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Die wilden Jahre

Die wilden Jahre

Titel: Die wilden Jahre
Autoren: Will Berthold
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wurden.
    Fast unbemerkt verließ Rothauch den Raum, gehend, als schliche er. Er mußte an Guido vorbei, sah Hass und Stolz in den Augen des Jungen, wich ihm aus und näherte sich auf seinem Umweg mechanisch Martin. Als der Staatsanwalt an ihm vorbeiging, riß der Film und wurde zur Wirklichkeit.
    Martins Gesicht wirkte wild und hart, und Rothauch hastete weiter, kein Jäger mehr, ein Gejagter, verfolgt von der Blamage, gehetzt von den blutigen Schatten der Vergangenheit, die von den Siegern des Tages ins grelle Licht gerückt werden würden.
    Endlich gelang es den Polizisten, die Reporter wegzudrängen; Schiele wurde abgeführt, ein Mann, der das Gefängnis auf sich nahm, weil er sich nichts schenken lassen wollte.
    Der Verhaftete blieb wenige Meter vor Martin stehen.
    Ihre Blicke kreuzten sich wie in Warschau vor dem Feldgericht.
    Vielleicht brauche auch ich mir nichts schenken zu lassen, sagte sich Martin im plötzlichen Entschluß. Er riß eine Zigarette aus der Tasche, hielt sie Schiele hin, ließ sie fallen, bückte sich, hob sie auf, zündete sie an, ließ während des vertrauten Spiels mit vertauschten Rollen Schiele nicht aus den Augen.
    Die großen Glaskugeln in dessen Gesicht wirkten wie von innen beleuchtet. Der Jurist hatte begriffen, daß Martin seinen Opfergang durch Unterwerfung bezahlte und damit die Frage, wie sie zueinander stünden, für immer klärte.
    Und so endeten die wilden Jahre unentschieden: mit einem Sieg des Verlierers – und einem geschlagenen Sieger, der noch einmal und vielleicht immer wieder in den Kampf ziehen mußte.
     
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