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Die Versuchung der Zeit: Hourglass 2 - Roman (German Edition)

Die Versuchung der Zeit: Hourglass 2 - Roman (German Edition)

Titel: Die Versuchung der Zeit: Hourglass 2 - Roman (German Edition)
Autoren: Myra McEntire
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schnappte mir das Tiger-Mädchen und schleifte sie hinter mir her durch die aufgebrachte Menge.
    Nachdem ich sie unter der Treppe in Sicherheit gebracht hatte, stellte ich mich vor sie und hielt nach Emerson und Michael Ausschau. Ich sah gerade noch ein Stück blaue Seide und den schwarzen Smoking aufblitzen, als sie durch den Haupteingang verschwanden.
    Jack war seit über einem Monat auf der Flucht gewesen, und jetzt hatte ich ihn im Blick. Der Adrenalinschub, der das Blut durch meine Adern rauschen ließ, machte mich auf der Stelle nüchtern.
    Mit der linken Hand hielt ich immer noch Tiger-Girls Handgelenk umklammert. »Rühr dich nicht vom Fleck und bleib unten. Riskier nichts. Von der Bühne aus kann er dich nicht sehen.«
    »Er hat einen Revolver«, murmelte sie mit angstverzerrter Stimme. Ihre Panik drang durch die Fingerspitzen bis in mein Gehirn vor. »Hast du den Verstand verloren?«
    »Vor langer Zeit.«
    Ich nutzte den Adrenalinschub, ließ ihre Hand los und trat in Jacks Blickfeld. Verschwommene Gestalten eilten im schwachen Schein der Notbeleuchtung zu den Türen. Ich nahm die Schultern zurück und fixierte die Bühne.
    Jack war hier, um Schaden anzurichten – sein Gesichtsausdruck sagte alles.
    Auch ich hatte nicht übel Lust, ein bisschen Schaden anzurichten.
    Unsere Blicke trafen sich, während ich mir den Weg durch die letzten paar Partygäste bahnte. Etwa auf halbem Weg hielt ich kurz inne, um seine Gefühle auszuloten. Nichts.
    »Typisch. Ohne großen Auftritt geht bei dir gar nichts.« Ich starrte ihn weiterhin an. »Wieso hast du keine Band mitgebracht, die dich mit einem Tusch begrüßt?«
    »Solltest du nicht irgendwo hocken und angstvoll vor dich hin grübeln? Du trägst sogar schon Eyeliner.« Er steckte die Uhr weg und ließ die Hand mit der Waffe sinken. Doch sein Finger blieb am Abzug. »Oder hast du das angstvolle Gegrübel deiner …«
    »Sprich ihren Namen nicht aus. Nach allem, was du ihr angetan hast, hast du kein Recht mehr dazu.« Er hatte auf derart perfide Weise mit der Zeitachse und der Realität von Emersons Leben herumgepfuscht, dass sie von den grässlichsten Albträumen heimgesucht wurde.
    »Ich würde Emerson gern sehen. Wir haben noch ein paar Dinge zu klären. Vielleicht denkt sie anders als du über das, was ich ihr angeblich angetan haben soll.«
    »Du verdienst es, für all deine Untaten zu sterben – für all das Leid, das du den Menschen angetan hast.« Meinem Dad, meiner Mom, Em. Seit Monaten wünschte ich Jack Landers den Tod, und jetzt war meine Chance gekommen. Meine Muskeln spannten sich an, als ich mich zum Angriff bereit machte. »Wie wär’s, wenn wir hier und jetzt dafür sorgen?«
    Er lächelte. »Du könntest keinen schlimmeren Fehler machen, als mich zu töten.«
    »Ich sehe es als Dienst an der Menschheit.«
    »Dann siehst du das Ganze völlig falsch.« Wie egoistisch! »Zwing mich nicht zum Handeln, Kaleb. Du würdest es bereuen.«
    »Mir bleibt keine andere Wahl.« Ich machte zwei Schritte auf ihn zu, während er die Waffe hob und auf mich zielte. Ich duckte mich und rollte mich hinter den nächstbesten Tisch in Erwartung eines Schusses.
    Nichts.
    Vorsichtig spähte ich über die Tischkante und sah, wie er den Revolver schüttelte und den Lauf inspizierte.
    Ich dachte nicht daran, was meine Entscheidung meinem Vater oder meiner Mutter antun würde, falls sie jemals wieder aufwachte, sondern zog das stumpfe Stahlschwert aus dem Kostümgürtel und rannte damit in Richtung Bühne.
    Über all dem mentalen Gedankenlärm von draußen hörte ich plötzlich, wie die Kugel in die Munitionstrommel glitt. Die Zeit schien sich zu verlangsamen, und ich fragte mich, ob es immer so war, kurz bevor man starb. Ich lief weiter, während er einen prüfenden Blick auf die Trommel warf und die Waffe auf mich richtete.
    Die Gefühle aller anderen Menschen spielten mit einem Mal keine Rolle mehr. Ich konnte mich nur auf meine eigenen konzentrieren.
    Wut.
    Vergeltung.
    Rache.
    Nach den möglicherweise letzten Schritten meines Lebens sprang ich mit gezücktem Schwert los. Als ich auf ihn zuschoss, begann Jack plötzlich zu flackern wie ein Geist aus einem schlechten Gruselfilm. Zorn verzerrte seine Gesichtszüge, und ein lauter Fluch entrang sich seiner Kehle. Ich sah, wie sein Finger den Abzug drückte, als ich mit dem Brustkasten gegen die Bühnenkante krachte.
    Bevor die Kugel abgefeuert wurde, war er verschwunden.
    Zusammen mit dem Revolver.

2. KAPITEL
    I m Phone
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