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Die verbotenen Küsse des Scheichs (German Edition)

Die verbotenen Küsse des Scheichs (German Edition)

Titel: Die verbotenen Küsse des Scheichs (German Edition)
Autoren: Marguerite Kaye
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nun einmal zur Tradition seines Landes gehörte, hatte er sich damit abgefunden, von eben diesem Thron aus seinen Pflichten als Herrscher nachzukommen.
    Er machte es sich auf dem harten Sitz so bequem wie möglich, stützte das Kinn in die eine Hand und klopfte mit den Fingern der anderen auf das Dokument, das er auf einem niedrigen Tisch neben dem Thron abgelegt hatte. Die Mitglieder des Ältestenrats, die ihre Plätze gemäß ihrer Rangordnung eingenommen hatten, betrachteten ihn ängstlich.
    Jamil unterdrückte ein Seufzen. Manchmal empfand er die Pflichten eines Herrschers als niederdrückend. Natürlich war dieser Ehevertrag wichtig. Aber seiner Meinung nach gab es derzeit noch weitaus Wichtigeres zu entscheiden. Persönlich interessierte ihn die geplante Hochzeit kaum. Selbstverständlich war ihm klar, dass er heiraten musste, um sein Reich zu festigen und einen Erben zu zeugen. In dem Ehevertrag wurden all die damit zusammenhängenden politischen und wirtschaftlichen Fragen geklärt. Daar-el-Abbah würde im Vater der Braut einen mächtigen Verbündeten finden. Mit der Geburt eines Sohnes würde die Erbfolge gesichert sein. Auch die finanziellen Vorteile waren nicht zu unterschätzen.
    Doch welchen persönlichen Vorteil werde ich haben, fragte Jamil sich. Die Antwort lautete: keinen, absolut keinen.
    Er verspürte nicht den geringsten Wunsch nach einer Gattin. Schließlich kannte er die Ehe bereits. Ein zweites Mal würde er nur heiraten, weil es zum Wohle seines Landes war, dieses Landes, dem er mit Leib und Seele gehörte. Nein, er wollte ganz gewiss nicht erneut eine Frau, die der Ältestenrat für ihn ausgesucht hatte – obwohl es natürlich stimmte, dass alle arabischen Prinzessinnen einander sehr ähnlich waren. Seine erste Frau, die arme Karida, die im Kindbett gestorben war, hatte er recht sympathisch gefunden. Zwar hatte sie kein großes Interesse an ihm gezeigt, aber sie war stets freundlich gewesen. Und ihn hatte es nicht gestört, dass sie am liebsten auf ihrem Diwan lag und Süßigkeiten naschte.
    Sympathie, fand er, war allerdings nicht genug, um eine zweite Ehe einzugehen. Gemeinsame Interessen wären schön gewesen … Doch leider empfand er für diese Prinzessin, deren Namen er sich nicht einmal merken konnte, nur Gleichgültigkeit. Außerdem gefiel es ihm, allein zu leben. Wenn doch die Mitglieder des Ältestenrats nicht so wild entschlossen gewesen wären, ihn so bald wie möglich wieder zu verheiraten!
    Nun seufzte er doch. Er wusste ja, dass sein Land einen Thronerben brauchte. Deshalb würde er eine Gattin nehmen müssen, und zwar gemäß der Tradition eine, die der Ältestenrat ihm vorschlug. Das behagte ihm zwar nicht, dennoch wäre er niemals auf die Idee gekommen, dagegen zu rebellieren. Früher oder später würde er sich fügen. Allerdings lieber später, zumal er sich ziemlich sicher war, dass er noch nicht bereit war für ein weiteres Kind. Genügte es nicht, dass seine Tochter ihm Kopfzerbrechen bereitete? Niemand schien in der Lage zu sein, sie so zu erziehen, wie er sich das vorstellte. Und damit waren seine Gedanken wieder bei dem Punkt angekommen, der ihn seit Wochen ständig beschäftigte: Was sollte er nur mit seiner achtjährigen Tochter Linah tun?
    Noch einmal seufzte Jamil, laut und lange diesmal. Die vor ihm versammelten Mitglieder des Ältestenrats schauten einander beunruhigt an. Fünfundzwanzig Augenpaare wurden dann wieder auf den Boden gerichtet, denn es war verboten, den Fürsten direkt anzusehen. Jeder der Männer trug ein Gewand, das ihn als Würdenträger auszeichnete: eine grün gemusterte Ghutra, die von einem goldfarbenen Agal gehalten wurde. Dazu eine Galabija mit dem aufgestickten Wappentier, dem Panther.
    Die fünfundzwanzig Ratgeber reichten bei weitem nicht aus, um den Thronsaal zu füllen. Hinter ihnen erstreckte sich eine große leere Fläche. Im Fußboden aus weißem Marmor spiegelten sich die Sonnenstrahlen, die durch die weit oben in den Wänden angebrachten runden Fenster fielen. Auch die fünf riesigen Kristalllüster glänzten und blitzten im hellen Licht.
    Die meisten der hier versammelten Männer gehörten bereits seit vielen Jahren dem Ältestenrat an. Fast alle hielten eisern an den alten Traditionen fest und verabscheuten jede Änderung. Wenn er ihre Argumente hörte, empfand Jamil meist eine große Unzufriedenheit und Ungeduld. Wie oft hatte er sich schon gewünscht, sie durch weltoffenere Männer ersetzen zu können. Doch da er kein
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