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Die vertauschte Braut: Historischer Liebesroman (German Edition)

Die vertauschte Braut: Historischer Liebesroman (German Edition)

Titel: Die vertauschte Braut: Historischer Liebesroman (German Edition)
Autoren: Connie Brockway
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akademischen Grad erwerben.« Und wenn alles gut ging, würde sie außerdem die Hochachtung der akademischen Welt erringen.
    Und die ihrer Familie.
    »Oh.« Miss Whimpelhall klang leicht konsterniert. »Wie auch immer, Sie waren der reinste Engel der Barmherzigkeit, seit mein treuloses Kammermädchen mich im ersten Hafen verlassen hat«, beteuerte sie. »Wie kommen Sie nur ohne Zofe zurecht?«
    »Ich hatte nie eine.« Ihrer Familie war es nie gelungen, eine Bewerberin zu finden, die dieser Aufgabe gewachsen schien – wofür sie im Grunde dankbar war. Sie konnte sich einfach nicht vorstellen, ständig in Begleitung zu sein.
    »Ach.« Miss Whimpelhall nickte. »Nun ja, zum Glück hat Gott es so gefügt, dass Sie ausgerechnet die Kajüte neben der meinen bewohnen, und darüber hinaus hat er Sie noch mit einen übersinnlichen Gespür für meine Not gesegnet.«
    Daran war ganz und gar nichts Übersinnliches gewesen. Die Kajütenwände waren einfach nur sehr dünn.
    Eine Welle krachte gegen das Bullauge und das Schiff wurde zur Seite geschleudert. Die Türen des Wandschranks flogen auf und Miss Whimpelhalls Besitztümer rutschten über den Boden.
    Miss Whimpelhall erbleichte, tastete nach einem Handtuch und presste es sich gegen den Mund. »Ich
will
sterben. Bitte. Lass mich ste...«
    »Warum erzählen Sie mir nicht noch ein wenig mehr über Ihren Verlobten?«, schlug Ginesse vor, während sie durch die Kajüte taumelte und Miss Whimpelhalls verstreute Kleidungsstücke aufsammelte. Sie haben gesagt, Sie seien seit sechs Jahren mit ihm verlobt und während dieser ganzen Zeit habe er sich in Ägypten aufgehalten.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja. Das muss sehr schwer für Sie gewesen sein.«
    »Das war es auch. Allerdings haben wir uns hin und wieder gesehen.« Miss Whimpelhall streckte die Hand aus und Ginesse reichte ihr ein Glas Wasser. Sie nippte daran. »Als vor vier Jahren sein Vater starb, wurden ihm vier Monate Heimaturlaub gewährt.«
    »Sie müssen ihn schrecklich vermisst haben. Und er Sie auch. Ich kann mir gar nicht vorstellen, so lange von jemandem getrennt zu sein, den ich liebe.« Wenigstens hatte sie in den Ferien nach Ägypten zurückkehren dürfen.
    »Im Leben muss man eben Opfer bringen, Miss Braxton«, erwiderte Miss Whimpelhall. »Colonel Lord Pomfrey hätte nicht derart schnell in eine so herausragende Position aufsteigen können, wenn er in England geblieben wäre.«
    »Es ist einfach unglaublich, dass Sie nicht früher geheiratet haben. Sie wären doch sicher eine große Unterstützungfür sein Weiterkommen gewesen«, wagte sich Ginesse behutsam vor. Eine solche Direktheit war höchst ungehörig. Ihre »undamenhafte Neugierde, was das Leben anderer betraf« gehörte zu ihren zahlreichen Charakterfehlern. Doch sie konnte es einfach nicht ändern. Menschen faszinierten sie nun mal.
    Miss Whimpelhall schien es ihr nicht übel zu nehmen. »Die Armee sieht es nicht gerne, wenn Nachwuchsoffiziere heiraten. Das lenkt sie zu sehr von ihren Aufgaben an der Front ab. Aber sobald sie erst einmal einen bestimmten Rang innehaben, wird der festigende Einfluss einer Ehe sehr geschätzt. Tatsächlich schrieb mir Colonel Lord Pomfrey in eben jenem Brief, in dem er um mich anhielt, sein General lege größten Wert darauf, dass die Mitglieder seines Beraterstabes heiraten.«
    Ginesse lächelte, doch das Lächeln fiel etwas sparsam aus. Sie war sich nicht sicher, wie es ihr gefallen würde, ihren Heiratsantrag mit der Post zu erhalten. Aber sie war sich absolut sicher, dass sie nicht um ihre Hand gebeten werden wollte, nur damit ihr zukünftiger Mann den Erwartungen seines Vorgesetzten entsprechen konnte. Doch sie war ja nun wirklich nicht in der Position, irgendjemanden zu kritisieren.
    »Und wie kam es, dass er den Aufstieg so schnell geschafft hat? Er muss sich doch auf irgendeine Weise besonders ausgezeichnet haben.«
    Der Seegang war merklich schwächer geworden. Miss Whimpelhall akzeptierte dankbar die Gelegenheit zur Ablenkung und hob zu einer ausführlichen und peinlichgenauen Beschreibung an. Ginesse kannte mittlerweile bereits die meisten der Geschichten über Colonel Lord Pomfrey und während sie weiterhin Dinge vom Boden aufsammelte, ließ sie ihre Gedanken schweifen.
    Heute Abend würden sie in Civitavecchia ankommen und von dort aus zur letzten Etappe ihrer Reise nach Ägypten aufbrechen. Sobald sie dann in Kairo war, musste sie es irgendwie schaffen, Männer und Träger anzuheuern, die sie zur
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