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Die Verschwoerung der Fuersten

Die Verschwoerung der Fuersten

Titel: Die Verschwoerung der Fuersten
Autoren: Susanne Eder
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Abneigung an. »Und was habt Ihr hier eigentlich zu schaffen?«
    »Ein paar übereifrige Narren hämmerten an mein Tor, machten einen fürchterlichen Lärm und schrien, es hätte auf dem Pfalzhof Mord und Totschlag gegeben. Aber was ich eigentlich sagen wollte …«
    Der Kämmerer unterbrach ihn. »Der Erzbischof ist offenbar gestrauchelt und unglücklich auf seine Laterne gefallen. Ein tödlicher Unfall. Äußerst tragisch. Ich werde umgehend Bischof Adalbero davon in Kenntnis setzen«, erklärte er spitz. »Wie Ihr also selbst seht, Burggraf, hat es keinen Mord gegeben, und Eure Anwesenheit ist hier nicht länger vonnöten.«
    Bandolf schenkte dem Kämmerer ein sparsames Lächeln.
    »Ihr habt Recht. Es hat hier keinen Mord gegeben«, gab er zu. Mit der flachen Hand klopfte er auf Adalberts Wangen. »Seine Eminenz atmet ja noch.«
    »Was?« Pothinus‘Stimme überschlug sich. »Das kann doch nicht sein?«
    Er drängte den Burggrafen umstandslos beiseite und starrte mit zusammengekniffenen Augen auf das aschgraue
Gesicht des Erzbischofs. Bandolf erhob sich und zuckte mit den Schultern.
    »Ich habe schon öfter Leichen gesehen, als Ihr gebeichtet habt«, meinte er, »und das ist keine.«
    Pothinus ignorierte ihn, und der Burggraf beobachtete amüsiert, wie es hinter der Stirn des Kämmerers augenscheinlich zu arbeiten begann und er eifrige Tätigkeit entfaltete.
    »Holt mir auf der Stelle den Bruder Apotheker hierher«, rief er, während er nun seinerseits umständlich Adalberts Wangen tätschelte. »Und du da« – unvermittelt packte er einen der gaffenden Hörigen am Kittel, der erschrocken zurückwich -, »du läufst hinüber in die Pfalz und weckst den Vogt des Bischofs«, raunte er ihm zu. »Aber dass du mir ja keinen Krach schlägst, hörst du? Ich werde dem Bischof selbst Bericht erstatten.«
    Mit Interesse registrierte der Burggraf, dass von einem Bericht an den König über das Unglück, das seinem engsten Berater widerfahren war, nicht die Rede war.
    Endlich schienen Pothinus‘hektische Bemühungen um den Bewusstlosen Erfolg zu haben. Die Lider des Erzbischofs flatterten. Er röchelte und schlug die Augen auf. Offenkundig verwirrt blickte er in die Gesichter, die ihn umringten und auf ihn herabstarrten. Schließlich blieb sein Blick auf dem dunklen Bart des Burggrafen haften, und er murmelte etwas Unverständliches.
    »Eminenz«, säuselte der Kämmerer und schob sein rundes Gesicht mit der spitzen Nase in Adalberts Blickfeld. »Welch ein Glück, dass Ihr wohlauf seid.«
    »Was ist passiert?«, krächzte Adalbert von Bremen und versuchte sich aufzurichten.
    »Ihr müsst liegen bleiben«, beschwor ihn Pothinus. »Gleich kommt eine Trage. Dann werden wir Euch in Eure Kammer schaffen, wo Ihr Euch ausruhen könnt.«

    »Man hat mich überfallen«, flüsterte der Erzbischof von Bremen so erstaunt, als könne er seine Worte selbst nicht glauben.
    »Sprecht jetzt nicht«, bemühte sich Pothinus zu beschwichtigen. »Ihr braucht Ruhe und müsst still liegen. Der Bruder Apotheker wird gleich hier sein.«
    »Konntet Ihr Euren Angreifer erkennen, Eminenz?«, fragte der Burggraf.
    »Herr im Himmel«, zischte Pothinus gereizt. »Lasst doch jetzt die Fragerei. Seht Ihr nicht, wie übel Seine Eminenz zugerichtet ist? Er braucht Muße und Pflege. Und wenn ich Euch daran erinnern darf: Ihr steht hier auf dem Gebiet des Bischofs.«
    Der Burggraf zuckte mit den Schultern, doch Adalbert von Bremen hob abwehrend die Hand. Seine Größe war durch seine liegende Position schwer zu bestimmen, doch Bandolf kannte ihn vom Sehen und wusste, dass er hochgewachsen war und trotz seines Alters eine straffe Haltung besaß. In seinem Gesicht spiegelten sich eine wache Intelligenz und eine glatte Würde, die über seinen Eigendünkel und seinen maßlosen Ehrgeiz hinwegtäuschten. Er ignorierte die Bemühungen des Kämmerers und schaute den Burggrafen abwägend an.
    »Kenne ich Euch nicht?«, fragte er.
    »Ich bin Bandolf von Leyen, Eminenz, Burggraf der Stadt Worms. Ihr wart in der Großen Halle, als der König mich vor ein paar Tagen in meinem Amt bestätigt hat.«
    »Ja, ich erinnere mich.« Der Erzbischof seufzte. »Der Mann, der mich angegriffen hat, trug einen dunklen Mantel. Sein Gesicht konnte ich aber leider nicht erkennen. Er hatte es mit einer Kapuze verhüllt.« Mit einem Anflug von Zorn fügte er hinzu: »Er hat mich hinterrücks überfallen. Er packte meine Lampe und schlug sie mir auf den Kopf, und daraufhin verlor ich wohl
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