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Die Tuer zur Zeit

Die Tuer zur Zeit

Titel: Die Tuer zur Zeit
Autoren: Pierdomenico Baccalario
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Weg zu finden ... Da müsste doch etwas sein«, schlug Julia
vor. »Wir könnten aber auch das Schiff nehmen«, sagte sie
nach einer Weile. »Glaubt ihr, das wäre schwierig?«
    »Was?« Rick sah seine Freundin ungläubig an. »Natürlich ist es schwierig! Weißt du überhaupt, was man alles
braucht, um dieses Schiff in Bewegung zu setzen? Und
wer soll es rudern?«
    »Vielleicht genügt es, den Anker zu lichten, um ...«
    Rick wurde vor Wut ganz rot im Gesicht. »Fangt nicht
wieder mit euren Städterfantasien an. Ein Schiff ist kein
Spielzeug. Um damit zu fahren, benötigt man Wissen,
Geschicklichkeit, Kraft ... und auch eine Portion Glück.
Und wir haben nichts von alldem.«
    »Rick«, sagte Jason langsam, »ich glaube, wir können
es schaffen. Sieh doch nur, wie weit wir schon gekommen sind! Und du kennst das Meer. Wir müssen es versuchen!«
    Julia sah verwundert zu ihrem Bruder herüber. Irgendwie hatte er sich verändert. »Du hast recht!«, rief Julia,
die ausnahmsweise einmal mit ihrem Bruder gleicher
Meinung war.
    Jason ging einen Schritt auf Rick zu. »Schau mal zu
dem kleinen Strand rüber. Er ist gar nicht so weit weg.
Ich würde lieber versuchen auf einem Stück Holz dorthin
zu gelangen, als durch diese trübe Brühe zu schwimmen.
Wenn wir zum Schluss doch im Wasser landen, na gut,
dann schwimmen wir eben. Aber bis dahin glaube ich ...
Also, ich glaube, dass wir ganz bestimmt ...«
    »... dass wir nicht zufällig hier gelandet sind«, beendete
Julia den Satz für ihn.
    »Ja, da bin ich mir sicher. Hört ihr das nicht, hier in
der Höhle? Die Stimmen, die uns zurufen: Ihr habt es
geschafft, es gehört euch! Lichtet den Anker, macht euch
zu Kapitänen dieses Schiffs. Seid einen Tag lang die Kapitäne der Metis! Los, Rick, sag uns die Wahrheit. Sage uns,
ob wir versuchen können dieses Schiff von hier nach dort
zu bringen.«
    Jason zeigte erst auf den ersten Strand, auf dem sie
angekommen waren, dann auf den auf der anderen Seite.

    Einige Sekunden lang blieb sein Finger in der Luft hängen. Er zitterte vor Anspannung.
    Als Jason den Arm senkte, bemerkte er ein Glitzern in
Ricks Augen.
    »Also, was sagst du, Kapitän Rick?«, forderte Jason ihn
mit rauer, verstellter Stimme auf, um wie ein besonders
cooler Typ aus einem Film zu klingen. »Machen wir den
alten Kahn flott?«
    Rick ballte die Fäuste. Er war gleichzeitig wütend,
gerührt und verblüfft, fühlte aber auch eine große Abenteuerlust in sich aufsteigen. Dann nickte er und antwortete: »In Ordnung, bringen wir den Kahn in Gang, Kapitän Jason. Wir wollen es versuchen.«
    Julia legte ihm eine Hand auf den Rücken.
    »Kapitän Julia«, sagte Rick, ohne sich umzudrehen,
»ich versichere Ihnen, dass wir diese Höhle verlassen und
nicht wiederkehren werden, bis wir das Geheimnis des
Schiffs ergründet haben.« Dann sprang er vorwärts und
rief: »Los, Leute! Wir fahren!«
    Sie suchten sofort die richtigen Positionen auf, so als
hätten sie von Anfang an gewusst, was zu tun war.
    Rick erteilte seine erste Anweisung: »Alles, was wir
irgendwie noch brauchen können, in die Kapitänskajüte.«
    Jason legte eine Hand an die Stirn und stand stramm.
»Zu Befehl, Kapitän Rick!«



Rick wollte auf den Mast klettern, in den wohl zu
diesem Zweck Kerben gehauen waren. Er hoffte
wenigstens eines der vier oben befestigten Taue
lösen zu können, um es anderweitig zu verwenden.
    Er steckte das Messer, das er aus der Villa Argo mitgenommen hatte, ein und machte sich mit zusammengebissenen Zähnen an den Aufstieg.
    Als er unter großer Anstrengung ungefähr die Hälfte
der Strecke hinter sich gebracht hatte, kam Julia lachend
aus der Kapitänskajüte gelaufen. »Kommt mal gucken!«,
rief sie. »Die Truhen sind voller Seile!«
    Rick stöhnte und fragte sich, warum er nicht gleich
an diese Möglichkeit gedacht hatte. Vorsichtig machte er
sich an den Abstieg.
    »Was stellen wir nur mit so vielen Seilen an?«, fragten
die Zwillinge ihn.
    Rick überlegte: Die meisten davon waren Schiffstaue.
Einige waren verrottet, andere noch in gutem Zustand.
Ohne zu erklären, was er da tat, legte er sie auf Deck aus.
Dann führte er die Zwillinge zur Ankerwinde. Sie sah
noch funktionsfähig aus und bestand aus einer Holztrommel mit einer L-förmigen Kurbel.
    Leider schien diese überhaupt keine Lust zu haben,
sich drehen zu lassen. Vermutlich war sie seit Langem
nicht mehr bewegt worden und eingerostet. Die drei stellten sich
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