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Die vergessenen Welten 05 - Der magische Stein

Die vergessenen Welten 05 - Der magische Stein

Titel: Die vergessenen Welten 05 - Der magische Stein
Autoren: R. A. Salvatore
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können aufholen, wenn wir die Nacht durchreiten.«
    Drizzt lächelte seinen Freund beruhigend an. »Inzwischen sind sie aber durch Tiefwasser gekommen«, erklärte er. »Dort hat Entreri sicher längst neue Pferde besorgt.« Drizzt ließ das Thema auf sich beruhen und behielt die Befürchtungen, die ihn viel stärker quälten, für sich: daß sich der Meuchelmörder für den Seeweg entschieden haben könnte.
    »Dann ist es ja noch törichter, überhaupt zu warten!« wandte Wulfgar schnell ein.
    Aber noch während der Barbar sprach, schnaubte sein Pferd, ein Tier aus der Züchtung des Harpells, und bewegte sich auf den kleinen See zu. Dort fuchtelte es mit den Hufen über dem Wasser in der Luft herum, als suche es Platz zum Auftreten. Einen Augenblick später versank die Sonne ganz hinter dem westlichen Horizont, und das Tageslicht wurde schwächer. Und in der magischen Düsternis des Zwielichts wurde nach und nach ein verzauberter Turm auf einer kleinen Insel im See sichtbar. Überall funkelte er wie Sternenlicht, und unzählige gewundene Turmspitzen ragten in den Nachthimmel empor. Smaragdgrün war er und wirkte auf geheimnisvolle Weise ein ladend, als hätten Elfen und Feen bei seiner Schöpfung mitgewirkt.
    Und über dem See, direkt unter dem Huf von Wulfgars Pferd, erschien eine glänzende Brücke aus grünem Licht.
    Drizzt stieg von seinem Pferd. »Der Zwielichtturm«, sagte er zu Wulfgar, als wäre ihm diese Entwicklung von Anfang an klar gewesen. Mit einer schwungvollen Geste forderte er seinen Freund auf voranzureiten.
    Aber Wulfgar war wie gelähmt durch das Erscheinen des Turms. Er umkrampfte die Zügel seines Pferdes, so daß sich das Tier aufbäumte und die Ohren anlegte.
    »Ich dachte, du hättest deine Vorurteile gegen die Magie endlich überwunden«, sagte Drizzt ironisch. Wie alle Barbaren in Eiswindtal war Wulfgar mit der Überzeugung aufgewachsen, daß Zauberer schwächliche Gauner wären und auf keinen Fall vertrauenswürdig. Für sein Volk, die stolzen Krieger der Tundra, galt als Maßstab für einen richtigen Mann die Stärke im Arm und nicht das Geschick in den schwarzen Künsten. Auf ihrer wochenlangen Reise war Drizzt auch Zeuge geworden, daß Wulfgar seine Erziehung überwunden und eine Toleranz, ja sogar ein gewisses Interesse für die Praktiken der Zauberei entwickelt hatte.
    Unter Anspannung seiner gewaltigen Muskeln brachte Wulfgar sein Pferd unter Kontrolle. »Habe ich auch«, antwortete er mit zusammengebissenen Zähnen. »Es sind die Harpells, die mir Sorgen bereiten.«
    Drizzt' Lächeln wurde breiter, denn auf einmal verstand er die Ängste seines Freundes. Sogar er, der unter vielen der mächtigsten und furchterregendsten Zauberer in den ganzen Welten aufgewachsen war, hatte oft ungläubig den Kopf geschüttelt, als sie bei dieser exzentrischen Familie in Langsattel zu Gast gewesen waren. Die Harpells hatten eine einzigartige — und häufig verheerende — Betrachtungsweise der Welt, obwohl sie herzensgut waren und keine bösen Absichten heg ten. Und ihre Magie entsprach völlig diesen Ansichten — die in der Regel dem gesunden Menschenverstand vollkommen widersprachen.
    »Malchor unterscheidet sich aber von der Familie«, versicherte Drizzt dem Barbaren. »Er lebt nicht im Efeu-Herrenhaus und hat schon Königen im Norden als Berater zur Seite gestanden.«
    »Er ist ein Harpell«, erklärte Wulfgar mit einer Endgültigkeit, der Drizzt nichts entgegenhalten konnte. Mit einem weiteren Kopf schütteln und einem tiefen Seufzer, um sich zu beruhigen, ergriff Wulfgar das Zaumzeug seines Pferdes und begann, über die Brücke zu reiten. Drizzt, der immer noch lächelte, folgte ihm schnell.
    »Harpell«, brummte Wulfgar dann auch wieder, nachdem sie die Insel betreten und eine Runde um das Gebäude gemacht hatten.
    Der Turm hatte keine Tür.
    »Geduld«, erinnerte ihn Drizzt.
    Aber sie brauchten sich nicht lange in Geduld zu üben. Einige Sekunden später hörten sie schon, daß ein Riegel zur Seite geschoben wurde und daß eine Tür knirschend geöffnet wurde. Kurz darauf trat ein Junge wie ein durchsichtiger Geist durch die grüne Steinwand und kam auf sie zu. Er war nicht einmal zehn Jahre alt.
    Mit einem Knurren nahm Wulfgar Aegisfang, seinen mächtigen Kriegshammer, von der Schulter. Drizzt faßte den Barbaren am Arm, um ihm Einhalt zu gebieten, da er fürchtete, sein erschöpfter Freund könne aus reiner Enttäuschung angreifen, bevor sie etwas über die Absichten des Jungen
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