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Die Weisheit des friedvollen Kriegers

Die Weisheit des friedvollen Kriegers

Titel: Die Weisheit des friedvollen Kriegers
Autoren: Dan Millman
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Irrungen und Wirrungen des Lebens) steht.
    Das meinte Socrates mit »Narr«: einen unschuldigen, naiven, vom Licht geblendeten Menschen mit allen möglichen idealistischen Gedanken und unbewiesenen Überzeugungen im Kopf, voller Selbsttäuschungen. Diesem Sündenfall entgehen nur die wenigsten; er scheint zur menschlichen Entwicklung einfach dazuzugehören.

    Unseren Kindern wünschen wir, dass er ihnen erspart bleiben möge, dass sie unschuldig, aufgeschlossen und spontan bleiben – die Hürden des Lebens umschiffen. Doch die Abenteuer des Narren lassen sich nicht vermeiden. Auf unserer Lebensreise gewinnen wir an Weisheit, und ihre Stationen bereiten uns auf unsere letztendliche Bestimmung vor.
    Jenseits der Erleuchtung bleiben wir alle Schlafwandler in einer von uns selbst erschaffenen subjektiven Wirklichkeit. Das Wort »Narr« kommt allerdings ziemlich barsch daher. Sagen wir also lieber, dass jeder von uns seine närrischen Momente hat, seine intelligenten, brutalen, aber auch seine freundlichen Momente, seine verrückten und seine friedlichen Augenblicke.
    Socrates wollte natürlich nie sagen, dass er mich für bescheuert hielt. Er richtete sich an mein Selbstbild, an meine Illusion, die Weisheit mit Löffeln gefressen und »alle Tassen im Schrank« zu haben. Ihm war vollkommen klar, dass ich erst das Gesicht verlieren, loslassen, mich mit meinen Schatten und Ängsten konfrontieren musste, bevor ich mich für mehr öffnen konnte. Das trifft auf uns alle zu. In Socrates’ Worten ausgedrückt: »Bevor du spirituell werden kannst, musst du es erst einmal zu menschlicher Reife bringen.«
    Schlafen, träumen und aufwachen
    »Woher weißt du, dass du nicht schon dein ganzes Leben verschlafen hast? Woher weißt du, dass du nicht auch jetzt schläfst, in diesem Moment?« Er sprach mit seltsamem Nachdruck in der Stimme.

    Eine gute Methode, die Kunst des luziden Träumens – des Aufwachens im Traum – zu erlernen, besteht darin, sich tagsüber immer mal wieder zu fragen: »Ist das jetzt ein Traum?« Die Antwort darauf lautet dann in der Regel: »Nein, ich träume nicht.« Wenn du dich aber einmal daran gewöhnt hast, dir diese Frage häufiger zu stellen, mag der Tag kommen, an dem du bemerkst, dass du tatsächlich träumst. Dann wirst du sofort luzide – wachst also mitten im Traum auf.
    In diesem Zustand des luziden Träumens kannst du deinen Traum aktiv erschaffen, statt nur passiv darin mitzuspielen: Dann kannst du fliegen oder Ungeheuer in Gänseblümchen verwandeln. Der Prozess des luziden Träumens ist schon sehr alt. Bereits die tibetischen Mönche übten sich darin. Sie nannten diese Praxis Bardo -Arbeit – im Rahmen ihrer Kosmologie erkundeten sie dabei den traumartigen Zustand zwischen den Lebenszeiten, zwischen dem Tod und der nächsten Wiedergeburt.
    Die Metapher des Schlafens, Träumens und Erwachens hat noch eine tiefere Bedeutung. Erwachte Lehrer vertreten die Auffassung, dass wir nicht nur des Nachts schlafen und träumen, um dann am Morgen wieder aufzuwachen, sondern auch im Wachzustand verwirrt von einer Erfahrung in die nächste taumeln, verstrickt in unsere Überzeugungen, Assoziationen und Interpretationen von der Wirklichkeit – ganz so, als würden wir träumen.
    Wege in den Traum
    »Mir scheint, Socrates, als hätte ich dich schon mal gesehen.« »Ja, das hast du«, sagte er.
    Und wieder sprang diese Tür in meinem Inneren auf, wo Traum und Wirklichkeit in eins verschmelzen.
    »Jetzt weiß ich es, Socrates!«, rief ich. »Ich hatte immer wieder einen Traum, und du kamst darin vor.«
    Ich schaute gespannt zu ihm hinüber, aber sein Gesicht verriet keine Regung.
    »Weißt du, ich komme in den Träumen vieler Menschen vor. Du übrigens auch. Also gut, erzähle mir deinen Traum.«
     
     
    Im Pfad des friedvollen Kriegers spreche ich häufig von Träumen, jenen dunklen Quellen der Psyche, die Sigmund Freud gern als »Königsweg zum Unbewussten« bezeichnete. Meine Begegnungen mit Socrates dienten als Brücke zwischen der Traumwelt – dem Reich des Unbewussten – und der Alltagsrealität. Auch Schamanen und Mystiker überschreiten diese Brücke zwischen den Welten, genau wie Menschen, die an Schizophrenie leiden. Der Unterschied ist nur der, dass sich die Schamanen und Mystiker bewusst zwischen diesen Welten bewegen und den Unterschied kennen; Menschen, die unter geistiger Verwirrung leiden, sind dazu nicht in der Lage.
    Im Buch und im Film erhält Dan viele Traumbotschaften aus anderen
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