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Die Tuer zur Zeit

Die Tuer zur Zeit

Titel: Die Tuer zur Zeit
Autoren: Pierdomenico Baccalario
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keinen Millimeter bewegt.
    »Wir stecken fest!«
    »Nein.« Rick dachte angestrengt nach. »Es muss noch
irgendwie anders verankert sein.«
    Und tatsächlich war es so, als würde ein zweiter Anker
das Schiff daran hindern, sich von dem Steg zu entfernen.
    »Wir müssen den zweiten Anker suchen! Los!«, spornte
Rick Julia und Jason an.
    Plötzlich hatte Jason eine Idee: Vielleicht gab es gar keinen zweiten Anker. Vielleicht war die Metis zur Abfahrt
bereit, aber es fehlte noch etwas ... ein Ziel. Einen Grund
für die Reise. Vielleicht gab es an Bord ein Instrument, das dazu diente, den Kurs festzulegen, etwas Ähnliches
wie die Bordcomputer der Flugzeuge. Und das war es,
was sie suchen mussten, nicht den Anker.

    Vielleicht, dachte Jason, ist irgendwas im Laderaum
des Schiffes versteckt.
    Jason hatte das Gefühl, dass das Schiff einfach nur
darauf wartete, zu erfahren, wohin die Reise gehen sollte.
Denn vielleicht war es ja tatsächlich ein magisches Schiff.
In dem Tagebuch stand, dass sein Rumpf aus dem Holz
einer magischen Eiche geschnitzt war. Das bedeutete
doch wohl, dass auch das Schiff auf die eine oder andere
Art magisch war.
    In seine Hirngespinste vertieft, ging Jason zu dem
Steuerruder, das er vorhin noch festgehalten hatte.
    »Jason, was machst du da?«, rief seine Schwester augenblicklich.
    Er schaute nicht auf. »Ich versuche, das Schiff in Fahrt
zu bekommen«, antwortete er und bewegte das Ruder im
Wasser.
    Das Schiff reagierte wieder nicht. »Das wird sich niemals von hier fortbewegen!«, schrie Jason und packte den
Griff des Ruders noch fester.
    Dann versuchte er sich zu entspannen und wieder seinen Tagträumen nachzuhängen. Er sah sich als Kapitän
Jason, der das Schiff durch einen Sturm lenkte, auf eine
unbekannte Küste zu. Die Felswände der Höhle hatten sich
aufs Meer hin geöffnet. Wie durch Zauberei hatten sich die
Segel des Schiffs von alleine entrollt.

    »Vielleicht müssen wir einfach nur stärker rudern!«,
rief Rick.
    »Nein, es geht nicht ums Rudern«, erwiderte Kapitän
Jason und bewegte das Steuerruder, um einem Eisberg
auszuweichen, der nur in seiner Fantasie existierte. »Ich
sage euch, dass dieses Schiff nicht mit Rudern vorwärtsbewegt wird.«
    »Und wie dann? Mit Segeln? Mit einem Motor? Das
träumst du doch nur!«
    Jason kniff die Augen zu. »Vielleicht«, sagte er sich.
»Vielleicht muss man, um dieses Schiff zu bewegen ...«
Jason dachte an das Logbuch. Stand da nicht geschrieben,
dass das Schiff sie überall dorthin gebracht hatte, wo sie
hingewollt
hatten?
    Ägypten.
    Der alte Ulysses war da gewesen. Und er war an Bord
der
Metis
in dieses Land gereist. Jason war sich dessen
sicher.
    Er griff in seine Hosentasche, um sich zu vergewissern,
dass er das ägyptische Tagebuch, das dem
Auge der Nofretete
als Sockel gedient hatte, noch bei sich trug. »Ägypten«, murmelte er und plötzlich fing das Holz des Steuerruders unter seinen Fingern an zu beben.
    Eine Windböe erfasste die Glühwürmchen und wirbelte sie durcheinander.
    »Was ist passiert? Woher kommt plötzlich der Wind?«,
rief Rick vom Deck aus.
    »Ägypten«, sagte Jason etwas lauter.

    Wieder erzitterte das Holz und wieder stob der Wind
zwischen die leuchtenden Pünktchen. Als ob sie irgendetwas ahnten, flogen die Insekten zur Decke der Höhle
hinauf.
    »Jason! Es wird ... wird so dunkel!«, stammelte Julia.
»Irgendetwas passiert hier!«
    Jason nickte. Das Schiff hatte auf ihn reagiert. Er
steckte das Tagebuch wieder ein und packte den Griff des
Ruders mit beiden Händen. »Haltet euch fest«, schrie er.
»Jetzt!« Dann sagte er mit klarer, fester Stimme: »Bringe
mich nach Ägypten!«
    »Jason? Was redest du da für einen Quatsch?«, rief
seine Schwester.
    Eine dritte Böe erfasste das Schiff und schüttelte es so
stark, dass Julia der Länge nach hinfiel.
    »Ich habe gesagt, du sollst dich festhalten!«, schrie
Jason, in dessen Händen der Rudergriff hin und her
ruckte, als wolle er sich befreien. »Ja, nach Ägypten«,
rief Jason nochmals. »Bringe mich zu Nofretete und zum
Schatz von Tutanchamun!«
    Um sie herum tobte ein Sturm. Das Meer toste.
    Die Glühwürmchen verschwanden und in die Höhle
kehrte tiefschwarze Dunkelheit ein.



Oblivia Newton lief mit schnellen Schritten einen
der Korridore ihrer Villa entlang. Manfred, ihr
Chauffeur, der sie zur Villa Argo gefahren hatte,
betrat den Gang durch eine seitliche Tür und stellte sich
ihr in den
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