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Die vergessenen Welten 11 - Kristall der Finsternis

Die vergessenen Welten 11 - Kristall der Finsternis

Titel: Die vergessenen Welten 11 - Kristall der Finsternis
Autoren: R. A. Salvatore
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nicht lösen, mit denen er sich aus schierer Notwendigkeit umgeben hat, als er von Errtu und seinesgleichen umgeben war.
    Er hat sein Mitgefühl verloren. Ich kann nur beten, dass er es wiederfinden wird, dass die Zeit ihm erlaubt, sein Herz und seine Seele wieder jenen zu öffnen, die es verdienen, denn ohne Mitgefühl wird er keinen Lebensinhalt finden können. Ohne ein Ziel wird er keine Befriedigung erfahren. Ohne Befriedigung wird er keine Zufriedenheit und damit auch keine Freude erleben.
    Und wir, wir alle, werden keine Möglichkeit besitzen, ihm zu helfen.
    Drizzt Do'Urden

Ein Fremder in der Heimat
    Artemis Entreri stand auf einem felsigen Hügel, der über der ausgedehnten, staubigen Stadt aufragte, und versuchte, die Myriaden von Gefühlen zu ordnen, die ihn überfluteten. Er hob die Hand, um sich den heranwehenden Staub und Sand von den Lippen und aus den Haaren seines neuen Spitzbartes zu wischen. Erst als er sich über das Gesicht fuhr, bemerkte er, dass er sich seit mehreren Tagen nicht mehr rasiert hatte, denn jetzt war der kleine Bart nicht mehr scharf abgegrenzt, sondern ging in die Stoppeln über, die bis zu den Wangen reichten. Es kümmerte Entreri nicht.
    Der Wind löste viele Strähnen seines langen Haares aus dem Knoten in seinem Nacken, und die flatternden Fäden schlugen ihm ins Gesicht und peitschten schmerzhaft in seine Augen. Es kümmerte Entreri nicht.
    Er schaute nur angespannt auf Calimhafen hinab und versuchte, ebenso konzentriert in sich selbst hineinzuschauen. Der Mann hatte fast zwei Drittel seines Lebens in der weitläufigen Stadt an der Südküste verbracht, war in ihr als Krieger und Attentäter bekannt geworden. Die Stadt war der einzige Ort, den er wirklich Heimat nennen konnte. Als er jetzt auf sie hinabschaute, wie sie braun und staubig dalag, wurde die gnadenlose Wüstensonne strahlend von dem weißen Marmor der größeren Bauten reflektiert. Ihr brennendes Licht beleuchtete auch die vielen Verschläge, Hütten und abgerissenen Zelte, die die Straßen säumten – schlammige Straßen, denn sie besaßen keine vernünftigen Abflüsse für die Gossen. Als er jetzt zu der Stadt hinunterblickte, wusste der zurückkehrende Meuchelmörder nicht, wie er sich fühlen sollte. Einst hatte er seinen Platz in der Welt gekannt. Er hatte den Gipfel seines ruchlosen Berufes erreicht, und jeder, der seinen Namen ausgesprochen hatte, tat dies mit Respekt und Furcht. Wenn ein Pascha Artemis Entreri angeheuert hatte, einen Mann zu beseitigen, so war dieser bereits so gut wie tot gewesen. Ohne Ausnahme. Und trotz der vielen Feinde, die er sich natürlich gemacht hatte, konnte der Meuchelmörder offen durch die Straßen von Calimhafen gehen, ohne sich in den Schatten verbergen zu müssen, denn er hatte gewusst, dass niemand es wagen würde, sich ihm entgegenzustellen.
    Niemand hätte es gewagt, einen Pfeil auf Artemis Entreri abzuschießen, denn jedermann wusste, dass dieser eine Schuss absolut perfekt treffen, dass er den Mann auf der Stelle töten musste, oder der Meuchelmörder würde nach ihm suchen. Und er würde ihn finden und töten.
    Eine Bewegung seitlich von ihm, die leichte Verlagerung eines Schattens, erregte Entreris Aufmerksamkeit. Er schüttelte den Kopf und seufzte. Er war nicht sonderlich überrascht, als eine in einen Umhang gehüllte Gestalt etwa zwanzig Fuß vor ihm hinter den Felsen hervorsprang und ihm mit über der massigen Brust verschränkten Armen den Weg versperrte.
    »Du willst nach Calimhafen?«, fragte der Mann mit starkem, südlichen Akzent.
    Entreri antwortete nicht, sondern schaute einfach weiter geradeaus, obgleich seine Augen rasch die Felsbrocken absuchten, die beide Seiten des Pfades säumten.
    »Du musst für den Weg bezahlen«, fuhr der bullige Mann fort. »Ich bin dein Führer.« Damit verbeugte er sich und kam mit einem zahnlosen Grinsen näher.
    Entreri hatte viele Geschichten über dieses allgemein übliche Spiel von Wegezollerpressung gehört, obwohl niemand es bisher gewagt hatte, ihm den Weg zu versperren. Ja wirklich, erkannte er, er war lange fort gewesen. Noch immer antwortete er nicht, und der massige Mann verlagerte sein Gewicht, so dass sein Umhang aufklaffte und ein Schwert enthüllte, das in seinem Gürtel steckte. »Wie viel Münzen bietest du an?«, fragte er.
    Entreri setzte an, ihm zu sagen, er solle beiseite treten, überlegte es sich dann aber anders und seufzte nur.
    »Taub?«, fragte der Mann, zog sein Schwert und kam noch einen
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