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Die Tuer zur Zeit

Die Tuer zur Zeit

Titel: Die Tuer zur Zeit
Autoren: Pierdomenico Baccalario
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Weg.
    »Manfred«, kreischte sie erschrocken.
    In den finsteren Blick des Mannes mischte sich Belustigung darüber, dass es ihm tatsächlich gelungen war, sie
zu erschrecken. »Miss Newton, ich muss Ihnen etwas
sagen.«
    Manfreds Stimme war leise und rau.
    Oblivia lief an ihm vorbei auf die leuchtend blaue Tür
am Ende des Korridors zu, fest entschlossen sich nicht
aufhalten zu lassen.
    Manfred trottete steif hinter ihr her. »Ich habe die
Kinder beobachtet, wie Sie befohlen hatten. Sie sind die
Klippen hinuntergestiegen, um vor dem Regen noch zu
baden ...«
    »Ach.«
    Das Klopfen von Oblivias Absätzen auf dem Marmorfußboden wurde etwas schneller.
    »Auf dem Weg zurück nach oben ist einer von ihnen
gestürzt«, fuhr Manfred fort.
    »Fantastisch. Hat er den Sturz überlebt?«
    »Leider ja. Er hat sich an einem Vorsprung festgehalten, die anderen beiden haben ihn raufgezogen und nach
Hause zurückgebracht.«
    »Schade. Na ja, vielleicht beim nächsten Mal.«

    »Das ist noch nicht alles. Eine halbe Stunde später sind
sie mit dem Rad nach Kilmore Cove hinuntergefahren.
Später sind sie mit einigen Büchern heimgekehrt.«
    »Dann sollen sie doch lesen! Alle beklagen sich darüber, dass die Kinder nicht mehr lesen. Wenn sie lesen,
stellen sie wenigstens nichts an.«
    »Doch, gerade darum geht es.«
    Oblivia blieb wie angewurzelt stehen. »Wie meinst du
das?«
    »Hm ... heute Nacht, bevor ich hierher zurückgekommen bin, habe ich in der Höhle Licht gesehen.«
    Oblivias schönes Gesicht verzerrte sich vor Wut.
»Licht? Wie kann das sein?«
    »Ich weiß es nicht, Miss Newton. Tatsache ist, dass ...«
    »Aber wie sind sie durchgekommen? Was glaubt dieser
Alte denn? Nestor kann mich nicht aufhalten. Er kann
mich doch jetzt nicht mehr aufhalten!« Oblivia Newton packte Manfred bei den Schultern und rammte ihm
ihre spitzen Fingernägel ins Fleisch. Vor Schmerz biss er
die Zähne zusammen. »Wir machen trotzdem weiter ...«,
zischte Oblivia. »Als ob nichts wäre. Wir machen weiter,
klar? Ich zähle auf dich, Manfred!«
    »In Ordnung ... Miss ... Newton ...«, sagte er gepresst.
Erst, als Oblivia seine Schultern losließ, atmete er auf. Er
drehte sich um und öffnete für sie die blaue Tür am Ende
des Korridors.
    »Zählen Sie ruhig auf mich«, flüsterte Manfred, nachdem sich die Tür geschlossen hatte und im Korridor nur der unverwechselbare Duft von Miss Newtons Parfüm
zurückgeblieben war.

    In der Höhle unter den Klippen tobte inzwischen ein
schreckliches Unwetter. Das Schiff bäumte sich auf, versank in Wellentälern, wurde auf beiden Seiten vom Wasser überspült und vom Wind hin und her gerissen.
    An Taue oder Ruderbänke geklammert, hatten Rick
und Julia alle Mühe, nicht von Bord geschleudert zu werden. Lange würden sie sich aber nicht mehr festhalten
können.
    Jason hingegen war ganz und gar damit beschäftigt,
die Steuerruder zu fixieren. »Wir schaffen das schon«,
schrie er. »Haltet euch fest!«
    Als sie dachten, die Höhle würde einstürzen und sie
für alle Zeiten unter sich begraben, hörte das Unwetter
plötzlich auf.
    Einen Augenblick zuvor hatten haushohe Wellen das
Schiff beinahe zum Kentern gebracht. Im nächsten war
das Meer wieder ruhig.
    Das Schiff hörte auf zu schlingern und näherte sich
gemächlich dem zweiten Steg.
    Jason brach zwischen den Steuerrudern zusammen.
Vollkommen durchnässt rutschte Julia unter der Bank
hervor, an der sie sich festgeklammert hatte, und sah sich
um. Rick ließ das Tau los, dem er sein Leben anvertraut
hatte, und massierte sich die schmerzenden Hände.

    Keiner der drei hatte genügend Energie, etwas zu
sagen. Das, was sie erlebt hatten, war vollkommen absurd
gewesen. Absurd und beängstigend. Das Unwetter hatte
nicht länger als drei Minuten gedauert, doch es waren
die längsten, anstrengendsten und unglaublichsten drei
Minuten ihres Lebens gewesen.
    »Jason ... ist alles in Ordnung?«, fragte Julia. Sie stand
auf und ging schwankend über das Deck auf ihren Bruder zu.
    Alle drei hatten nasse Kleider und merkten nun, wie
kalt ihnen war. Im Laderaum und auf dem Deck stand
das Wasser.
    »Was ... was ist passiert?«, fragte Jason, der Mühe hatte,
aufzustehen.
    Julia schüttelte den Kopf. »Wir sind auf der anderen
Seite, Jason.«
    Ihr Bruder blinzelte und sah sich um. Es stimmte: Das
Schiff hatte den Salzwassersee überquert und schaukelte
nun träge neben dem zweiten Steg.
    »Das ... das ist doch nicht
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