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Die verborgene Grotte

Die verborgene Grotte

Titel: Die verborgene Grotte
Autoren: dtv
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glitzernden King of Rock. Nur die Veranstalter waren nicht ganz seiner Meinung.
    Manche waren genervt und hätten ihn am liebsten von ihren Castings ausgeschlossen, andere sagten: ›Lasst ihm doch seinen Spaß. Soll er sich doch selbst in die Tasche lügen. Natürlich ist er eingebildet, aber daran werden wir schon nicht sterben!‹ Nein, das taten sie tatsächlich nicht. Lonnie Lane hingegen   …
    Als er nun an diesem Tag durch die Lobby eines gigantischen Casinos ging und darüber nachdachte, ob er nicht doch seinen nutzlosen Agenten feuern sollte, rief plötzlich jemand seinen Namen.
    ›Lonnie Lane! Du kommst mir wie gerufen!‹
    Auf diese Worte hatte Lonnie sein Leben lang gewartet. Ganz besonders, weil er die Stimme sofort erkannte   – die Stimme eines legendären Produzenten.
    Schnell erklärte er Lonnie, dass Miriam Matins neue Show an diesem Abend Premiere haben sollte, aber dass ihr Assistent sich gerade den Fuß gebrochen hatte.
    ›Und jetzt braucht sie einen geschickten Artisten, der kurzfristig einspringen kann. Da habe ich natürlich sofort an dich gedacht, Lonnie. The Man. Mister Showbiz.‹
    Lonnie Lane hatte noch nie von Miriam Matin gehört und er hatte auch keine Ahnung, womit sie ihr Geld verdiente, aber das war ihm völlig egal. Natürlich stand er zur Verfügung.
    ›Worum geht es in der Show?‹
    ›Sie steht unter dem Motto Rock ’n’ Roll‹, antwortete der Produzent.
    Rock ’n’ roll!!! Lonnie Lanes Herz schlug einen Purzelbaum vor Glück. Das hier war seine Chance! Endlich würde er Rockstar werden. Er sah die Leuchttafeln schon vor sich:
Lonnie Lane   – der neue Elvis!
    ›Du weißt doch, wer Miriam Matin ist?‹, fragte der Produzent.
    Lonnie nickte und tat so, als wüsste er bestens über ihre Karriere Bescheid. Aber in Wirklichkeit war er nur an seiner eigenen interessiert.
    ›Was soll ich machen?‹, fragte Lonnie. ›Tanzen? Ein paar meiner beliebtesten Hits singen?‹
    Der Produzent unterdrückte sein Lachen mit einem Räuspern.
    ›Hrm. Nein, leider. Du musst dich eine Weile in einen Sarg stellen.‹
    Er sah, wie Lonnie zusammenzuckte, und bemühte sich, die Situation schnell zu retten.
    ›Es ist nur eine kleine Rolle, aber sie ist unglaublich wichtig für die Show!‹
    Noch immer stand Lonnie schweigend da und langsam kam der Produzent ins Schwitzen.
    ›Also   …‹, schob er hastig nach, ›erst musst du nur ruhig dastehen, aber dann wirst du sicher noch Gelegenheit zum Singen und Tanzen haben!‹
    Dabei hätte sich der Produzent gar keine Sorgen machen müssen. In Gedanken stand Lonnie längst auf der Bühne und hatte Erfolg. Endlich konnte er seine Reise zu den Sternen antreten. Und tatsächlich sollte Lonnie schon bald auf dem Weg in den Himmel sein   – nur nicht so, wie er es geplant hatte.
     
    Lonnie wartete in den Kulissen und schwitzte vor Aufregung Sturzbäche. Erst im Sarg stehen, dann singen und tanzen. Es würde fantastisch werden. Niemals wieder sollte das Publikum seinen Namen vergessen.
    Dann setzte die Musik ein und es war Zeit für seinen großen Auftritt. Er tupfte sich mit einem Taschentuch die Stirn, richtete sein Toupet und trat mit würdigem Schritt auf die Bühne.
    Iron Maiden dröhnte aus den Lautsprechern, als ihn die schwarz gekleidete Miriam in ihrer Show empfing.
    ›Weißt du, was du zu tun hast?‹, flüsterte dieIllusionistin angespannt, während sie Lonnie zu dem polierten Sarg führte, der auf der Bühne aufgestellt worden war. ›Wenn ich dir ein Zeichen gebe, dann   …‹
    ›Keine Sorge‹, unterbrach Lonnie sie mit einem Zwinkern und strahlte sein umwerfendstes Lächeln. ›Du hast es schließlich mit einem Profi zu tun.‹
    ›… machst du einen Schritt nach hinten‹, fuhr Miriam fort.
    Aber Lonnie hörte ihr schon nicht mehr zu. Er verbeugte sich vor dem Publikum und stellte sich in den Sarg.
    Mit einer dramatischen Geste schloss Miriam Matin den Deckel. Sie drehte den Sarg um seine eigene Achse, um zu zeigen, dass die Rückseite geschlossen war, und als sie dabei einen Moment lang für das Publikum unsichtbar war, flüsterte sie Lonnie durch einen schmalen Spalt etwas zu.
    ›Warte auf mein Zeichen   – dann machst du den Schritt nach hinten.‹
    Der Sarg war bedeutend tiefer, als Lonnie gedacht hatte, eine optische Täuschung. Die Innenverkleidung aus schwarzem Samt war so befestigt, dass es von vorne aussah, als würde Lonnie ihn vollständig ausfüllen. Aber als er sich nach hinten lehnte, sank er tief in den
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