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Die verfuehrerischen Vier

Titel: Die verfuehrerischen Vier
Autoren: Gaby Triana
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ich.
    »Das hat dir deine Mutter gekauft?« Er warf das Kleid aufs Bett, als hätte er sich daran verbrannt.
    »Ja, wieso?«

    Er machte ein grunzendes Geräusch und stemmte die Hände in die Hüften. »Kommt nicht infrage, dass du das anziehst. Lass es lieber hier.«
    »Warum?« Ich starrte ihn an.
    Er sagte nichts. Ich glaube, er war selbst überrascht über seine blöde Bemerkung.
    »Sei nicht albern, Schatz. Das ist doch nur ein Kleid.« Ich nahm das Kleid und wollte es wieder zusammenlegen.
    Lorenzo schnaubte. »Ja. Und zwar eines, das du auf dieser Kreuzfahrt nicht anziehst.«
    Ich ließ das Kleid aus der Hand aufs Bett gleiten. »Bitte?« Die Atmosphäre zwischen uns war aufgeladen. Ich hatte das Gefühl, dass das Zimmer beim leisesten Funken zu brennen anfangen würde.
    »Du hast mich gehört.« Er wartete nicht mal auf meinen Protest, sondern drehte sich um und ging auf die Tür zu.
    »Du … ich … ich glaub’s ja nicht, wie du dich verhältst! Das ist doch nur ein blödes Kleid, Lorenzo! Ich mach mich schon nicht an andere Jungs ran, falls dich das beunruhigt.«
    Er blieb stehen und sah mich an. Ich nannte ihn sonst nie Lorenzo. Immer nur Schatz oder Süßer. »Ist mir egal. Ich hab das Kleid noch nie gesehen und du hast es heimlich in den Koffer gepackt. Du hast offensichtlich nicht gewollt, dass ich es sehe, also lass es hier und alles ist cool.«
    Zuerst war ich zu verblüfft, um etwas zu sagen. Dann wurde mir klar, wie sehr er sich wie die anderen Kerle in seiner Familie anhörte, und ich war sauer, weil ich immer dachte, er sei anders als sie. »Du machst wohl Witze. Ich fass es ja nicht, dass du so ein Theater darum machst!«
    »Hallo, ich bin schließlich nicht derjenige, der mit seinen Freunden ohne dich auf’ne Kreuzfahrt geht und heiße Kleidchen mitnimmt, in denen mich andere Leute sehen!«

    Ich wollte ihn auf die offensichtliche Tatsache hinweisen, dass er in einem Kleid etwas albern aussehen würde, aber es war wohl nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Abgesehen davon konnte ich gar nicht fassen, dass wir uns über so was stritten. Über nichts hatte er sich bisher so aufgeregt. »Du solltest mir vertrauen, das ist es, was du tun solltest!«, schrie ich.
    »Sag mir nicht, was ich zu tun habe, Fiona.« Und damit ging er. Einfach so. Also hat mich heute Morgen meine Mutter zum Hafen gebracht. Ich hätte das blöde Kleid einfach im Schrank lassen sollen und alles wäre bestens gewesen. Aber ich packte es wieder ein, nachdem er gegangen war. Er benahm sich doch wirklich total bescheuert.
    Nachdem ich meiner Mutter einen Abschiedskuss gegeben hatte und durch den Zoll war, hatte ich die ganze Angelegenheit schon fast vergessen. Die Temptress war das schönste Schiff, das ich je gesehen hatte - eine perlweiße schwimmende Stadt, die sich in beeindruckender Weise von dem langweiligen Betonkai abhob. Ich stellte mir vor, wie sich das Schiff fühlen würde, wenn es eine Person wäre: ganz begierig darauf, das offenen Meer zu erreichen, frei und voller Möglichkeiten.
    Ich weiß nicht, warum mich dieser Gedanke so faszinierte. Meine Zukunft war schon durchgeplant. Ich war in SoHo in New York an dem Französischen Kulinarischen Institut für den Dessert- und Konditorkurs angenommen worden. Nach einem Jahr würde ich fertig sein und nach Miami zurückkehren. Ich würde als Konditorin in einem Fünf-Sterne-Restaurant arbeiten, Lorenzo heiraten, dessen Vater eine Drugstore-Kette in der Gegend besaß, und eine Familie gründen. Über mein nächstes Gehalt würde ich mir nie Sorgen machen müssen. Immer wäre ich in der Nähe meines Zuhauses. Ja, meine Mutter hatte mein Leben total durchgeplant.

    Nicht, dass ich das nicht auch wollte, aber der Plan ließ mir keine Luft zum Atmen. Immer nur weiter, weiter, weiter! Abgesehen davon: die Prophezeiung von Madame Fortuna gestern Abend hatte mir klargemacht, dass ich über mein Schicksal gar nichts wusste. Was, wenn ich diejenige war, über die sie gesagt hatte: »Eine von euch kommt nicht zurück«? Was, wenn es mir vorherbestimmt war, auf dem Weg zu den Jungferninseln über Bord zu fallen?
    Jetzt war es aber zu spät, mir Gedanken zu machen. Ein paar blöde Karten sollten mir doch nicht den Spaß verderben. Als wir an Bord gingen, waren Killian und Alma auch eindeutig bemüht, sich nicht verrückt machen zu lassen. Ihr Gelächter stand in krassem Gegensatz zu dem stillen Flair, das die älteren Herrschaften vor uns ausstrahlten. Wahrscheinlich wirkten wir wie
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