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Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins

Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins

Titel: Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins
Autoren: Milan Kundera
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einem Verkehrsunfall nach einem Tanzabend.
    ISBN: 3-87585-879-4 Original: NESNESITELNA LEHKOST BYTI Aus d. Tschech. von Susanna Roth Verlag: Carl Hanser Erscheinungsjahr: 1984

    Buch
    Tomas, erfolgreicher Chirurg an einem Prager Krankenhaus, hat eine gescheiterte Ehe hinter sich und sucht erotische Abenteuer ohne emotionale Abhängigkeit. Er lernt Teresa, eine Kellnerin aus der Provinz, kennen, die ihn liebt und ihn ganz für sich beansprucht. Teresa ist mit großen Gefühlen gesegnet und kann sich mit der Unverbindlichkeit kurzweiliger erotischer Beziehungen nicht abfinden. Sie drängt sich in sein Leben, quält ihn mit ihrer Eifersucht und leidet unter seinen Eskapaden.
    Die politischen Verhältnisse spielen in diese Beziehung hinein. Der Prager Frühling wird niedergeschlagen, Tomas und Teresa fliehen in die Schweiz. Dorthin verschlägt es auch die Malerin Sabina, eine von Tomas' Geliebten aus Prag, zu der er sich erneut hingezogen fühlt. Teresa ist dieser Konstellation nicht gewachsen und kehrt, obwohl sie das sowjetische Besatzungssystem hasst, in die Heimat zurück. Tomas »erkrankt an Mitgefühl« und reist ihr nach.
    In Prag verlangt die neue Führung von dem Chirurgen, daß er eine Ergebenheitsadresse unterzeichnet, was Tomas aber ablehnt. So wird der Mediziner schließlich Fensterputzer. Teresa und Tomas widerstehen diversen Erpressungen des Regimes, ohne jedoch zu bewußten Dissidenten zu werden. Schließlich ziehen sie sich aufs Land zurück. Bei einem Autounfall kommen beide schließlich ums Leben.
ERSTER TEIL DAS LEICHTE UND DAS SCHWERE
    Die Ewige Wiederkehr ist ein geheimnisvoller Gedanke, und Nietzsche hat damit manchen Philosophen in Verlegenheit gebracht: alles wird sich irgendwann so wiederholen, wie man es schon einmal erlebt hat, und auch diese Wiederholung wird sich unendlich wiederholen! Was besagt dieser widersinnige Mythos?
    Der Mythos von der Ewigen Wiederkehr sagt uns in der Negation, daß das ein für allemal entschwindende und niemals wiederkehrende Leben einem Schatten gleicht, daß es ohne Gewicht ist und tot von vornherein; wie grauenvoll, schön oder herrlich es auch immer gewesen sein mag - dieses Grauen, diese Schönheit, diese Herrlichkeit bedeuten nichts.
    Wir brauchen sie ebensowenig zur Kenntnis zu nehmen wie einen Krieg zwischen zwei afrikanischen Staaten im vierzehnten Jahrhundert, der am Zustand der Welt nichts verändert hat, auch wenn in diesem Krieg dreihunderttausend Schwarze unter unsagbaren Qualen umgekommen sind.
    Wird es an diesem Krieg der beiden afrikanischen Staaten etwas ändern, wenn er sich in der Ewigen Wiederkehr unzählige Male wiederholt?
    Gewiß: er wird zu einem Block, der emporragt und überdauert, und seine Dummheit wird nie wiedergutzumachen sein.
    Wenn sich die Französische Revolution ewig wiederholen müßte, wäre die französische Geschichtsschreibung nicht so stolz auf Robespierre. Da sie aber von einem Ereignis spricht, das nicht wiederkehren wird, haben sich die blutigen Jahre in Worte verwandelt, in Theorien und Diskussionen; sie sind leichter geworden als Federn und flößen niemandem mehr Angst ein. Es besteht ein gewaltiger Unterschied zwischen einem Robespierre, der in der Geschichte nur ein einziges Mal aufgetreten ist, und einem Robespierre, der ewig wiederkehrt, um den Franzosen den Kopf abzuhacken.
    Sagen wir also, daß der Gedanke der Ewigen Wiederkehr eine Perspektive bezeichnet, aus der die Dinge uns anders erscheinen, als wir sie kennen: sie erscheinen ohne den mildernden Umstand ihrer Vergänglichkeit. Dieser mildernde Umstand hindert uns nämlich daran, ein Urteil zu fällen. Wie kann man etwas verurteilen, das vergänglich ist? Im Abendrot leuchtet alles im verführerischen Licht der Nostalgie, sogar die Guillotine.
    Vor kurzem habe ich mich bei einem unglaublichen Gefühl ertappt: ich blätterte in einem Buch über Hitler und war von manchen Fotografien ergriffen: sie erinnerten mich an die Zeit meiner Kindheit. Ich bin während des Krieges aufgewachsen; einige meiner Verwandten sind in Hitlers Konzentrationslagern umgekommen; was aber bedeutet ihr Tod angesichts dieser Fotografien von Hitler, die in mir die Erinnerung an eine vergangene Zeit meines Lebens wachgerufen haben, an eine Zeit, die nicht wiederkehren wird?
    Diese Aussöhnung mit Hitler verrät die tiefliegende moralische Perversion einer Welt, die wesentlich auf dem Nichtvorhandensein der Wiederkehr begründet ist, weil in einer solchen Welt alles von vornherein
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