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Die Zeit des Boesen

Die Zeit des Boesen

Titel: Die Zeit des Boesen
Autoren: Vampira VA
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er dem WESEN kam, um so tiefer in sein Fleisch hineinbrannten!
    Kein Wort drang über seine Lippen. Nicht einmal in Gedanken war er mehr fähig, Gebete zu formulieren.
    Das Fremde lähmte ihn.
    Das Fremde, das diesen Raum aus der Wirklichkeit herauszuschälen und in ein eisiges Jenseits zu verwandeln begann. Einen Ort ohne Wiederkehr!
    Und dann meinte Wenzel, die Tür zu durchschreiten.
    In Wahrheit aber .
    ... betrat er IHN.
    Und ER würde ihn nie wieder loslassen.
    *
    Justus kam erst wieder zur Besinnung, als er mit dem Kopf gegen einen querlaufenden Stützbalken des Gewölbes stieß. An dieser Stelle war die Decke so niedrig, daß nur eine geduckte Gangart möglich war, und er war mit seinen Gedanken viel zu weit weg gewesen, um darauf zu achten .
    Benommen bohrten sich seine Blicke in die Schwärze, in der sich Anna, einen Schritt voraus, befinden mußte. Sie hielt seine Hand, und bei seinem ruckartigen Stehenbleiben hatte auch sie abgebremst.
    »Ich habe doch gesagt, du sollst aufpassen!«
    Hatte sie das?
    Es war so dunkel, stockfinster! Nirgends brannte mehr eine Fackel oder Kerze.
    »Wo - sind wir?«
    »Vertrau mir!«
    Er erinnerte sich. Das hatte sie auch vorhin gesagt, als es ihr doch noch gelungen war, ihn aus seiner Starre zu reißen und von dort wegzulotsen, wo sich die Tragödie abgezeichnet hatte. Das Sterben »Wenzel, mein Vormund ... ist er ...?«
    »Woher soll ich wissen, was aus ihm wurde?« Anna klang gereizt, was nur allzu verständlich war, aber Justus ertappte sich dabei, daß er ihr ein völlig überzogenes Maß an Beherrschung und Schläue zubilligte.
    »Warum ist es so dunkel hier?«
    »Warum? Man könnte meinen, ich hätte den Falschen an der Hand ... Gott, du wirst doch gesehen haben, daß ich jede Fackel, an der wir vorbeikamen, aus ihrer Halterung gerissen und am Boden ausgetreten habe!«
    Gesehen vielleicht, aber nicht begriffen .
    »Du?« stammelte Justus. »Warum?« Er biß sich auf die Unterlippe.
    Anna schnaubte verächtlich. »Weil ich nicht will, daß es uns folgt und findet . Darum, verdammt!«
    Es .
    Justus haßte es, daß sie den falschen Grafen Martinic so nannte. Aber dies war nicht der Ort und nicht die Zeit, über solche Geringfügigkeiten zu streiten.
    »Sag mir, was du vorhast!«
    »Wir müssen zurück an die Oberfläche!«
    »Warum haben wir dann nicht die Treppe genommen? Warum hast du uns -«
    Ihre Hand fuhr über sein Gesicht und fand, flüchtig tastend, seinen Mund, auf den sie sich preßte.
    Stille.
    Dann hörte es auch Justus. Ganz in ihrer Nähe rief und weinte jemand.
    Er befreite seinen Mund. »Das ist sie!«
    »Ich dachte schon .« Anna seufzte.
    Doch ihre Erleichterung war verfrüht. Eine Windbö - zumindest hielten sie es dafür - fuhr ihnen aus der Dunkelheit entgegen, so heftig, daß sie beide schwankten. Gleichzeitig begann sich die Qualität der umgebenden Finsternis zu verändern .
    »Jesus, Maria! Es hat uns gefunden!«
    Justus drehte es den Magen um. Annas Fatalismus war ansteckend. Doch schon ein paar Herzschläge später bewies sie wieder, daß sie durchaus auch praktisch denken konnte.
    Effektiver vielleicht als er!
    »Wen meintest du eben mit >sie    »Ja!« gab er rauh zurück. »Aber ich wüßte nicht ...«
    »Was haben wir zu verlieren? Los, komm! Vielleicht können wir Feuer mit Feuer bekämpfen .«
    Sie zog ihn auf das Schluchzen zu. Nach einer Weile, in der Justus immer wieder hinter sich lauschte, wo er den unmenschlichen Verfolger wähnte, blieb sie stehen, und er hörte mehrere Riegel zurückschnappen.
    Eine Tür schwang auf, und dahinter ...
    Der Kerker!
    Es gab einen Gang direkt in das Verlies der Burg! Justus glaubte seinen Augen nicht zu trauen.
    Andererseits war der Grund dafür nachvollziehbar. Wenn Graf Slavata sich seine Gespielinnen unter den Gefangenen gewählt hatte, war eine Verbindung zum Kerker mehr als nützlich für ihn. So hatte er seine Opfer holen und wieder zurückbringen können, ohne daß auch nur die Wachen es bemerkt hatten. Und je weniger Menschen von seinen Untaten wußten, desto besser ...
    Trotz der auch hier herrschenden Dunkelheit war die Frau auf der Pritsche so deutlich zu erkennen, als wäre sie eingewoben in eine strahlende Korona - einen
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