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Die Verwandlung

Die Verwandlung

Titel: Die Verwandlung
Autoren: J. M. Sampson
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spitzen Seufzern demonstrierte, wie überlegen sie allem und jedem hier war.
    Tatsache war, dass wir keine wirklichen Gemeinsamkeiten hatten. Man kann durchaus ein Streber sein, wenn man damit umzugehen weiß. Du interessierst dich nicht für das Übliche? Dann gibt es sicher in der Schule eine Gruppe von Leuten, mit denen du dich zusammentun kannst. Ich könnte schwören, dass ich das Brillen-Mädchen und den Bart-Jungen nach der Schule im selben Liverollenspiel-Klub gesehen habe. Mit mir und der Schule war das jedoch so eine Sache. Ich wusste noch nie, wie ich es anstellen sollte, mich in eine dieser niedlichen Cliquen zu integrieren. Betrachtete man die Schüler unserer kleinen Vorstadtschule– die Freaks und Sonderlinge, die Sportskanonen und Cheerleader–, dann fiel ich aus dem Raster. Ich, Emily Webb, war die Einzige, die die Stunden bis zum Schulschluss zählte– denn anschließend konnte ich endlich wieder in mein Zimmer zurückkehren, zu meinen DVD s und Büchern. Alle anderen unterhielten sich über Partys, Sport, Klubs und Freunde– den ganz normalen Teenie-Alltag eben. Meine einzige Freundin, der einzige Mensch, der nicht zu meiner Familie gehörte und in dessen Gegenwart ich mich wohlfühlte, war Megan. Zugegeben, sie konnte mürrisch sein, aber daraus machte ich ihr keinen Vorwurf. In der Mittelstufe hatte sie drei Jahre lang verzweifelt versucht dazuzugehören. Ihre leicht übertriebenen Bemühungen wurden meist nur mit spöttischem Geflüster und einer gelegentlichen, bösartigen E-Mail quittiert. Ich war für sie da und half ihr halbherzig dabei, cool zu werden– obwohl ich keine Ahnung hatte, was » cool « eigentlich bedeuten sollte. Eines Tages schien Sarah Plainsworth, die vorpubertäre Anführerin von etwas, das man bestenfalls als » Girls Club– Vorsicht bissig! « bezeichnen könnte, Mitleid mit Megan zu haben. Sie stellte sie einem Jungen aus einer anderen Schule vor– online natürlich– und machte sich daran, ein Date für die beiden zu arrangieren. Megan war noch nie so aufgeregt gewesen. Wir verbrachten eine ganze Woche mit der Suche nach dem perfekten Outfit, der perfekten Frisur und dem Üben der perfekten Konversation. Nur– den Jungen gab es natürlich gar nicht. Am Abend des besagten Dates stand Megan alleine in einem japanischen Familienrestaurant, während Sarah und ihre Mitverschwörerinnen um einen Hibachi-Tisch versammelt dasaßen und lachten. Die zitternde Megan hatte eisern die Küchenchefs angestarrt und aus Zwiebelstückchen kleine Vulkane getürmt, um die Gesichter der Spottdrosseln nicht sehen zu müssen. Dann machte es Klick, und sie begriff endlich, dass Leute wie Sarah Plainsworth sie niemals an ihrem scheinbar perfekten Leben teilhaben lassen würden, warum auch immer. Also blickte Megan Sarah so lange direkt in die Augen, bis diese zu lachen aufhörte. Dann ging sie und ließ diese Clique und ihre Träume, eine von ihnen zu werden, hinter sich.
    Sarah Plainsworth zog noch vor der Highschool weg, und mit ihr verschwanden auch die Erinnerungen an ihren gewaltigen Streich– für jeden außer für Megan. Zu Beginn der Highschool kehrte sie ganz in Schwarz gekleidet und sich abgeklärt gebend zurück– als ein völlig anderes Mädchen.
    Ich sah, wie Megan ein Mädchen mit glänzendem blondem Haar anstarrte, das ganz in ihrer Nähe saß. Was sie wohl von meinem zweiten Ich letzte Nacht halten würde? Von meinem seltsamen, kurzzeitigen Stimmungswechsel? Wenn ich eines von Megan wusste, dann dies: Sie vertraute darauf, dass ich stets ich selbst war– still und nur ihr gegenüber aufgeschlossen. Ich war niemand, der sich besonders aufgedonnert oder abgerissen kleidete, und ich war niemand, der abends um die Häuser ziehen wollte, um sich unter Leute vom Kaliber des Partyluders Sarah Plainsworth zu mischen. Über mein Pult gebeugt glitt ich mit dem Finger über einen in die Oberfläche des Holzimitats eingravierten Namen. Es gelang mir noch immer nicht, mich an alles zu erinnern, was zwischen dem Lesen und Megans Anruf geschehen war. Vielleicht war es mir ja für kurze Zeit gelungen, in meinem Kopf in den Modus » Normaler Teenager « umzuschalten und, welche Parameter auch immer dafür verantwortlich waren, dass ich es nicht war, waren verschwunden. Megan würde das ganz und gar nicht gefallen. Sollte es jedoch in meinem Fall funktionieren, könnten wir das auch bei ihr schaffen. Ich konnte nicht weiter darüber nachdenken, da es zum zweiten Mal klingelte und Ms.
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