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Die Wahrheit dahinter: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Die Wahrheit dahinter: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Titel: Die Wahrheit dahinter: Kriminalroman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)
Autoren: Anne Holt
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Billy T., ehe Silje Zeit zum Nachdenken finden konnte. »Knauserig. Aber reich. Komm, wir gehen.«
    Hanne blieb stehen.
    »Weiß wirklich niemand, wer der Mann in der Diele ist?«
    »Den haben sie jetzt weggetragen«, murmelte Silje.
    »Dem Teufel sei Dank dafür«, rief Billy T. »Aber wissen wir etwas über ihn?!«
    »Nix.«
    Silje Sørensen blätterte ziellos in ihren Notizen.
    »Keine Brieftasche. Kein Ausweis. Aber schön angezogen. Anzug. Feiner Mantel.«
    »An dem Typen ist nichts schön«, sagte Billy T. mit einem Schaudern. »Dieser Köter hat …«
    »Mantel«, fiel Hanne Wilhelmsen ihm ins Wort. »Er trug einen Mantel. War er gerade gekommen, oder wollte er gerade gehen?«
    »Gekommen«, schlug Silje vor. »Sie hatten den Champagner doch noch nicht angerührt. Und bei all den Männern im Flur …«
    »In der Diele«, korrigierte Billy T. »Groß genug für drei Leichen, pfui Spinne.«
    »In der Diele, von mir aus. Sieht aus wie ein Willkommenskomitee. Ich wette, daß der Fremde eben erst gekommen war.«
    Hanne ließ ein letztes Mal ihren Blick durch das Zimmer schweifen. Sie beschloß, sich den Rest der Wohnung später anzusehen. Hier waren einfach zu viele Leute. Auf kurzen Trittleitern balancierten Fotografen. Techniker von der Spurensicherung bewegten sich mit ihren Stahlkoffern leise durch die Räume, mit Plastikhandschuhen und voller Zielbewußtsein. Der Arzt, grau, verhärmt und sichtlich verstimmt, wollte die Wohnung gerade verlassen. Die Stille, mit der die Techniker sich umgaben, wurde nur durch kurze, einsilbige Befehle unterbrochen. Etwas von Effektivität lag darin, von guter Kooperation, aber auch ein schlecht verborgenes Mißvergnügen darüber, daß die Ermittler sich überhaupt hergewagt hatten. Später, dachte Hanne, den Rest sehe ich mir später an. Auf diesen Gedanken folgte unmittelbar eine widerwillige Erleichterung darüber, daß auch dieses Jahr nichts aus ihrem Weihnachtsurlaub werden würde. Sie ertappte sich bei einem Lächeln.
    »Was ist los«, fragte Billy T.
    »Gar nichts. Gehen wir.«
    In der Diele begegnete Hanne ihrem eigenen Spiegelbild. Für einen Moment blieb sie stehen. Billy T. hatte recht. Sie hatte zugenommen. Ihr Kinn war runder geworden, ihr Gesicht eine Spur breiter, ein fremder Zug über der Nasenwurzel ließ sie den Blick abwenden. Bestimmt war an allem der vor Alter schwarz gesprenkelte Spiegel schuld.
    Die Leiche einer übel zugerichteten und bisher nicht identifizierten männlichen Person von Mitte Fünfzig war inzwischen entfernt worden. Das Markierungsband hob sich leuchtend vom Parkett ab.
    »Verdammt, der hat nicht mal eine Blutspur hinterlassen«, sagte Billy T. und ging in die Hocke. »Der Köter hat sich ja köstlich amüsiert.«
    »Hör jetzt auf«, sagte Hanne. »Mir ist schlecht.«
    »Ich hab Hunger«, sagte Billy T. und folgte ihr aus der Wohnung.
    Beiden fiel das Türschild auf, als sie die Tür hinter sich zuzogen. Gediegen, fast beängstigend, aus altersmattem Messing mit schwarzen Buchstaben.
    Hermann Stahlberg.
    Kein Wort von Tutta. Oder Turid. Und von den Kindern, obwohl das Schild offenbar schon lange dort befestigt gewesen war, ehe sie das Elternhaus verlassen hatten.
    »Hier hat Hermann Stahlberg gewohnt«, sagte Billy T. »Der König auf dem Hügel.«
    Sie saßen vor Hannes Wohnung in der Kruses gate auf der Treppe. Sie hatte zum Sitzen Zeitungen aus dem Papiercontainer geholt.
    »Picknick mitten im bittersten Winter«, sagte Billy T. mit vollem Mund. »Können wir nicht doch hochgehen? Verdammt, ich erfrier hier noch.«
    Hanne versuchte, einer einzelnen Schneeflocke mit Blicken zu folgen. Es war jetzt noch kälter geworden. Die Kristalle wirbelten. Sie fing eines in der Handfläche auf. Das fünfeckige symmetrische Gebilde funkelte auf und war dann verschwunden.
    »Laß uns die anderen nicht wecken.«
    »Was glaubst du«, fragte er und nahm sich noch ein Brot.
    »Daß sie aufwachen, wenn wir hochgehen.«
    »Dumme Nuß. Über den Fall, meine ich. Da war nichts gestohlen.«
    »Das wissen wir noch nicht.«
    »So sah es aber aus«, sagte er ungeduldig. »Das Silber war noch da. Die Bilder … du hast selbst gesagt, daß sie teuer sind. Für mich sieht es aus, als ob nichts verschwunden wäre. Also kein Raubmord.«
    »Das wissen wir nicht, Billy T. Don’t jump …«
    »… to conclusions«, beendete er den Satz resigniert und erhob sich.
    »Danke für das Essen«, sagte er und wischte sich Schnee ab. »Geht’s gut mit Marry?«
    »Wie du
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