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Die Willow Akten

Die Willow Akten

Titel: Die Willow Akten
Autoren: Yvonne Nararro
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in den Raum. Willow musste ein Grinsen unterdrücken, als sie sah, wie nervös Giles wurde. Wenn Fritz und Dave schon so unterschiedlich wie Tag und Nacht wirkten, musste man Ms. Calendar und Giles geradezu als zwei Pole bezeichneten, die sich gegenseitig buchstäblich abstoßen mussten. Giles war ein Bibliothekar, wie er im Buche steht, mit einer unübersehbaren Vorliebe für Tweed, der ganz in der Welt der Bücher lebte. Ms. Calendar hingegen war eine dynamische und moderne junge Frau. Sie mochte etwa dreißig Jahre alt sein, aber ihr kurz geschnittenes dunkles Haar und die Art, sich zu kleiden, erinnerten mehr an eine moderatere Version ihrer Schülerinnen.
    »Natürlich«, sagte Giles in einem Tonfall britisch-steifer Höflichkeit, aber Willow hatte das Gefühl, einen etwas bissigen Unterton herauszuhören.
    Doch Ms. Calendar ließ sich davon nicht beeindrucken. »Ich weiß, dass Ihnen unsere Arbeitsweise fremd ist«, entgegnete sie und musterte den Bibliothekar leicht amüsiert, »aber auch Sie werden bald bei uns im 20. Jahrhundert ankommen… wenn auch mit ein paar Jahren Verspätung!«
    »Ms. Calendar«, antwortete Giles mit dem für ihn typischen verschlagenen Humor. »Wie der Zufall will, glaube ich, dass es möglich ist, in einer modernen Gesellschaft zu überleben, auch ohne sich zum Sklaven dieser Idiotenkiste zu machen.«
    Ms. Calendar vollbrachte die bewundernswerte Höchstleistung, keine Miene zu verziehen, aber Willow war überzeugt, dass die Lehrerin am liebsten laut gelacht hätte. »Die Idiotenkiste, das ist der Fernseher! Dies ist eine gute Kiste.«
    »Meinetwegen«, entgegnete Giles unerschütterlich. »Dennoch ziehe ich ein gutes Buch jederzeit vor.«
    »Bedrucktes Papier ist veraltet«, mischte sich Fritz ein. So, wie er vor seinem Terminal stand, hätte man glauben können, er wäre ein Teil des Computers. »Information ist nicht mehr an irgendetwas gebunden, sie hat sich verselbstständigt. Die einzige Realität ist die virtuelle Realität. Wer nicht mitmacht, lebt auch nicht.« Wie um seine Worte zu bekräftigen, nickte er heftig mit dem Kopf. Dann schaltete er seinen Computer aus und verließ den Raum.
    Alle starrten ihm eine Weile schweigend nach, bis Ms. Calendar seufzte. »Danke, Fritz, durch deine Unterstützung stehen wir jetzt alle wie Idioten da.« Sie wandte sich wieder an Giles. »Fritz hat eine etwas sonderbare Ausdrucksweise, aber er hat nicht Unrecht. Wussten Sie, dass in den letzten zwei Jahren mehr E-Mails als normale Briefe verschickt wurden? Dass die Telefonleitungen mehr digitalisierte Informationen als Gespräche übertragen?«
    Giles verschränkte die Arme vor der Brust und reckte das Kinn vor. »Das ist ein Faktum, das ich mit wahrhaftem Entsetzen betrachte.«
    »Darauf wette ich«, entgegnete Ms. Calendar. Dann wandte sie sich Willow und den anderen zu. »Gut, Leute, hören wir auf für heute.«
    Willow warf einen Blick auf den Stapel Bücher vor sich, dann auf ihren Monitor. Sie hasste es, etwas nicht zu Ende zu bringen - unerledigte Arbeit lauerte einem am nächsten Tag nur wieder neu auf. »Ich habe noch ein bisschen zu tun«, erklärte sie Ms. Calendar. »Ich werde noch eine Weile hier bleiben.«
    »Hochachtung«, sagte die Informatiklehrerin lächelnd. »Danke.«
    Die anderen packten ihre Sachen zusammen.
    »Xander«, drehte sich Willow zu ihrem Freund um, bevor er gemeinsam mit den anderen hinausgehen konnte. »Hast du nicht Lust, noch etwas zu bleiben und mir zu helfen?«
    Xander Harris blieb kurz stehen. »Machst du Scherze?«
    »Klar«, entgegnete Willow und ließ sich ihre Enttäuschung nicht anmerken. »Das war nur ein Witz.«
    Xander nickte erleichtert. »Willow, ich liebe dich, trotzdem, tschüs.«
    »Wir sehen uns morgen«, rief Willow ihm nach.
    Aber das hätte sie ebenso zur Wand sagen können, denn Xander rannte schon zum Flur hinaus. »Buffy«, brüllte er. »Warte auf mich!«
    Willow sah ihm nach und presste die Lippen zusammen. Ich bin nicht traurig, ermahnte sie sich. Und ich bekomme keinen roten Kopf. Auch keinen klugen roten Kopf. Resigniert stürzte sie sich wieder auf die Arbeit, während Giles sich einige Tische weiter mit Ms. Calendar unterhielt.
    »Ich bleibe noch etwas und räume auf«, sagte er gerade in einem etwas steifen Ton. »Ich werde mich noch einmal ins Mittelalter zurückziehen.«
    Willow sah auf, als Ms. Calendar mit einem schiefen Lächeln von dannen zog und einen letzten Kommentar für Giles zum Besten gab.
    »Haben Sie es
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