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Die Tuer im Schott

Die Tuer im Schott

Titel: Die Tuer im Schott
Autoren: John Dickson Carr
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Inzwischen hatten sie sich so entfremdet, daß John anscheinend keinerlei Verwandtschaft mehr in ihm sah. Als es jedoch darum ging, daß nach Dudleys Tod der Besitz und der Titel an John fallen sollten …«
    »Da nahm er an.«
    »Er nahm das Erbe an. Jawohl. Das ist der springende Punkt!« rief Burrows. »Du kennst ihn und du verstehst es. Es schien ja genau das  richtige , daß er wieder herkam. Alles schien ihm so vertraut, obwohl er fast fünfundzwanzig Jahre lang fort gewesen war. Man fand überhaupt nichts dabei: Er verstand sich, er benahm sich, er sprach – das zumindest halbwegs – wie der Erbe von Farnleigh. Anfang 1936 kam er her. Und sogar an Romantik fehlte es nicht, denn er traf die erwachsene Molly Sutton wieder und heiratete sie schon im Mai desselben Jahres. Er lebt ein gutes Jahr hier, er lebt sich ein, und nun das. Nun geschieht das.«
    »Ich nehme an, jemand wird behaupten, daß er beim Untergang der  Titanic  vertauscht wurde?« fragte Page zögernd. »Daß ein anderer Junge aus dem Meer gerettet wurde und sich aus irgendeinem Grunde als John Farnleigh ausgab?«
    Burrows war mit gemessenen Schritten im Zimmer auf- und abgegangen und hatte vor jedem Möbelstück, an das er kam, drohend den Finger gehoben. Aber es sah nicht komisch aus. Eine intellektuelle Kraft ging von ihm aus, die Klienten beruhigte, ja geradezu hypnotisierte. Er hatte eine Art, den Kopf schiefzulegen und seinen Gesprächspartner seitlich an seiner großen Brille vorbei anzusehen, wie jetzt eben auch wieder.
    »Ganz genau. Genau das. Wenn der jetzige John Farnleigh ein Hochstapler ist, dann ist er es schon seit 1912 – und in all der Zeit hat der wahre Erbe geschwiegen, verstehst du? Er hat sich an seine Rolle gewöhnt. Als man ihn nach dem Unglück aus dem Rettungsboot zog, trug er Farnleighs Kleider, er hatte Farnleighs Ring am Finger und dessen Tagebuch in der Tasche. Er hat sich von seinem Onkel Renwick in Amerika Familiengeschichten erzählen lassen. Er ist zurückgekommen und hat es sich in dem alten Leben bequem gemacht. Fünfundzwanzig Jahre! Da verändert sich die Handschrift; ein Gesicht, selbst ein Muttermal, sind nicht mehr dieselben, selbst dem Gedächtnis kann man nicht mehr trauen. Kannst du dir vorstellen, welche Schwierigkeiten das gibt? Wenn er sich vertut, wenn er etwas nicht mehr weiß oder wenn die Erinnerungen vage sind, dann ist das nur natürlich. Oder etwa nicht?«
    Page schüttelte den Kopf.
    »Trotzdem, mein Junge, dieser Herausforderer muß schon verdammt gute Argumente haben, bevor ihm jemand glaubt. Du weißt, wie die Gerichte sind. Was hat er vorzuweisen?«
    »Der Herausforderer«, antwortete Burrows und verschränkte die Arme vor der Brust, »behauptet, er habe einen unwiderlegbaren Beweis, daß er der wahre Sir John Farnleigh ist.«
    »Hast du diesen Beweis gesehen?«
    »Wir sollen ihn heute abend zu sehen bekommen – oder auch nicht. Der Herausforderer bittet um ein Treffen mit dem gegenwärtigen Träger des Titels. Nein, Brian – einfältig bin ich nicht, auch wenn ich wegen dieser Sache schon halb den Verstand verloren habe. Der Herausforderer hat mir eine Geschichte vorgelegt, die überzeugt, und eine Reihe kleinerer Beweise dazu. Er kam in mein Büro spaziert (und leider in Begleitung eines Windhunds, der sich als sein Rechtsbeistand erwies) und hat mir Sachen erzählt, die nur John Farnleigh wissen kann.  Nur  John Farnleigh, glaube mir. Aber er hat vorgeschlagen, daß er und der gegenwärtige Träger des Titels sich einem bestimmten Test unterziehen, der die Frage ein für allemal klären soll.«
    »Was für ein Test?«
    »Das wirst du noch sehen. O ja. Das wirst du noch sehen.« Na-thaniel Burrows griff nach seinem Aktenkoffer. »Nur einen einzigen Trost gibt es bei dieser ganzen unseligen Affäre. Nämlich daß bisher nichts an die Öffentlichkeit gekommen ist. Der Herausforderer ist ein Gentleman, das immerhin – das sind sie beide, bah –, und er legt es nicht auf einen Streit an. Aber es wird doch eine Menge Ärger geben, wenn ich erst einmal weiß, was nun wirklich die Wahrheit ist. Ich bin froh, daß mein Vater das nicht mehr erleben muß. Einstweilen kann ich nur sagen: Sei bitte um sieben Uhr auf Farnleigh Close. Du brauchst dich nicht feinzumachen. Das werden die anderen auch nicht tun. Das Essen ist nur ein Vorwand, und ich weiß nicht einmal, ob es überhaupt etwas zu essen gibt.«
    »Und wie nimmt Sir John die Sache auf?«
    »Welcher von beiden?«
    »Laß uns der
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