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Die Tuer im Schott

Die Tuer im Schott

Titel: Die Tuer im Schott
Autoren: John Dickson Carr
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Klarheit und Einfachheit halber«, erwiderte Page, »den Mann, den wir immer als Sir John Farnleigh gekannt haben, auch weiterhin so nennen. Aber das ist interessant. Soll das heißen, daß du den Widersacher für den echten hältst?«
    »Nein«, antwortete Burrows. »Eigentlich nicht. Mit Sicherheit nicht!« Er gab sich einen Ruck und sprach mit Würde. »Farnleigh ist – wie vor den Kopf geschlagen. Und ich glaube, das ist ein gutes Zeichen.«
    »Weiß Molly Bescheid?«
    »Ja; er hat es ihr heute gesagt. Tja, so sieht es aus. So wie ich hier mit dir rede, sollte kein Anwalt jemals reden, und die meisten tun es auch nicht; aber wenn ich dir nicht trauen kann, dann kann ich keinem Menschen trauen, und so ganz sicher bin ich mir ja nicht, ob ich alles richtig mache, seit mein Vater tot ist. Laß dir das einmal durch den Kopf gehen. Mal dir die Zwangslage aus, in der ich stecke. Und sei um sieben Uhr auf Farnleigh Close; wir brauchen dich als Zeugen. Sieh dir die beiden Kandidaten an. Mach dir deine Gedanken. Und dann, bevor die Sache ernst wird«, sagte Burrows und stellte den Koffer mit einem energischen Schlag auf den Tisch, »sei so nett und sage mir, welcher von beiden der echte ist.«
     
     

Kapitel 2
    Die niederen Hänge des Wäldchens namens Hanging Chart lagen schon im Schatten, aber das Flachland zur Linken war noch sonnig und warm. Das Haus, ein wenig ab von der Straße, durch Mauern und Bäume geschützt, war von einem Backsteinrot wie aus alten Gemälden. Es war nicht minder glatt und ordentlich als der makellose Rasen davor. Die Fenster waren hoch und schmal in geometrischen Blöcken, und ein schnurgerader Kiesweg führte zur Eingangstür. Die Schornsteine standen eng und dicht beieinander im letzten Sonnenlicht.
    Kein Efeu hatte diese Mauern je erklimmen dürfen. Auf der Rückseite gab es jedoch eine Reihe Buchen, nahe ans Haus gepflanzt. Hier war in der Mitte des Haupthauses ein neuerer Flügel angesetzt – so daß es wie ein auf dem Kopf stehendes T aussah –, und dieser teilte den kunstvoll angelegten Garten in zwei Hälften. Auf eine davon gingen die rückwärtigen Fenster des Raumes hinaus, in dem Sir John Farnleigh und Molly Farnleigh nun saßen und warteten.
    Eine Uhr tickte im Zimmer. Es war die Art von Raum, die man im achtzehnten Jahrhundert Musiksalon genannt hätte, oder den Kleinen Salon für die Damen, und es schien geradezu ein Symbol für den Platz des Hauses in dieser Welt. Ein Pianoforte stand darin, von jenem Holz, das man im Alter für poliertes Schildpatt halten konnte. Es gab altehrwürdiges Silber, und von den Nordfenstern ging der Blick auf den Hanging Chart. Molly Farnleigh nahm es als Wohnzimmer; es war sehr warm und still darin – nur das Ticken der Uhr war zu hören.
    Molly Farnleigh saß am Fenster im Schatten einer großen, weit ausgreifenden Buche. Sie war das, was man den sportlichen Typ nennt, mit kräftigem, wohlproportioniertem Körper und einem kantigen, doch sehr attraktiven Gesicht. Das dunkelbraune Haar war kompromißlos kurz geschnitten. Die hellen haselnußbraunen Augen leuchteten in einem aufrichtigen, gebräunten Gesicht, und die Festigkeit, mit der sie einen ansah, war so gut wie ein Händedruck. Den Mund konnte man zu breit finden, aber sie zeigte prächtige Zähne, wenn sie lachte. Sie war keine Schönheit im herkömmlichen Sinne, aber Gesundheit und Energie verliehen ihr eine Attraktivität, die weitaus stärker war.
    Nun lachte sie allerdings nicht. Ihr Blick war fest auf ihren Mann geheftet, der mit kurzen, harten Schritten im Zimmer auf- und abging.
    »Du machst dir doch keine Sorgen?« fragte sie.
    Sir John Farnleigh blieb stehen. Dann zog er an seinen Manschetten und nahm seine Schritte wieder auf.
    »Sorgen? O nein, das nicht. Das ist es nicht. Nur einfach – ach, zum Teufel mit der ganzen Sache!«
    Er schien der ideale Partner für sie. Wenn man sagte, daß er der Landedelmann par excellence war, würde das den falschen Eindruck wecken, denn jeder stellt sich einen rotgesichtigen Wüstling vor, wie es sie vor hundert Jahren gab. Aber es gibt auch andere. Farnleigh war mittelgroß, von drahtiger, muskulöser Art, die irgendwie an einen Pflug denken ließ: das glitzernde Metall, den kompakten Bau, die scharfe Klinge, die die Furche zieht.
    Er mochte etwa vierzig sein. Das Gesicht war gebräunt, mit einem dichten, doch kurz geschnittenen Schnurrbart; in den dunklen Haaren zeigten sich die ersten Spuren von Grau und in den Winkeln der wachen
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