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Die Wahren Geheimnisse Des Wuenschens

Die Wahren Geheimnisse Des Wuenschens

Titel: Die Wahren Geheimnisse Des Wuenschens
Autoren: Felix Sendner
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kann aber auch gerade etwas vorhanden sein, das wir keineswegs vermissen würden. Etwas, von dem wir uns wünschen, es solle uns verlassen oder irgendwie aufhören vorhanden zu sein. In diesem Fall geht es also nicht darum, etwas Neues zu erhalten, sondern etwas Altes loszuwerden. Und natürlich gibt es auch den Fall zwischen diesen beiden Extremen: dass wir uns in einer bestimmten Situation befinden, in der weder Neues hinzu noch Altes hinweg gewünscht wird, sondern wir uns stattdessen wünschen, alles solle so bleiben, wie es gerade ist. Dieser Wunsch hört sich zwar am einfachsten an, ist aber tatsächlich der schwierigste Fall, wie wir in einem anderen Kapitel feststellen werden. Deshalb werde ich diesen Fall zunächst völlig außen vor lassen und erst später wieder darauf zurückkommen. Die beiden anderen Fälle sind hingegen sehr eindeutig: Wir wünschen uns, dass etwas Neues in unser Leben eintritt oder dass etwas Altes aus unserem Leben verschwindet.
    Eine andere schwierige Angelegenheit in diesem Zusammenhang ist die Frage, wie ein Wunsch überhaupt entsteht. Klar, ganz oberflächlich betrachtet kann man sagen, wir entdecken irgendwann irgendetwas Neues, bemerken dann, dass wir es auch gerne hätten, und wünschen es uns dann. Oder umgekehrt: Wir entdecken irgendwann irgendetwas, was bei uns vorhanden ist, aber überhaupt nicht nötig wäre und vielleicht sogar Nachteile für uns mit sich bringt. In beiden Fällen sehen wir aber woanders etwas Anderes und vergleichen es dann mit uns selbst. Der Wunsch ist zwar in uns entstanden, aber offenbar nicht zuerst. Andere scheinen diesen Wunsch schon eher gefühlt – und verwirklicht – zu haben. Wie ist der Wunsch dann also bei denen entstanden? Schließlich können wir doch nicht jede Wunschentstehung durch das Abgucken von anderen erklären. Wenn das so wäre, dann dürfte jeder Mensch, der ganz allein für sich leben würde, überhaupt keine Wünsche haben. Was aber eindeutig nicht der Fall ist, denn bspw. ein Schiffbrüchiger, den es auf eine einsame Insel verschlägt, wird irgendwann mit Sicherheit – mindestens – den Wunsch haben, etwas zu essen und zu trinken. Dieses Bedürfnis wird sich jedoch in ihm selbst bilden.
    In dem beschriebenen Beispiel handelt es sich um ein lebensnotwendiges Bedürfnis, das den Wunsch hervorbringt. Möglicherweise sind das sogar die intensivsten Wünsche, die wir haben können, denn wenn unser eigenes Überleben nicht gesichert ist, dann sind darüber hinaus gehende Wünsche erst einmal purer Luxus. Demzufolge spielt offenbar die Reihenfolge der Bedürfnisse eine wesentliche Rolle beim Entstehen von Wünschen. Mit diesen Überlegungen setzte sich der Psychologe Abraham Maslow sehr intensiv auseinander und entwarf schließlich 1943 die sogenannte Maslowsche Bedürfnispyramide, in der die Hierarchie verschiedener Bedürfnisse modellhaft dargestellt wird.

    Maslow fand heraus, dass es zuerst um die Erfüllung körperlicher Existenzbedürfnisse (Atmung, Schlaf, Nahrung, Wohnraum) geht. Dann folgen die Sicherheitsbedürfnisse (Recht und Ordnung, Schutz vor Gefahren, Absicherung) und wenn sich auch diese Wünsche erfüllt haben, geht es um soziale Beziehungen (Familie, Freundeskreis, Partnerschaft). Später entstehen Bedürfnisse nach sozialer Wertschätzung (Status, Respekt, Erfolg, Einfluss) und erst danach folgt die Selbstverwirklichung (Individualität, Talententfaltung, Perfektion, Erleuchtung). Kurz vor seinem Tode hat Maslow dann diese Pyramide noch um eine zusätzliche Stufe erweitert: Transzendenz (die Suche nach Gott).
    Selbstverständlich würde es den Rahmen dieses Buches sprengen, all die verschiedenen Bedürfnisse, und ihre Zusammenhänge untereinander, genauer zu betrachten. Auch über die Bewertung und Einstufung der jeweiligen Bedürfnisse ließe es sich sicher ausgiebigst diskutieren. Aber für unsere Absicht, in diesem Buch die Prinzipien des Wünschens zu untersuchen, reicht es völlig aus festzustellen, dass Wünsche aus Bedürfnissen entstehen und dass diese Bedürfnisse in einer bestimmten Reihenfolge auftauchen. Das wird uns dabei helfen, unsere eigenen Wünsche besser zu verstehen, und zu erkennen, warum sie überhaupt entstanden sind.
    Ein anderer Grund dafür, warum ein Wunsch in uns entsteht, kann aber auch das Vorhandensein eines Wunsch bei jemand anderem sein. Am deutlichsten wird das wahrscheinlich in der Werbung, wo sich jemand wünscht, wir sollen seine Produkte kaufen. Um das zu erreichen, wird
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