeit (diesen Fluch!) verliehen hatte - es interessierte den aus einem Tier Geborenen kaum. Er hatte die Anwesenheit der Frau gerochen und sie aufgesucht, um sie zu prüfen. Ein einziger Blick in ihren Geist hatte genügt.
    Die Frau würde weiter töten, um selbst zu leben. Damit arbeitete sie seiner Passion, seiner Bestimmung zu. Den nagenden Zweifel, den er in ihren
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